Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)
erzähle, dass er reingelegt wurde, dass sie ihn umbringen wollen, wird er doch denken, dass ich das alles erfinde … Er wird mir niemals glauben, oder? Wieso sollte er?«
»Es muss doch irgendwas geben, womit du ihn überzeugen kannst«, meinte Linda. »Irgendwas, das Tait gesagt hat … irgendwas, das beweist, es stimmt.«
»Wer hat euch durchsucht?«, fragte ich.
»Was?«
Ich drehte mich zu Robyn um. »Du hast doch vorhin gesagt, sie hätten euch alles abgenommen, eure Taschen ausgeräumt … wer war das?«
»Ist das wichtig?«, fragte Linda.
Ich schwieg, horchte wieder auf den Motor. Jetzt wurdeer eindeutig langsamer … und ich spürte, wie das Schiff die Richtung änderte. »Ich hab jetzt keine Zeit, es zu erklären«, sagte ich zu Linda. »Sagt mir einfach, wer euch durchsucht hat.«
»Gorman.«
Ich sah Robyn an.
»Mott«, sagte sie.
»Was hat er mit den Sachen gemacht, die er dir abgenommen hat?«
Robyn zuckte die Schultern. »Keine Ahnung …«
Ich wandte mich wieder an Linda. »Was hat Gorman mit deinen Sachen gemacht?«
»Ich weiß es nicht mehr genau«, antwortete sie. »Ich glaube, er hat sie einfach eingesteckt … aber ich weiß immer noch nicht – «
»Hört mal«, sagte Robyn plötzlich und schaute nach oben.
Der Motor lief jetzt nur noch im Leerlauf, tuckerte leise vor sich hin, während das Schiff anfing zu dümpeln, und in der relativen Stille hörten wir Schritte über das Dach des Laderaums knarren und Richtung Luke gehen.
»Das ist er …«, flüsterte Linda. »Das ist Garrow …«
Die Schritte hörten auf.
Wir starrten auf die Luke.
Wieder ein Knarren … danach kurz Stille … dann das Klacken eines Schlüssels in einem Schloss …
Während Linda wieder anfing, in der Kiste mit den Maschinenteilen herumzukramen, erhob ich mich schnell und half Robyn beim Aufstehen. »Geh da rüber«, sagte ich ruhig und zeigte auf die Wand, die am weitesten von der Luke entfernt war. Ich lächelte. »Mach schon … es passiert dir nichts.«
Sie sah mich kurz an, warf einen Blick zu der Luke hoch, dann ging sie hinüber zur Wand.
»Mach die Taschenlampe aus, Linda«, sagte ich und trat unter die Luke.
»Ich – «
»Sofort.«
Gerade als der Laderaum in Dunkelheit versank, öffnete sich die Luke über meinem Kopf ein kleines Stück weit und das blendend weiße Licht einer starken Taschenlampe flutete durch den Spalt herein. Ich trat zur Seite, schützte meine Augen vor dem Licht und blinzelte zu der Luke hoch.
»Hallo, John«, hörte ich Garrow sagen. »Wie geht’s dir da unten?«
»Hör zu, Garrow«, sagte ich und neigte den Kopf zur Seite, um sein Gesicht sehen zu können. »Es gibt was, das du wissen solltest – «
»Tja, da hast du sicher recht, John. Es gibt immer was, das wir wissen sollten, stimmt’s? Oder vielleicht auch nicht … vielleicht ist es ja besser, wenn wir nicht alles wissen.«
»Du musst mir zuhören.«
»Hast du dir je überlegt, wie es wäre, mit absoluter Sicherheit zu wissen, wann du stirbst?«
»Tait will dich linken«, sagte ich im Flüsterton, weil mir einfiel, dass die andern in Hörweite sein könnten. »Er hat Mott und Lloyd gesagt – «
»Dir bleiben noch zwei Minuten, John. Na, was ist das für ein Gefühl?« Die Klinge einer Machete erschien in dem Spalt und der Stahl funkelte im Licht, als Garrow sie hin und her schwenkte. »Zwei Minuten«, wiederholte er, »ehe ich dir deinen verdammten Kopf abschlage. Das heißt, wenn du da unten noch was machen willst, irgendwelche finsteren Träume verwirklichen, die du dir nie erfüllt hast, irgendwelche Todsünden beichten, die du begangen hast … tja, jetzt ist die Gelegenheit, John.«
»Mott und Lloyd werden dich umbringen.«
Er zögerte nur einen Moment. »Zwei Minuten … mach das Beste draus.«
Die Machete verschwand wieder, die Taschenlampe ging aus und die Luke begann sich zu schließen.
»Überprüf mein Handy!«, flüsterte ich laut.
Die Luke verharrte in der Luft, dann ging sie wieder ein kleines Stück auf. Die Taschenlampe blieb aus, aber ich spürte, wie Garrow durch die Dunkelheit zu mir heruntersah.
»Hast du mein Handy?«, fragte ich.
Keine Antwort.
Ich rieb mir den schmerzenden Nacken. »Wenn du’s hast oder weißt, wo es ist, hör dir die Tonaufnahme an. Aber lass es die andern nicht merken, hast du verstanden?«
Immer noch keine Antwort.
»Hör’s dir einfach an. Was hast du schon zu verlieren? Wenn ich lüge … ist es für dich egal. Aber wenn nicht …«
Ich
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