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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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ehrlich zu sein, es war mir ziemlich egal, was sie von mir hielt. Und abgesehen davon hatte sie ja wahrscheinlich recht.
    »Okay«, sagte sie müde, »dann lassen Sie uns das einfach noch mal rekapitulieren … Letzte Nacht, als Sie Marks Kopf sahen oder glaubten , ihn zu sehen, standen Sie hier draußen auf dem Balkon – «
    »Nein, ich war an der Tür. Die Tür stand offen, ich wollte sie schließen, da habe ich ihn gesehen.«
    Sie schaute mich an. »Sie waren total fertig, John. Speed, Dope, Whisky … vielleicht noch irgendwas anderes … es war spät, Sie waren müde …«
    »Ich habe ihn trotzdem gesehen. Er war da.«
    Sie seufzte. »Und dann hat Sie der Clown niedergeschlagen.«
    »Erst habe ich mich umgedreht. Ich spürte, dass jemand hinter mir war, und als ich mich umdrehte – «
    »Das heißt, wie lange haben Sie dort gestanden und den Kopf angesehen? Ich meine, wie viel Zeit lag zwischen dem Sehen des Kopfs und dem Sehen des Clowns?«
    »Nicht viel … ein paar Sekunden vielleicht.«
    »Verstehe. Also haben Sie den Kopf eigentlich nur ein, zwei Sekunden gesehen?«
    »Ja …«
    »Und dann haben Sie sich umgedreht, den Clown entdeckt und er hat Ihnen eine verpasst.«
    »Ja.«
    »Wo hat er Sie erwischt?«
    Ich drehte den Kopf zur Seite und zeigte ihr die Beule.
    »Scheiße …«, flüsterte sie und sah mich an.
    »Ist die real genug für Sie?«, fragte ich.
    »Womit hat er zugeschlagen?«
    »Keine Ahnung.«
    Sie sah mich an, inzwischen etwas verwirrt, weil sie nicht mehr wusste, was sie glauben sollte und was nicht. »Trug er eine Maske? Sie wissen schon, eine Clownsmaske? Oder war das Gesicht einfach geschminkt?«
    Ich überlegte, versuchte mich zu erinnern … an diesen grinsenden roten Mund, diese diabolischen Augen … das ist nicht wirklich … das ist doch wirklich …
    »John?«, sagte Linda.
    Ich schüttelte den Kopf. »Kann mich nicht erinnern. Ich habe das vage Gefühl, dass es wie ein geschminktes Gesicht aussah … aber es kann genauso gut eine Maske gewesen sein. Keine Ahnung …«
    »Und er hat kein Wort gesagt?«
    »Nein.«
    »Haben Sie gesehen, was er anhatte?«
    »Nein.«
    »Ich meine, war er wie ein Clown gekleidet?«
    »Ich weiß nicht … ich habe nur sein Gesicht gesehen.«
    Sie seufzte wieder. »Und als Sie heute Morgen aufwachten,gab es kein Anzeichen, dass das Zimmer durchwühlt worden war?«
    Ich hatte ihr bis jetzt noch nichts von Chelseys Handy erzählt, und als ich sie ansah, schwankte ich immer noch, ob es irgendwas bringen würde, wenn ich es tat. Was machte es für einen Unterschied? Selbst wenn sie mir glaubte …
    Aber wenn es keinen Unterschied macht , überlegte ich, wieso erzählst du’s dann nicht?
    Also erzählte ich es.
    Und der Regen fiel endlos.
    »Sie begreifen aber schon, dass nichts davon einen Sinn ergibt, oder?«, fragte Linda.
    »Vielleicht ist es ja gerade das.«
    Sie sah mich an und wartete auf eine Erklärung.
    »Alles führt zu Chelsey zurück«, sagte ich. »Ich meine, wenn Sie mal kurz annehmen, dass das, was ich Ihnen erzählt habe, stimmt – dass Chelsey und ihre Eltern auf Garrow und die andern stießen, als die gerade eine Drogenlieferung an Land brachten, dass danach etwas passiert ist, irgendeine Konfrontation, und dass Chelsey am Ende umgebracht wurde, vielleicht mit Absicht, vielleicht aus Versehen – «
    »Ja, aber – «
    »Nein, lassen Sie mich ausreden«, sagte ich. »Wenn Sie all das annehmen und dazu noch, dass ich tatsächlich ihre Leiche im Bunker gesehen habe, sie aber irgendwie entfernt wurde, während ich auf die Polizei wartete …« Ich schaute Linda an. »Dann hat doch durchaus alles Sinn.«
    Sie runzelte die Stirn. »Tut mir leid, aber ich versteh nicht, was Sie meinen.«
    »Sie haben es ja selbst gesagt«, erklärte ich. »Ich nehme Drogen, ich trinke … vielleicht bin ich psychisch nicht so stabil, wie ich sein sollte – «
    »Das habe ich nicht behauptet.«
    »Mussten Sie auch nicht«, antwortete ich und lächelte siean. »Das Problem ist, wenn sowieso schon alle überzeugt sind, dass ich komplett durch den Wind bin und man mir nicht glauben kann, und wenn mir dann auch noch Dinge passieren, die so merkwürdig sind, dass ich schon selbst anfange, an mir zu zweifeln …«
    »Dann wird Ihnen jeder andere erst recht nicht glauben«, ergänzte Linda.
    »Richtig. Niemand wird mir glauben, dass ich Chelseys Leiche gesehen habe, niemand wird mir glauben, dass ich auf ihrem Handy belastende Fotos gefunden habe … niemand wird

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