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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Hände hinter dem Rücken vor und löste die kindisch gekreuzten Finger.

22
    Während ich wartete, dass Linda mir eine neue Flasche Whisky brachte, klingelte wieder mein Handy, aber selbst als ich auf dem Display sah, dass es Cal war, hatte ich keine Lust, dranzugehen. Ich wollte mit niemandem reden. Das Einzige, was ich wollte, war ein Whisky. Ich brauchte einen, und zwar dringend. Ich lief im Zimmer auf und ab, rauchte eine Zigarette, schaute alle paar Sekunden auf die Uhr und wartete, dass Linda endlich brachte, was ich so nötig hatte – und begriff, dass ich von Neuem in eine Abhängigkeit rutschen würde, und je tiefer ich rutschte, desto schwerer würde es, mich selbst wieder rauszuziehen.
    Ich wusste das.
    Und ich war absolut entschlossen, es zu schaffen …
    Aber nicht jetzt.
    Jetzt im Moment brauchte ich unbedingt einen Whisky.
    »Hi Cal«, sagte ich, widerwillig den Anruf annehmend. »Hör zu, kann ich dich zurückrufen? Ich bin gerade – «
    »Verdammte Scheiße, John«, sagte er wütend.
    »Was?«
    »Ich hab dich schon tausend Mal angerufen … verflucht, wo hast du gesteckt? Ich hab mir echt Sorgen gemacht.«
    »Ja, tut mir leid«, antwortete ich. »Ich wollte dich schon längst anrufen, aber es ist was passiert.«
    »Herrgott, John«, sagte er. »Du hättest mir doch wenigstens eine SMS oder irgendwas schicken können, verstehstdu … ich meine, es hätte doch auch sein können, dass du tot bist.«
    »Tut mir leid, Cal«, sagte ich, als ich es an der Tür klopfen hörte. »Warte kurz, nur eine Sekunde, okay? Da ist jemand an der Tür. Einverstanden?«
    Er seufzte. »Ja, gut …«
    Ich ging zur Tür, schaute durch den Spion und sah, wie Linda über den Flur zurückging Richtung Rezeption. Ich öffnete die Tür, drauf und dran, ihr hinterherzurufen, aber dann sah ich, dass sie die Flasche Whisky auf den Boden gestellt hatte. Ich nahm sie, ging wieder rein, öffnete die Flasche, nahm einen kräftigen Schluck und ließ die Wärme des Whiskys nach unten in die Magengrube sinken …
    O Gott …
    Was braucht man mehr?
    Ich fand ein Glas, schenkte es ein paar Zentimeter voll, danach ging ich zurück zum Bett, zündete eine neue Zigarette an und nahm das Handy.
    »Cal?«
    »Scheiße, John. Was ist los?«
    »Das war Linda.«
    »Wer ist Linda?«
    Es war fast halb sieben, bis ich Cal endlich in allen Punkten auf den neuesten Stand gebracht hatte. Der Regen machte keine Anstalten, weniger zu werden, und das Blitzen, das ich vorhin am Horizont gesehen hatte, rückte übers Wasser immer näher. Es donnerte auch, und obwohl es schwer war, bei dem unentwegt prasselnden Regen überhaupt etwas anderes zu hören, spürte ich, wie der Himmel anfing zu zittern und zu grollen.
    Cal hatte jede Menge Fragen.
    Und jede Menge Bedenken.
    Ich wollte ja alle seine Fragen beantworten – zum Teil, weil mich das schlechte Gewissen plagte, ihn nicht angerufenund so lange im Unklaren gelassen zu haben, doch hauptsächlich, weil Cal für mich am nächsten an einen echten Freund herankam und ich ihn auf keinen Fall verletzen wollte. Aber Tatsache war, dass ich inzwischen über drei Stunden nonstop geredet hatte, die ganze Scheiße wieder und wieder durchgegangen war und einfach die Schnauze voll hatte. Ich war leer geredet. Ich brauchte Zeit für mich, Zeit zum Nachdenken … Zeit zum Nicht-Denken.
    Und ich musste raus aus dem Zimmer.
    Ich musste irgendwo hin …
    Irgendwas tun.
    Ich musste irgendwo hin.
    »Hör zu, Cal«, sagte ich. »Tut mir wirklich leid, aber ich muss los.«
    »Wo gehst du hin?«
    »Nachsehen, ob es Robyn gut geht.«
    »Wieso sollte es ihr nicht gut gehen?«
    »Wenn wirklich Garrow oder einer von seinen Leuten Mark Ballard den Kopf abgeschnitten hat, könnte das bedeuten, sie wussten, dass er für den Zoll arbeitet, und wenn sie so sadistisch sind, jemandem den Kopf abzuschneiden, dann werden sie auch nichts dabei gefunden haben, ihn vorher zu foltern, um rauszukriegen, was er wusste. Ich will nicht behaupten, dass sie es getan haben, aber die Möglichkeit besteht. Und wenn es so ist …«
    »Könnte er ihnen von Robyn erzählt haben.«
    »Ja, und falls sie wissen, dass sie ein Spitzel ist, dann hat sie jetzt echt ein Riesenproblem.«
    »Verstehe«, sagte Cal. »Wirst du mit ihr reden?«
    »Nein. Ich will nur – «
    »Ich finde, du solltest nicht mit ihr reden, John. Noch nicht.«
    »Ich werde nicht mit ihr reden, Cal. Ich schau nur nach, ob mit ihr alles in Ordnung ist. Sie wird gar nicht merken, dass ich da

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