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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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du nicht du selbst bist. Verstehst du?
    »Ja … tut mir leid.«
    Ich weiß. Schon gut. Ihre Stimme klang zugleich traurig und so, als würde sie lächeln. Geh jetzt besser wieder rein, du wirst ja ganz nass.
    »Okay.«
    Bis später …
    »Ja.«
    Lyle und Kyle und der Stoff nuckelnde andere Typ waren fort, als ich wieder reinkam, und ohne sie war es in dem Pub viel entspannter. Ein paar Leute nickten mir zu, als ich zur Bar ging und noch ein Bier bestellte, doch ich würdigte ihre Dankbarkeit nicht – wenn es denn Dankbarkeit war. Ich wollte keinen Dank dafür, dass ich etwas Bescheuertes getan hatte.
    »Wollen Sie noch einen Bell’s dazu?«, fragte der Barkeeper, als er das frisch gezapfte Bier auf den Tresen stellte. »Geht aufs Haus.«
    Ich sah ihn an. »Was?«
    Er lächelte. »Sie haben Lyle Keane zu Tode erschreckt und ihn vertrieben. Das ist mir einen kostenlosen Drink wert.«
    »Na gut.«
    Während er mir einen doppelten Whisky einschenkte, fügte er hinzu: »Nur würde ich mich an Ihrer Stelle in Zukunft vorsehen. Lyle ist keiner, der so was vergisst.« Erstellte das Glas auf den Tresen. »Aber Sie sind ja nicht von hier, oder? Ich meine, Sie wohnen nicht auf der Insel?«
    Ich nahm den Whisky und das Glas Bier.
    »Was ich sagen will, ist«, redete der Barkeeper weiter, »wenn Sie nicht hier wohnen, haben Sie ja nichts zu befürchten.«
    »Danke für den Drink«, sagte ich kopfnickend.
    Und dann ging ich wieder hinaus in den Regen.
    Bridget Moran wohnte in der oberen Wohnung meines Hauses in Hey. Sie war schon seit über zehn Jahren meine Mieterin und die längste Zeit davon waren wir befreundet gewesen, ohne uns richtig zu kennen. Ab und zu blieben wir stehen und redeten miteinander, tranken gelegentlich mal eine Tasse Kaffee zusammen … aber weiter war es nie gegangen.
    Doch in den letzten paar Wochen hatte sich alles geändert. Bridget hatte sich von ihrem Freund getrennt, wir hatten angefangen, uns öfter zu sehen, und schließlich waren wir sogar miteinander im Bett gewesen. Es war das erste Mal seit Stacys Tod, dass ich mit jemandem schlief – und was noch wichtiger war, es war das erste Mal seit Stacys Tod, dass ich mich jemandem ansatzweise nahe fühlte. Für kurze Zeit hatte ich ganz leise eine gewisse Zufriedenheit verspürt. Sie war bei Weitem nicht vollkommen gewesen – und trotz Stacys Zustimmung zu Bridget, die ich innerlich spürte, kam es mir so vor, als ob ich damit unweigerlich die Liebe zu meiner Frau verriete. Aber zumindest zeitweise hatte mich Bridget von diesem ständigen Bedürfnis befreit, jemand anderes zu sein, etwas anderes, alles andere, nur nicht ich …
    Zum ersten Mal seit Jahren war ich nahe dran gewesen, ein bisschen Glück zu finden.
    Und wenn ich es etwas anders angestellt hätte, wenn ich vorsichtiger gewesen wäre … vielleicht wäre Bridget dannnicht verletzt worden. Vielleicht, vielleicht auch nicht … keine Ahnung. Aber das spielte jetzt wohl kaum mehr eine Rolle. Es war eben passiert. Sie war bei mir gewesen, während ich an einem Fall arbeitete, und schlimme Dinge waren passiert. Sie wurde überfallen, geschlagen, wäre beinahe umgebracht worden. Und was noch schlimmer war: Die Liebe ihres Lebens war dabei getötet worden und sie war deshalb drauf und dran gewesen, sich selbst das Leben zu nehmen.
    Und alles wegen mir.
    Ich hatte Tod und Gewalt in ihr Leben gebracht. Und auch wenn ich wusste, dass ihre körperlichen Verletzungen heilen würden, war mir doch klar, dass sie den seelischen Schaden nie mehr ganz überwinden würde. Der Schmerz, den sie in jener Nacht durchlitten hatte, würde sie für den Rest ihres Lebens immer wieder heimsuchen. Er würde zu einem Teil von ihr werden. Er würde sie verändern.
    Er hatte es bereits getan.
    Als ich sie am Tag danach im Krankenhaus besuchte, konnte ich es in ihren Augen lesen, merkte es an der Art, wie sie sprach, wie sie schaute … tief im Innern war sie bereits ein anderer Mensch.
    »Behalten sie dich noch eine Weile hier?«, hatte ich sie gefragt.
    Sie nickte. »Noch ein, zwei Tage. Ist anscheinend üblich bei einer schweren Gehirnerschütterung. Sie wollen noch ein paar Tests machen, um ganz sicherzugehen …«
    »Verstehe.«
    »Was macht deine Hand?«
    Ich lächelte. »Tut weh.«
    »Ist sie gebrochen?«
    »Ein bisschen … Haarfraktur.«
    Sie lächelte schwach und schaute weg.
    »Es tut mir wirklich leid, Bridget«, fing ich an. »Ich wünschte ganz einfach – «
    »Ist nicht deine Schuld, John. Er hat es

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