Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)
ziemlich sicher, dass das Handy noch auf der Insel ist, aber mehr kann ich dir nicht sagen.«
»Siehst du, ob es sich bewegt?«
Er zögerte einen Moment. »Das Signal ruht. Es hat sich seit gestern Nachmittag nicht mehr bewegt.«
»Verstehe …«
»Ergibt das für dich einen Sinn? Ich meine, hilft dir das irgendwie weiter?«
»Vielleicht … keine Ahnung. Um ehrlich zu sein. Im Moment ergibt gar nichts einen Sinn.«
»Kann ich sonst noch was tun?«
»Ja, hier im Hotel wohnt ein Mann … ich weiß nicht, wie er heißt. Er ist Ende zwanzig, Anfang dreißig und ich bin mir ziemlich sicher, dass er allein ist. Kannst du noch mal in das Buchungssystem gehen und schauen, ob du ihn findest? Es sind ja nicht viele Gäste da, und soweit ich weiß, ist er der einzige jüngere Mann, der hier allein wohnt, es dürfte also nicht besonders schwer sein.«
»Ja, kein Problem. Was willst du über ihn wissen?«
»Seinen Namen, welches Zimmer er hat … wer er ist, was er beruflich macht, wo er wohnt … eigentlich alles, was du über ihn finden kannst.«
»Betrachte es als erledigt.«
»Danke, Cal.«
»War’s das?«
»Ja, ich glaub schon.«
»Okay, gut …« Er klang zögernd. »Und … erzählst dumir, was da unten läuft, John? Ich meine, du musst natürlich nicht, ist absolut okay für mich, wenn du’s nicht tust … aber … na ja, es ist viel einfacher für mich, dir zu helfen, wenn ich weiß, wobei ich dir eigentlich helfe.«
»Ja, tut mir leid«, sagte ich. »Ich will auch gar nichts vor dir geheim halten, Cal … Es gibt nur ein paar Dinge, die ich abklären muss, bevor ich die Sache weiter vorantreibe. Lass mir noch ein bisschen Zeit, ja?«
»Klar, natürlich.«
»Ich erklär’s dir ganz bald, versprochen.«
Er lachte leise. »Ist das diesmal ein echtes Versprechen?«
»Wie meinst du das?«
»Na ja, du hast mir auch versprochen, Bridget anzurufen, erinnerst du dich? Aber getan hast du’s nicht, oder? Stattdessen hast du Ada angerufen.«
»Ich wusste, dass du mich überprüfen würdest.«
»Einer muss es ja tun.«
»Na ja – «
» Du bist es doch, der immer sagt, ein Versprechen ist ein Versprechen.«
»Ich hab die Finger hinterm Rücken gekreuzt.«
»Was?«
»Als ich versprochen habe, Bridget anzurufen … da hatte ich die Finger hinterm Rücken gekreuzt.«
Er lachte. »Das geht ja wohl gar nicht.«
»Wieso nicht?«
»Na, hör mal, wir sind doch nicht auf dem Schulhof«, sagte er immer noch lachend.
»Wer sagt das?«
»Ich.«
»Ja?«, antwortete ich lächelnd. »Du und wer sonst noch?«
Er lachte noch immer, als ich ihn wegdrückte.
Inzwischen war es zu spät, um im Hotel zu frühstücken, und auch wenn ich keinen richtigen Hunger hatte, wussteich doch, dass ich etwas essen sollte, deshalb beschloss ich, ins Dorf zu gehen und zu schauen, was es dort gab.
Als ich in die Hotellobby kam, war niemand an der Rezeption, aber während ich den Raum durchquerte, ging die Tür rechts daneben auf und Arthur Finch trat heraus. Als er mich sah, blieb er für einen Moment ratlos im Türrahmen stehen, doch dann schaute er auf einmal nach unten, wo einer seiner Hunde aus dem Flur hinter ihm spaziert kam, sich an seinen Beinen vorbeizwängte und hinaus in die Lobby trottete. Es war ein goldfarbener Lurcher – mit glattem Fell, großen Augen und etwas tranigem Blick –, und als er auf mich zutapste, mit diesem Hundelächeln und wedelndem Schwanz, war es einfach unmöglich, nicht zurückzulächeln.
»Nicht, Honey«, rief Arthur freundlich und folgte dem Hund durch die Lobby. »Komm her, braves Mädchen … na komm …«
Honey , dachte ich und ließ den Hund an meiner Hand schnuppern. Honey.
»Tut mir leid, John«, sagte Arthur, trat auf mich zu und fasste Honey sanft am Halsband. »Sie weiß genau, dass sie nicht hier raus soll …« Er beugte sich nach unten und sah den Hund an. »Das weißt du doch, oder?«
Honey setzte sich, reckte ihm die Pfote entgegen und schlug mit dem Schwanz auf den Boden.
»Schöner Hund«, sagte ich.
Arthur sah mich an, und als er merkte, dass ich es ernst meinte, breitete sich ein Lächeln in seinem Gesicht aus. Es war ein sympathisches Lächeln, ein aufrichtiges Lächeln, und als ich ihm in die Augen blickte, sagte mir mein Bauch, dass ich keinem grundsätzlich bösen Menschen gegenüberstand. Er war vielleicht fehlgeleitet. Ängstlich, beschämt, schwach …
Aber nicht böse.
»Na komm, mein Mädchen«, sagte er leise zu dem Hund. »Lass uns wieder dahin gehen,
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