Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)
lassen, ist Ihnen das klar?«
»Mit welcher Begründung?«
Sie warf einen Blick auf meine Reisetasche. »Zum Beispiel wegen Drogenbesitz.«
Ich lächelte. »Das heißt, Sie haben also doch meine Tasche durchsucht.«
Sie zuckte die Schultern. »Das gehört zu meinem Job.«
»Ich bin immer noch nicht überzeugt.«
Sie starrte mich an. »Ein Anruf, mehr ist nicht nötig. Und Sie sind in weniger als zehn Minuten verhaftet und von hier weggebracht. Würde Sie das überzeugen?«
»Ja, würde es«, sagte ich und hielt ihrem Blick stand.»Doch wenn Sie tatsächlich die sind, die Sie zu sein behaupten, und Sie ernsthaft vorhätten, mich zu verhaften, dann würden Sie jetzt nicht hier sitzen und mit mir reden. Das heißt, Sie werden es nicht tun, stimmt’s?«
»Seien Sie sich da nicht so sicher«, murmelte sie.
Ich lächelte sie bloß an, sagte nichts und sie fiel für eine Weile in ein nachdenkliches Schweigen.
Auch wenn es erst kurz nach drei Uhr war, hatte sich der Himmel inzwischen völlig verdunkelt und es regnete so heftig, dass kaum mehr Licht durch das Fenster drang. Ich überlegte, aufzustehen und die Zimmerbeleuchtung anzuschalten, doch das Halbdunkel im Raum war eigentlich ganz angenehm für meine immer noch schmerzenden Augen, weshalb ich beschloss, alles zu lassen, wie es war. Wenn es Linda nicht gefiel, dann wusste sie ja, wo sie den Lichtschalter fand.
Als ich sie wieder ansah und mich unsinnigerweise fragte, ob sie tatsächlich Linda Ransom hieß, schaute sie auf und sagte: »Ein Mann namens Mark Allen war gestern bei Ihnen, stimmt’s?«
»Ja …«, antwortete ich zögernd.
»Er hat Ihnen erzählt, er sei Schriftsteller und versuche, ein Buch zu Ende zu schreiben …«
Ich antwortete nicht, sondern saß nur da und wartete, dass sie weitersprach.
»Er heißt nicht Mark Allen«, erklärte sie mir. »Er heißt Mark Ballard. Und er ist auch nicht Schriftsteller, sondern ebenfalls ein Undercover-Zollfahnder. Er war bei Ihnen, um herauszufinden, was Sie hier treiben.«
Ich sah sie an und versuchte zu verhindern, dass sich das Bild des abgeschlagenen Kopfs wieder in meinem Hirn breitmachte. »Das beweist noch gar nichts«, sagte ich mit leicht zitternder Stimme. »Das Einzige, was ich daraus schließe, ist, dass Sie einen Mann namens Mark Allen oder Mark Ballard kennen und wissen, dass er bei mir war und was er mir erzählt hat – «
»Ich weiß auch alles über den Fall Anna Gerrish«, sagte sie.
Ich erstarrte.
Sie lächelte reumütig. »Den ganzen Unsinn über Anton Viner … wie Bishop die Presse verarscht hat … ja, klar …« Sie nickte jetzt selbstbewusst, wohl wissend, dass sie plötzlich meine volle Aufmerksamkeit hatte. »Und haben Sie eine Ahnung, was ich noch weiß?«, fragte sie. »Ich weiß, dass einem SO13-Beamten namens Les Gillard vor ein paar Wochen ins Knie geschossen wurde, und auch wenn diese Tatsache sehr unter Verschluss gehalten wurde, weiß ich aus zuverlässiger Quelle, dass das Ganze einen Steinwurf entfernt von einem Büro in Hey geschah, das unter dem Namen John Craine Ermittlungen eingetragen ist.« Sie lächelte mich wieder an. »Also, ich behaupte ja nicht, dass das irgendetwas beweist …«
»Ja, okay«, sagte ich. »Sie haben gewonnen.«
»Heißt das, Sie glauben mir jetzt?«
Ich zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich …«
Um ehrlich zu sein, hatte ich ihr von Anfang an geglaubt und das ganze Theater in den vergangenen fünf Minuten diente nur dazu, Zeit zu schinden, damit ich mir überlegen konnte, was das alles bedeutete und wie viel ich ihr erzählen sollte, während ich gleichzeitig versuchte, so viele Informationen wie möglich aus ihr herauszuquetschen. Ich hatte keine Ahnung gehabt, was sie mir erzählen würde, doch als sie Bishop und Gillard erwähnte, war ich wirklich überrascht. Falls ich tatsächlich einen Beweis gebraucht hätte, dass sie die war, die sie zu sein vorgab, hätte schon die Tatsache, dass sie überhaupt etwas über Bishop und Gillard wusste, vollkommen ausgereicht, mich zu überzeugen. Doch ihre Vermutungen im Fall Gerrish und ihre versteckte Behauptung, ich hätte etwas mit Les Gillards Schussverletzung zu tun … tja, das war noch mal eine ganz andere Nummer und ziemlich beunruhigend. Denn wenn sie die ganze Geschichtekannte … nun ja, ich konnte nur hoffen, dass das nicht der Fall war.
»Weiß Bishop, dass Sie hier sind?«, fragte sie mich.
Ich sah sie an.
Sie seufzte. »Hören Sie, ich muss wissen, ob Sie mit ihm in
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