Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)
Chelsey Swalenski. Wohnt in University Park, Dallas, Stammt aus University Park, Dallas. Geboren am 28. April – «
»Kannst du sehen, wann sie zuletzt auf der Seite war?«
»Gestern früh um 8.22 Uhr hat sie eine Nachricht an eine Freundin namens Megan geschrieben.«
»Danach nichts mehr?«
»Nein.«
»Was steht in der Nachricht?«
»Nicht viel …« Cal las mir Chelseys Eintrag vor. » Hi Megan, ich bin noch auf der Insel. Das Wetter ist beschissen, aber sonst ist es ganz gut hier. Die Leute sind echt nett, aber manchmal auch ziemlich seltsam. Und das Hotel ist alt und ein bisschen gruselig. Aber ist schon okay. Ich schick dir demnächst noch ein paar Bilder. Bis nächste Woche. Liebe Grüße, Chelsey. Und das war’s.«
»Okay … und geschickt hat sie das gestern Morgen?«
»Ja, um 8.22 Uhr.«
»Auf welche Weise hat sie’s gesendet?«
»Wie meinst du das?«
»Es gibt hier kein WLAN. Soweit ich weiß, hat das Hotel gar keinen öffentlichen Internet-Zugang.«
»Sie hat ihr Handy benutzt.«
Ich zündete eine Zigarette an. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, es zu orten?«
»Das Handy?«
»Ja.«
»Hast du die Nummer?«
»Nein.«
»Okay, mal sehen, ob ich es finde …«
Ich hörte ihn wieder auf der Tastatur rumtippen.
»Was ist, wenn sie ihr Handy im Moment gar nicht benutzt?«, fragte ich. »Kannst du es trotzdem orten?«
»Ich brauch nur ein Roaming-Zeichen«, sagte er, immer noch tippend. »Telefonieren muss sie dazu nicht … okay, ich hab ihre Nummer. Jetzt muss ich nur noch das Programm hochladen …« Tipp tipp tipp. »Willst du, dass ich noch andere Nummern checke, wenn ich schon gerade dabei bin? Ich meine, soll ich es auch mit den Handys der Eltern probieren?«
»Ja, könnte vielleicht nützlich sein.«
»Kein Problem. Ich ruf dich in fünf Minuten zurück, okay?«
Er brauchte ein bisschen länger als fünf Minuten. Bis er zurückrief, hatte ich geduscht, mir einen Kaffee gekocht, den Verband gewechselt und ein paar Zigaretten geraucht. Ich rauchte gerade eine auf dem Balkon, als sein Anruf kam.
»Eine gute und eine schlechte Nachricht«, sagte er. »Welche willst du zuerst?«
»Die schlechte.«
»Okay. Tja, die Handys der Eltern konnte ich nicht orten,was heißt, sie sind entweder abgestellt oder die Akkus sind leer. Bryans Handy war zuletzt gestern Morgen um 9.07 Uhr eingeschaltet, das von Ruth ist schon seit Freitagabend nicht mehr an. Sie wurden beide ungefähr in derselben Gegend benutzt, aber sie genau zu orten ist unmöglich, weil es um Hale herum zu wenige Mobilfunksender gibt.«
»Aber sie waren eindeutig auf der Insel?«
»Ich würde mal sagen, sie waren entweder auf der Insel oder ganz in der Nähe … im Umkreis von acht Kilometern.«
»Und was ist mit Chelseys Handy?«
»Das ist die etwas bessere Nachricht. Den genauen Ort kann ich auch da nicht bestimmen, aber Chelseys Handy ist noch eingeschaltet. Sie hat es schon eine ganze Weile nicht mehr benutzt, trotzdem sendet es noch ein Signal.«
»Wann hat sie es das letzte Mal benutzt?«
»Gestern Nachmittag um 15.25 Uhr. Sie hat einem gewissen Keenan eine SMS geschickt. Darin steht einfach: hey k, noch 6 tage!! Und ein Smiley.«
»Keenan …«, murmelte ich vor mich hin. »Ist das ein Jungenname?«
»Ja, ich hab seine Nummer zu einer Adresse in University Park, Dallas, verfolgt – nur ein paar Straßen entfernt von da, wo die Swalenskis wohnen. Ist wahrscheinlich ein Bekannter von Chelsey, vielleicht ihr Freund …«
Ich schloss einen Moment lang die Augen und erinnerte mich an das erste Mal, als ich Chelsey sah – am Fuß der Hoteltreppe, wo sie Kaugummi kaute und Musik auf ihrem iPod hörte, die Kabel schauten unter ihrer Kapuze heraus … und ich stellte mir zwangsläufig die Frage, was ich empfinden würde, wenn meine vierzehnjährige Tochter einen Freund hätte … einen Jungen namens Keenan, der ein paar Straßen weiter wohnte …
Würde ich mich freuen für sie? Wäre ich besorgt? Würde ich sie schützen wollen? Würde ich diesen Knaben hassen,egal wie nett er wirkte, weil Jungs eben Jungs sind und selbst die netten nur das eine im Sinn haben …?
»John?«, hörte ich Cal fragen. »Bist du noch dran?«
»Ja«, sagte ich und öffnete wieder die Augen. »Also … Chelseys Handy ist noch eingeschaltet, aber du kannst es nicht genau orten, hab ich das richtig verstanden?«
»Ich kann die Position ein bisschen genauer eingrenzen als bei den Eltern, aber das hilft nicht viel. Ich meine, ich bin
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