Bis hierher und nicht weiter
Dämmerung, das durch die Fenster hereinfiel und zu den verführerischen Klängen des Saxofons und der Jazztrompete.
Lily verkörperte jede Versuchung, der er je begegnet war. Es drängte ihn, der Verlockung nachgeben, aber etwas hielt ihn zurück. Vielleicht lag es daran, dasss sie sich so vertrauensvoll an ihn schmiegte, fast so, als wisse sie nicht genau, was weiter geschehen würde. Preston begriff, dass sie nicht sehr erfahren war.
Vermutet hatte er es schon gestern, als sie ständig an ihrem Rock gezupft hatte, um ihre langen, sexy Beine zu verhüllen. Von denen in diesem Moment eines zwischen seine Beine glitt. Er legte die Hände um ihren festen Po.
Lily drängte sich ihm entgegen, ohne bestimmten Rhythmus, sondern einfach, indem sie ihrer Begierde nachgab. Er musste aufhören, oder ihre Unschuld würde ihn von nichts mehr abhalten. Dann würden sie auf die alte Matratze sinken, wie seine Instinkte es forderten.
Entschlossen löste er seine Lippen von ihren und hielt Lily in den Armen, bis sein Puls sich beruhigt hatte und ihm das Blut nicht länger in den Ohren rauschte.
„Das war vielleicht ein KUSS, Lily.”
Fragend sah sie auf. „Wieso hast du dann aufgehört?”
„Ich musste jetzt aufhören, weil wir sonst auf diesem Bett dort gelandet wären.”
„Oh.”
„Keine Sorge, süße Lily, bei mir bist du sicher.”
„Und wenn ich das gar nicht will?”
„Fordere mich nicht heraus, Engel, denn meine Selbstbeherrschung hängt am seidenen Faden.”
„Tut mir Leid. Du hast Recht. Ich habe gesagt, dass ich keine Sommerromanze will.”
„Du verdienst mehr von mir, und ich weiß nicht, ob ich dir das geben kann.”
„Wie wäre es, wenn ich dir die Existenz der Liebe beweise, indem ich dir zeige, dass es auch in deinem Leben Liebe gibt?
Dann brauchte ich nicht das Beispiel anderer Leute anzuführen.”
„Glaubst du, dass du mich überzeugen kannst?”
„Ich glaube es nicht, ich weiß es.”
„Und wenn nicht?”
„Dann werden wir beide etwas Seltenes und Schönes gehabt haben, das wir sonst nicht erlebt hätten.”
„Und was?”
„Einander.”
„Du hältst mich für etwas Besonderes?” fragte er. Niemand hatte das je getan. Er war immer nur einer von vielen verwöhnten reichen Privatschülern gewesen, die zu früh zu viel bekommen hatten.
Lily lächelte, und ihre Augen leuc hteten wie bei einem Kind, das ein Geschenk bekommen hat. „Ja, dafür halte ich dich.”
Er hielt sie ebenfalls für etwas Besonderes, nur würde er ihr das nicht sagen. Lily gehörte zu den Frauen, die sehr tief empfanden, und wenn es ihr nicht gelänge, zum Glauben an die Liebe zu bekehren, würde sie selbst an der Liebe zweifeln, das spürte er. Und er wollte ihr den Glauben an Märchen nicht nehmen.
Nach dem aufwühlenden KUSS wusste Lily, dass sie ein gewaltiges Risiko eingegangen war. Aber sie konnte nicht anders. Es kam ihr so vor, als hätte Preston sämtliche schützenden Barrieren überwunden, die sie in all den Jahren um sich herum aufge baut hatte. Zum ersten Mal befand sie sich beim Restaurieren eines antiken Möbelstücks ganz in der Gegenwart, statt die Vergangenheit zu durchleben. Sie sollte sich auf ihre Arbeit konzentrieren, aber alles, woran sie denken konnte, war der KUSS.
Preston hatte sie sanft und verführerisch geküsst und hatte ihre Willenskraft wie einen entfernten Traum erscheinen lassen statt wie etwas, woran sie sich geklammert hatte, als sie ihre Brüder großzog. Sie war noch nie mit einem Mann intim gewesen, und hatte nie den Wunsch danach verspürt, da die meisten Männer, mit denen sie ausgegangen war, vor der Verantwortung zurückscheuten, sich um zwei Jungen zu kümmern, selbst wenn diese schon fast erwachsen waren.
Natürlich hatte Lily die Grenzen ihrer neu gewonnenen Freiheit getestet. Seit Beau im letzten Herbst das College verlassen hatte, war sie mit zwei Männern ausgegangen. Doch sie hatte rasch festgestellt, dass sie nicht der Typ für lockere Beziehungen war. All die Jahre hindurch hatte sie geglaubt, ihre Brüder hätten sie davon abgehalten, eine feste Beziehung einzugehen. Aber schon bald wurde ihr klar, dass es an ihren Träumen lag.
Jahrelang hatte sie die Glucke gespielt und sich um die gekümmert, die ihre Fürsorge brauchten. Und noch nie war sie einem Mann begegnet, der bedürftiger war als Preston Dexter. Er war bei ihr im Laden geblieben, um ihr Gesellschaft zu leisten, und hatte ihr geholfen, die Arbeit an einem schmiedeeisernen Bettgestell zu
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