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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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freundliche, aber entschiedene Warnung sein, doch in seiner Stimme lag weder Selbstvertrauen noch Autorität, und als sich der ältere Bruder langsam umdrehte und ihn anstarrte – mit zusammengekniffenem Mund und kalten, harten Augen –, schaffte es der Barkeeper nicht mal, dem Blick standzuhalten. Er sah zu Boden, tastete nach einem Glas und tat so, als würde er sich aufs Spülen konzentrieren.
    Ich schaute zu dem älteren Bruder.
    Er lächelte jetzt, mit dem boshaften Grinsen eines grausamen kleinen Jungen.
    »Welche Antworten habt ihr zur Auswahl?«
    Er drehte sich um und reckte das Kinn vor. »Was ist?«
    »Bei der Quizfrage: ›Wer hat Von Mäusen und Menschen geschrieben?‹ Welche Antworten habt ihr zur Auswahl?«
    Auch mir gegenüber ließ er jetzt mit einem bösen Blick den harten Jungen raushängen, doch ich lächelte nur zurück und kurz darauf schnaubte er laut, zog die Schultern hoch und drehte sich wieder zu seinem Bruder um.
    »Welche Möglichkeiten gibt es, Kyle?«, fragte er.
    »Ich hab dir die Antwort doch schon gesagt«, erwiderte Kyle. »Es gibt – «
    »Welche Möglichkeiten, verdammt noch mal?«
    Kyle seufzte. »A: J. K. Rowling, B: Ernest Hemingway oder C: John Steinbeck.«
    Sein Bruder sah mich an. »Und?«
    Ich sah Kyle an. »Was glaubst du, wer es ist?«
    »Ich weiß , wer es ist – John Steinbeck. Ich hab das Buch in der Schule – «
    »Du gehst doch nie zur Schule, verdammt«, sagte sein Bruder. »Du hast doch bloß geraten, so wie immer.«
    »Hab ich nicht.«
    »Das letzte Mal, als ich auf dich gehört hab, hab ich fünfundzwanzig Eier verloren.«
    »Ja, aber das war – «
    »Du meinst also, die Antwort ist Steindick, ja?«
    »Stein beck .«
    Sein Bruder sah wieder mich an. »Hat er recht?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Also, J. K. Rowling ist es nicht … und ich denke, Steinbeck könnte es vielleicht sein, aber …«
    »Aber was?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, es ist Hemingway.«
    »Nein!«, keifte Kyle. »Es ist nicht der scheiß Hemingway – «
    »Halt’s Maul, Kyle«, sagte sein Bruder, der mich immer noch ansah. »Du bist dir also ziemlich sicher?«
    »Ja.«
    »Ich verlier dreißig Eier, wenn du dich irrst.«
    Ich sagte nichts, sondern blickte ihn nur an.
    Er schaute noch eine Weile zu mir, die Augenbrauen zusammengezogen, und versuchte herauszufinden, ob er mir glauben sollte oder nicht. Dann drehte er sich nach einem kurzen Blick auf Kyle wieder zu der Quizmaschineum, wartete eine Sekunde und drückte einen Knopf. Einen Moment war es still, dann blinkten rote Lichter auf und die Maschine krächzte: HA-HA-HA-HAAH! VERLOREN!
    »Fuck!« , spie der Bruder und schlug mit der flachen Hand gegen den Bildschirm. »Scheiße!«
    »Ich hab’s dir gesagt «, meinte Kyle. » Verdammt , ich hab doch gesagt, es ist – «
    »Schnauze!«
    »Wieso hast du auf ihn gehört? Ich hab dir doch – «
    »Verdammt, du sollst deine Schnauze halten, hab ich gesagt!« Er drehte sich wütend zu mir um. »Hemingway, Scheiße … du dämlicher Wichser. Dreißig Eier kostet mich das, dreißig Eier, verflucht noch mal.«
    »Tja«, sagte ich und nahm einen Schluck. »So ist es eben. Mal gewinnst du, mal verlierst du.« Ich wandte mich wieder an den Barkeeper. »Ich nehme noch einen Scotch. Bell’s bitte, ohne Eis. Und eine Flasche Budweiser. Ohne Glas.«
    Er warf einen argwöhnischen Blick auf die drei, dann nickte er mir zu und ging die Getränke holen.
    »Hey«, hörte ich den älteren Jungen sagen.
    Ich ignorierte ihn.
    »Hey, Arschloch. Ich red mit dir.«
    Ich wartete, dass der Barkeeper die Getränke brachte, gab ihm einen Zehn-Pfund-Schein, trank einen Schluck Whisky und schüttete den Rest in mein Bierglas, dann drehte ich mich zu dem Jungen um. Er stand immer noch drüben an der Quizmaschine und starrte mich böse an. Sein Gesicht glühte rot – halb aus Wut, nahm ich an, und halb aus Scham.
    »Das hast du mit Absicht gemacht, was?«, sagte er.
    Ich nahm mein Bierglas und die Flasche Bud und ging zu ihm rüber.
    »Du hast es gewusst, Mann«, sagte er und trat ein Stück zurück. »Verdammte Scheiße, du hast gewusst, dass das die falsche Antwort ist.«
    Ich blieb vor ihm stehen und musterte ihn von oben bisunten. Es sprach nicht viel für ihn. Er wirkte zwar zäh und ich hatte auch das Gefühl, wenn er wollte, konnte er ziemlich fies werden, aber nur, wenn die Situation eindeutig für ihn sprach. Er würde dir die Scheiße aus dem Leib treten, wenn du am Boden lagst, aber er

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