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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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außerdem drängten sich drei junge Männer um eine Quizmaschine am Ende der Bar und stritten lautstark über die richtige Antwort auf irgendeine dämliche Frage. An der Bar stand niemand an. Der Barkeeper war ein Mann mittleren Alters, trug einoffenes Hemd und hatte dichte Locken, so steif wie Topfreiniger.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er und wischte sich die Hände an einem Tuch ab.
    Ich bestellte ein Stella und einen doppelten Whisky.
    »Irgendeinen bestimmten Whisky?«, fragte er nach. »Bell’s, Teacher’s … wir haben auch einen ziemlich guten Single Malt.«
    »Bell’s ist okay, danke«, antwortete ich.
    »Eis?«
    Ich schüttelte den Kopf und hoffte, er würde mir keine weiteren Fragen stellen. Gib mir einfach die verdammten Drinks , dachte ich und lächelte ihn an. Und während er zurücklächelte, schließlich ein Glas nahm und sich zum Spiegel umdrehte, wunderte ich mich, wieso alle Welt neuerdings so viele Fragen stellt. Jedes Mal, wenn du etwas kaufst – Zigaretten, irgendwas zu essen, eine Zeitung –, musst du Fragen beantworten. Brauchen Sie auch ein Feuerzeug? Wussten Sie, dass Sie beim Kauf von zweien nur eins bezahlen? Möchten Sie noch eine Tafel Schokolade zum halben Preis dazu?
    Nein, verdammte Scheiße, will ich nicht. Ich will nur, dass Sie mein Geld nehmen, meinen Kram einpacken (Möchten Sie eine Tragetasche?) und Ihre dämliche Klappe halten.
    Sie hatte recht, stimmt’s? , sagte Stacy.
    »Wer?«
    Serina. Du nimmst wirklich zu viel Rücksicht auf andere Menschen, oder?
    Ich lachte.
    »Haben Sie was gesagt?«, fragte der Barkeeper.
    Ich hörte auf zu lachen und sah ihn an. »Nein, tut mir leid … ich musste nur … ich hab mich gerade an etwas erinnert.«
    Er warf mir einen komischen Blick zu, dann nickte er in Richtung der Drinks. »Macht vier Pfund fünfzig, bitte.«
    »Danke«, sagte ich und gab ihm einen Zwanziger.
    Während er zur Kasse ging, um das Wechselgeld zu holen, nahm ich einen kräftigen Schluck Lager und füllte danach das Glas mit dem Whisky wieder auf. Das Bier schmeckte gut, genau richtig, diese Mischung aus der verdeckten Wärme des Whiskys und dem eiskalten Kick des Biers. Ich spürte bereits, wie der Alkohol ins Blut ging und die Anspannung unter dem Schädel nachließ.
    Als der Barkeeper das Wechselgeld brachte, fragte ich ihn, ob es irgendwo einen Raucherbereich gebe.
    »Hinten zur Tür raus«, sagte er und deutete auf eine Tür am Ende der Theke. »Einfach da durch und geradeaus den Flur entlang.«
    »Danke.«
    Er nickte, dann drehte er sich plötzlich um, als einer der Jungen an der Quizmaschine laut losbrüllte. Ich schaute hinüber und sah, dass nichts weiter passiert war, sondern dem einen nur die Nerven durchgingen, er fuchtelte mit den Händen herum und brüllte die andern an. Der Typ war groß mit schlaksigen Gliedmaßen, ungefähr achtzehn oder neunzehn, er hatte ein längliches, pockennarbiges Gesicht und kurz geschorene Haare. Der, den er anbrüllte, sah genauso aus, war nur nicht so groß und zwei, drei Jahre jünger. Vermutlich sein Bruder. Sie trugen die gleichen weißen Jogginghosen – unten schmutzig und nass vom Schleifen über den Boden.
    Mit dem dritten Jungen schien etwas nicht zu stimmen. Er war gedrungen, hatte ziemlich dunkle Haut, einen strubbeligen Schopf aus dichtem schwarzem Haar, große starre Augen, die nie zu blinzeln schienen, und – was das Merkwürdigste war – ihm hing ein schmutzig weißer Stofffetzen aus dem Mundwinkel. Während er mich mit seinen starren Augen anglotzte, kaute er die ganze Zeit gedankenlos auf dem einen Ende des Stofffetzens rum, wie eine Kuh, die wiederkäut, und wickelte gleichzeitig das andere Ende um seine Finger und spielte damit herum – drehte es zusammen, wedelte damit, zerrte daran.
    »Hey, Neil!«, rief der ältere Bruder dem Barkeeper zu und nahm einen Schluck aus einer Flasche Budweiser. »Wer hat Mäuse oder Menschen geschrieben?«
    »Von Mäusen und Menschen« , korrigierte ihn sein Bruder.
    »Was ist?«
    »Es heißt Von Mäusen und Menschen .«
    »Hä?«
    »Schau doch hin«, sagte der Bruder geduldig und deutete auf den Bildschirm der Quizmaschine. »Siehst du’s? Die Frage heißt: ›Wer schrieb Von Mäusen und Menschen ?‹, nicht ›Wer schrieb Mäuse oder Menschen ?‹ Mäuse oder Menschen , das ist doch Quatsch.«
    » Von Mäusen und Menschen aber auch, verdammte Scheiße.«
    »Okay, Jungs«, sagte der Barkeeper vorsichtig. »Seid nicht ganz so laut, ja?«
    Es sollte eine

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