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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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falls ich Informationen zurückhielt, oder mir sogar wieder mit Verhaftung drohen. Aber schließlich, nachdem sie eine Weile ernsthaft sauer gewirkt hatte, schüttelte sie erneut den Kopf, seufzte schwer und beantwortete meine Frage.
    »Also gut, hören Sie zu«, sagte sie. »Ich weiß nicht, warum ich das tue, aber ich werde Ihnen gegenüber so ehrlich sein, wie ich kann, einverstanden?« Sie sah mich an. »Wenn Sie mich hier und heute überzeugen können, dass Chelsey ermordet wurde, dann gebe ich Ihnen mein Wort, dass ich, sobald die Fahndung vorbei ist, jeden kleinsten Fitzel eines Beweises, den Sie haben, an die Polizei weitergeben werde. Nicht an die örtliche Polizei, denn der kann man nicht trauen, und auch nicht an den CID in Hey, denn die sind noch schlimmer … aber es gibt da draußen auch gute Abteilungen mit aufrichtigen Beamten und ich weiß, wo sie zu finden sind. Das heißt, ich kann Ihnen zwar nicht das Blaue vom Himmel versprechen, aber ich kann Ihnen eine saubere, ernsthafte und erschöpfende Untersuchung zusichern.«
    »Verstehe«, sagte ich. »Aber nicht, bevor Ihre Fahndung abgeschlossen ist.«
    »Schauen Sie«, seufzte Linda, »wenn wir die Polizei jetzt einschalten … stellen Sie sich das doch mal vor. Auf der ganzen Insel wär plötzlich die Hölle los. Überall Kriminalpolizei, Gerichtsmediziner, Leute in Uniform, die Presse … und alle, hinter denen wir her sind, stoppen ihre Aktivitäten, vernichten die Beweise und unsere ganze Arbeit der letzten drei Jahre war umsonst.« Sie schüttelte den Kopf. »Das werde ich nicht zulassen.«
    »Das ist lächerlich«, sagte ich. »Glauben Sie ernsthaft, es wäre wichtiger, ein paar Drogendealer festzunehmen, als den oder die Mörder eines vierzehnjährigen Mädchens zu erwischen?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Genauso klingt es aber für mich.«
    »Sie verstehen es einfach nicht, oder?«, sagte sie wütend. »Erstens reden wir nicht über ›ein paar Drogendealer‹, wie Sie es nennen. Wir sprechen hier über die richtig großen Fische – die Großabnehmer, Verteiler, Finanziers – «
    Ich lachte.
    Sie starrte mich an.
    Ich sagte: »Kommen Sie … Sie wollen mir doch nicht einreden, dass Garrow und seine Jungs zu den richtig großen Fischen gehören. Ich meine, klar, sie sind bestimmt große Arschlöcher, vielleicht sogar Mörder, aber was Drogen betrifft, holen sie doch bloß ab und zu ein paar Päckchen Gras und ein bisschen Kokain an Land. Das ist doch, verdammt noch mal, kein Riesenkartell hier.«
    Sie starrte mich an. »Sind Sie fertig?«
    »Ich will ja nur sagen – «
    »Sie wissen überhaupt nichts.«
    »Nein?«
    »Habe ich irgendwann gesagt, dass Garrow einer der richtig großen Fische ist?«
    »Äh, nein … aber …«
    »Garrow ist nur ein Handlanger, wie fast alle hier auf Hale. Sie tun bloß, was ihnen gesagt wird. Aber wenn man die Großen ganz oben erwischen will, muss man bei denen unten anfangen. Das heißt, ja … wir wissen von Garrows kleinem Team … und zufällig bringen sie ein bisschen mehr an Land, als Sie glauben. Sehr viel mehr. Aber wie ich Ihnen schon zu erklären versucht habe, hinter denen sind wir nicht her. Wir wollen an das große Geschäft, das große Geld, die großen Namen, und wenn wir die erwischen … tja, wer weiß, wie viele Leben wir durch diesen Coup vielleicht retten können.«
    »Glauben Sie das im Ernst?«
    »Ja, das glaube ich. Sie nicht?«
    »Nicht wirklich. Ich meine, sobald Sie einen von ganz oben aus dem Verkehr ziehen, übernimmt doch ein anderer seinen Platz und es ändert sich gar nichts.«
    »Und was schlagen Sie vor?«, sagte sie spöttisch. »Einfach aufgeben?«
    Ich zuckte die Schultern und zündete eine Zigarette an, nicht gewillt, mich auf eine Diskussion einzulassen.
    »Wie auch immer«, sagte Linda, »kommen wir wieder auf den Punkt … Es gibt noch einen Grund, warum wir jede größere Polizeiermittlung vorerst verschieben müssen – es geht um die Sicherheit unserer Quellen. Wir haben lange gebraucht, ein gutes Verhältnis zu unseren Informanten aufzubauen. Wenn die Polizei jetzt hier aufkreuzt und tausend Fragen stellt, weiß ich nicht, was dabei rauskäme. Wie Sie selbst sagen, es sind ein paar ziemlich üble Arschlöcher in das Ganze verwickelt, und wenn die rausfinden, dass einer aus ihrem Kreis Informationen weitergegeben hat …«
    Sie musste den Satz nicht beenden, ich wusste auch so, was sie meinte. Und inzwischen war mir auch klar, dass meine Vermutung, Robyn sei

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