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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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getan, nicht du.«
    »Ich weiß.«
    »Und es hat keinen Sinn, sich irgendwas zu wünschen . Es ist nun mal passiert.«
    »Ja.«
    »Es ist, verdammt noch mal, passiert …«
    Danach schwiegen wir beide eine Weile. Bridget lag in dem Krankenhausbett – die Augen geschlossen, das schrecklich zugerichtete Gesicht ohne jede Regung –, während ich neben ihr saß und nicht wusste, was ich tun sollte. Was hätte ich denn auch machen können? Mich noch mal entschuldigen? So tun, als ob alles wieder in Ordnung käme? Nein, es gab absolut nichts, was ich tun konnte.
    Deshalb saß ich nur da und wartete.
    Ich schaute zu Boden, ich schaute auf meine Hände, ich schaute auf eine Schwester, die vorbeiging. Die Schwester lächelte mich an, ich lächelte zurück. Ich schaute Bridget an. Sie lag still da, ihr Atem ging so gleichmäßig, dass ich dachte, sie wäre eingeschlafen, und ich überlegte, ob sie einfach nur erschöpft war oder unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln stand. Doch dann sagte sie leise, ohne die Augen zu öffnen: »Ich werde nicht in das Haus zurückkehren, John.«
    »Was?«
    Sie öffnete die Augen und sah mich an. »Wenn ich hier rauskomme, ziehe ich zu meiner Schwester. Sie hat ein kleines Cottage in Dorset … sie hält dort Schweine und so. Ich werde bei ihr wohnen.«
    »Okay …«, sagte ich.
    »Ich brauche Abstand.«
    »Ja, natürlich. Das versteh ich.«
    »Sarah kann den Laden alleine machen … und ich werde einfach …« Sie schloss wieder die Augen. »Ich muss weg … ich bin müde … ich werde nicht zurückkommen … ich kann nicht …«
    »Was soll das heißen?«, fragte ich. »Du kommst gar nicht mehr zurück?«
    Sie antwortete nicht.
    »Bridget?«
    Ich wusste nicht, ob sie eingeschlafen war oder nur so tat als ob, damit sie nicht mit mir reden musste. Wie auch immer, ich sah keinen Grund, noch länger zu bleiben. Ich nahm kurz ihre Hand, drückte sie, dann stand ich auf und küsste sie leicht auf die Stirn.
    »Ich ruf dich an, ja?«, sagte ich.
    Doch sie reagierte nicht.
    Und als ich Stunden später noch mal zu ihr wollte, war sie fort. Sie hatte sich selbst entlassen, hieß es. Um zu ihrer Schwester zu ziehen, in ein kleines Cottage in Dorset …
    Mit Schweinen und so.
    Scheiße.
    Ich wusste, dass Stacy recht hatte und ich Bridget anrufen und mit ihr sprechen sollte. Und vielleicht würde es ja wirklich gut gehen … vielleicht hatte sie sich gar nicht so sehr verändert. Ich wollte sie anrufen, ich hatte es die ganze Zeit gewollt, seit sie weg war, aber an diesem Nachmittag, als ich im Regen draußen hinter dem Pub saß, trank und trank … und versuchte, nicht mehr nachzudenken, da wollte ich tatsächlich mit ihr reden. Ich musste. Ich wollte wissen, wie es ihr ging, ihr sagen, wo ich war und was ich tat. Ich wollte ihr von Serina und Robyn erzählen und davon, wie ich mich fühlte, seit ich herausgefunden hatte, dass Robyn meine Halbschwester war …
    Ich brauchte ganz einfach jemanden, mit dem ich reden konnte.
    Jemanden, der mir wichtig war, jemanden, der mir etwas bedeutete …
    Jemanden, der nicht tot war.
    Vielleicht ist es ja das , sagte Stacys Stimme. Vielleicht fühlst du dich deshalb so beschissen.
    »Wie bitte?«
    Wegen mir.
    »Nein.«
    Ich bin tot, John. Ich bin seit siebzehn Jahren tot. Du musst dich von mir lösen.
    »Ich kann nicht – «
    Du musst. Ich bin nicht real, das weißt du. Ich bin nicht Stacy. Stacy gibt es nicht mehr. Sie ist nicht mehr da. Ich bin nicht mal ihre Stimme. Ich bin nur …
    »Was? Du bist nur was?«
    Nichts. Ich bin nichts. Und das ist es, was dich wütend macht – dein Leben mit nichts zu teilen. Deshalb wolltest du dem Jungen wehtun, diesem Lyle Keane, und deshalb sitzt du hier draußen im Regen und trinkst dich zu Tode.
    Ich trank aus und zündete mir eine neue Zigarette an.
    John?
    »Ich rede nicht mit nichts.«
    Ruf Bridget an. Jetzt sofort. Ruf sie einfach an, verdammt noch mal.
    Ich schaute auf das Handy in meiner Hand, rief Bridgets Nummer auf … und dann, gerade als ich wusste, dass ich es tun würde, drückte ich die BEENDEN-Taste und schob das Handy zurück in die Tasche.
    Ich würde sie später anrufen.
    Im Moment brauchte ich einfach noch einen Drink.
    Ich war ziemlich betrunken, als ich ins Hotel zurückkam, aber nicht auf die Art betrunken, um die es mir ging – der Alkohol hatte meinen Kopf nicht geleert und mich so weit gedämpft, dass ich in einen traumlosen Schlaf hätte sinken können, sondern hämmerte immer weiter in meinem

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