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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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ärztlicher Gewohnheit nach ihrem Handgelenk und registrierte mechanisch, dass ihr Puls raste, mindestens hundertfünfzig in der Minute, und sein eigener ebenso.
    »Moment mal, du meinst, er ist von irgendwo runtergefallen?«, fragte er nach und schaute sich um.
    »Von wegen gefallen! Nein!«
    »Sondern? Vom Boden hochgesprungen? So hoch?« Der Professor lachte nervös.
    »Er ist hochgeflogen, als wär er ein Vogel und keine Ratte. Ach du meine Güte, was ist denn das?« Klawdija öffnete den Mund und riss die Augen weit auf.
    Es wurde still. Man hörte den Hauswart draußen Schnee schippen. Zu diesem Geräusch gesellte sich ein anderes – ein hartnäckiges, beunruhigendes Quietschen.
    Der braune Plüschvorhang bewegte sich rasch und heftig, als wäre er plötzlich lebendig. Das Ende der massiven hölzernen Gardinenstange rutschte krachend herunter, Stuck rieselte.
    Der Professor besann sich als Erster. Mit einem Satz war er am Fenster und warf sich auf den zappelnden Vorhang.
    »Klawa, Äther, schnell! Und Handschuhe, zieh Handschuhe an!«
    Der Professor kniete am Boden. Der gefangene Vorhang tobte und fiepte in seinen Händen. Der Professor keuchte und atmete schwer. Seine Augen glänzten, die Wangen unter den grauen Bartstoppeln schimmerten rot. Er sah aus wie ein Torwart, der im letzten Moment den Ball gefangen hat, als das Spiel schon fast verloren war.
    »Nein!«, rief Klawdija leise. »Ich kann das nicht! Gott ist mein Zeuge, Michail Wladimirowitsch. Ich kann nicht. Haben Sie seine Schnauze gesehen? Seine Augen?«
    »Hör auf, es ist nur eine Ratte. Zieh dir Handschuhe an.«
    Oben schaukelte die Gardinenstange. Sie hing nur noch an einer Schraube. Der Messingknauf am Ende drohte dem Professor auf den Kopf zu fallen. Klawdija saß reglos da, nur ihre Lippen bewegten sich kaum merklich. Sie murmelte ein Gebet.
    »Na schön, geh Tanja wecken«, sagte der Professor.
    Klawdija sprang hastig auf, rannte davon und prallte an der Tür gegen ein dünnes junges Mädchen von siebzehn Jahren mit blauen Augen, die Tochter des Professors. Tanja war von dem Lärm aufgewacht. In einem gelben Negligé, das hüftlange helle Haar offen, eilte sie ins Labor, ihrem Vater zu Hilfe.
    Nach einer Viertelstunde lag auf dem nicht sehr großen Operationstischein mit Äther eingeschläfertes dickes kleines Tier. Es war eine Laborratte, genauer gesagt, ein Ratz. Ganz weiß, mit einem roten Fleck unter dem Unterkiefer. Das seltsame, für eine Ratte ungewöhnliche Mal erinnerte an ein Pentagramm, einen fünfzackigen Stern mit der Spitze nach unten.
    »Die Uroma von diesem Ratz muss mit einem Urahn des Katers unserer Kinderfrau gesündigt haben«, hatte Tanja einmal gesagt. »Der schöne Mursik hat am Hals genau so einen Fleck, nur rund.«
    »Ausgeschlossen«, widersprach der Professor. »Zwischen Katzen und Ratten sind derartige Beziehungen unmöglich.«
    Tanja lachte, bis sie einen Schluckauf bekam. Sie amüsierte sich immer sehr über den Gesichtsausdruck ihres Vaters, wenn er vollkommen konzentriert war, keine Scherze verstand und selbst die absurdesten Mutmaßungen ernsthaft erwog.
    »Komm, wir nennen ihn Grigori, zu Ehren von Rasputin«, schlug Tanja vor und berührte das rote Pentagramm.
    »Wie oft habe ich dir das schon gesagt: Versuchstieren darf man keine Namen geben, nur Nummern«, entgegnete der Vater mürrisch. »Und wieso gerade der mystische Kerl Ihrer Majestät? Er ist nicht der Einzige auf der Welt, der Grigori heißt. Mendel, der Begründer der Genetik, hieß auch Grigori.«
    »Umso besser! Ich werde ihn Grigori III. nennen!«, rief Tanja freudig.
    »Untersteh dich! Jedenfalls in meiner Gegenwart!«, schimpfte der Vater.
    Dieser Dialog lag ein halbes Jahr zurück. Seitdem nannte Tanja den Versuchsratz mit dem roten Fleck Grigori III. Irgendwann nannte ihn auch der Professor unversehens so.
    Nun betrachteten beide, Vater und Tochter, verwirrt das schlafende Tier. Der nackte rosa Bauch bebte leicht. Die Pfoten, die aussahen wie winzige, zierliche Damenhändchen, vollführtenein paar schwache Kratzbewegungen und kamen dann zur Ruhe.
    »Nein, Papa, das ist nicht Grigori, nein«, sagte Tanja und gähnte. »Sieh doch, sein Fell ist weiß und flauschig, die Augen rosa. Die Haut ist weich und jung. Und wo ist denn der Fleck? Wo, zeig ihn mir!«
    »Hier ist er. An Ort und Stelle.«
    »Ich glaube es trotzdem nicht. Grigori hat eine riesige Nachkommenschaft, irgendwer aus einem Wurf kann das rote Pentagramm geerbt haben. Das ist sein

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