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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Schädel und verlangte nach mehr, wie ein zusammengeschlagener Boxer, der nicht am Boden bleibt und sich auszählen lässt, egal wie oft er getroffen wird.
    Soweit ich mich erinnern kann, muss es gegen drei Uhr gewesen sein, als ich in die Hotellobby trat. Arthur Finchwar gerade auf dem Weg nach draußen, um drei angeleinte Lurcher Gassi zu führen, und eine ältere Frau saß an der Rezeption. Ich brummelte etwas in Arthurs Richtung, nickte der Frau zu und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Es war sonst niemand da, der Flur war leer, und weil das ganze Haus so still und ich so sturzbesoffen war, lief ich auf Zehenspitzen den Flur entlang und versuchte so leise wie möglich zu sein, um die Ruhe des Nachmittags nicht zu stören … Doch je mehr ich mich bemühte, desto lauter quatschte das Regenwasser in meinen Schuhen, und als ich mein Zimmer erreichte, wurde mir klar, dass ich auf Zehenspitzen mehr Lärm machte, als wenn ich normal gegangen wäre. Ich war laut wie ein Riese, der in offenen Stiefeln einen Sumpf durchquert. Zumindest klang es für mich so. Doch ich war betrunken, meine Wahrnehmung war verfälscht und so viel Lärm konnte ich gar nicht gemacht haben, denn als ich die Schlüsselkarte durchs Schloss zog, die Tür öffnete und die Frau sah, die am Boden hockte und verzweifelt den Reißverschluss meiner Reisetasche zu schließen versuchte, war klar, dass sie mich nicht hatte kommen hören.

5
    Als die Frau hastig aufstand und sich mit vor Überraschung weit aufgerissenen Augen zu mir umdrehte, sah ich, dass es Linda war, die Kellnerin, die ich beim Frühstück kennengelernt hatte.
    »Was machen Sie da?«, fragte ich und warf einen Blick auf meine Reisetasche.
    »Gott«, keuchte sie leise. »Haben Sie mich erschreckt.«
    »Was machen Sie da?«, wiederholte ich meine Frage und starrte sie an.
    »Tut mir leid«, antwortete sie. »Ich hab nur Ihr Zimmer sauber gemacht. Ich weiß, Sie meinten, das wär nicht nötig, aber – «
    »Was haben Sie mit meiner Tasche gemacht?«
    »Wie bitte?«
    »Meine Reisetasche … was haben Sie damit gemacht?«
    »Nichts«, sagte sie und sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Ich hab sie nur weggeräumt.«
    Ich starrte sie böse an, überzeugt, dass sie log, aber in ihrem Gesicht lag keine Spur von Schuld. Genau genommen schien sie eher aufgebracht und beleidigt, dass ich sie ausfragte. Ich warf einen Blick durchs Zimmer, sah das frisch gemachte Bett, den gesaugten Teppich, den Putzwagen drüben am Fenster, den Staubsauger neben dem Bett, mit dem Stromkabel noch in der Steckdose … und so langsam stieg in mir das Gefühl auf, dass ich mich gerade zum Idiotengemacht hatte. Ich war betrunken, meine Wahrnehmung war verfälscht, und als ich die Tür geöffnet und Linda vor meiner Reisetasche hatte hocken sehen …
    »Wieso haben Sie sie zugezogen?«
    »Was?«
    »Wieso Sie meine Reisetasche zugezogen haben?«
    »Das hab ich Ihnen doch gerade gesagt«, seufzte sie. »Ich wollte sie wegräumen.« Verärgert über meine Anschuldigungen schüttelte sie den Kopf. »Hören Sie, wenn Sie nicht wollen, dass ich Ihr Zimmer betrete, wenn es Ihnen nicht passt, dass ich irgendwas anfasse – «
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich dachte nur – «
    »Tja, da haben Sie wohl falsch gedacht.« Sie schüttelte wieder den Kopf. »Verdammt … ich mach nur meinen Job, das ist alles. Ich meine, es ist beschissen genug, den ganzen Tag anderer Leute Dreck wegzuräumen … ihre Betten zu machen, ihre verdammten Sachen zusammenzulegen.« Sie starrte mich an. »Und jetzt muss ich mir auch noch anhören, ich wäre ein Dieb.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber gedacht.«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Ehrlich … ich hab einen Fehler gemacht, okay? Tut mir wirklich leid.«
    »Na gut …«
    »Lag wahrscheinlich an der Tür.«
    »An der Tür?«
    »Na ja, sie war zu, abgeschlossen, verstehen Sie … deshalb habe ich nicht erwartet, dass jemand im Zimmer ist. Wahrscheinlich hat mir das einen kleinen Schreck eingejagt. Ich konnte nicht mehr klar denken.«
    »Ach so, verstehe …«, sagte sie, nickte langsam und schaute zur Tür. »Hab ich gar nicht bemerkt … normalerweise lass ich die Tür immer offen, wenn ich ein Zimmer mache, aber beim Saugen musste ich sie schließen, und danach hab ich wohl vergessen, sie wieder aufzumachen.« Sie lächelte michvorsichtig an. »Nächstes Mal pass ich auf, dass sie offen ist.«
    Ich lächelte zurück. »Und ich versuche darauf zu achten, dass ich

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