Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
schönes Leben. Und jetzt lass mich in Ruhe!"
Sie wartete, bis die SMS versendet war und schaltete dann das Handy aus. Vermutlich musste sie sich jetzt eine neue Nummer besorgen. Sie hatte keinen Bock drauf, in Zukunft von diesem Freak und seiner verrückten Freundin auch noch am Telefon terrorisiert zu werden.
Im Krankenhaus war um diese Zeit noch nicht viel los. Die Schwestern in der Aufnahme unterhielten sich angeregt miteinander und nickten Scarlett höflich zu, als sie am Aufnahmepult vorbeikam. Sie schleppte sich zurück ins Ärztezimmer wo zwei Kollegen gerade frühstückten und über Patientenblättern brüteten und ein Dritter dabei war, seine Sachen zu packen und Feierabend zu machen. Glücklicherweise war keiner von den Anwesenden näher mit ihr bekannt, sodass sie unangenehmen Fragen ihre niedergeschlagene Mine betreffend, aus dem Weg gehen konnte. Sie packte ihre Tasche in ihren Spind und schlüpfte in ihren Ärztekittel. Erst jetzt fiel ihr ein, dass sie Charlie nun auch bei der Feier ihrer Großeltern entschuldigen musste. Vermutlich würden alle anderen Gäste sie mitleidig ansehen und ihr bekunden, wie leid es ihnen täte, dass der Neue Mann an ihrer Seite doch nicht der Richtige gewesen war. Sie wünschte, sie hätte Charlie vor ihrer Familie noch eine Weile verschwiegen. Doch, sie war sich so verdammt sicher gewesen, dass er es ernst meinte. Es hatte sich wieder ein Kloß in ihrem Hals gebildet, und als sie die Ärztegarderobe verließ, fragte sie sich, wie sie diesen Tag wohl überstehen sollte.
Kurz nachdem sie ihren Dienst angetreten hatte, hatte sie auch schon den ersten Patienten. Eine junge Frau hatte sich beim morgendlichen joggen den Knöchel verstaucht und wurde von ihrem besorgten Verlobten ins Krankenhaus gebracht, der ihr die ganze Zeit über nicht von der Seite wich. Auch, nachdem Scarlett ihn davon überzeugt hatte, dass alles, was seine Freundin brauchte, ein Stützverband, eine ordentliche Salbe und ein paar Tage Ruhe waren, war er immer noch höchst aufgeregt. Kurz musste Scarlett an Charlie denken, den sie in den letzten Tagen auch als liebevollen, besorgten Partner kennen gelernt hatte, doch sie verbannte ihn anschließend gleich wieder aus ihrem Kopf. Dieser Typ hier würde seiner Freundin vermutlich kein großes Theaterstück vorspielen, nur um ihr noch einmal das Herz zu brechen. Sie war bei der Arbeit und musste sich konzentrieren. Arschlöcher wie er hatten hier einfach nicht die Richtige f Wochen. nichts zu suchen.
Der Vormittag verging wie im Flug und sich-in-die-Arbeit-stürzen war wirklich das beste Mittel gegen Liebeskummer. Sie hatte kaum Zeit, an Charlie und seine idiotischen Aktionen zu denken, sie hatte keine Zeit, sich im Selbstmitleid zu suhlen auch auch nicht, um mordlüstern Rachepläne zu schmieden. Gegen Mittag saß sie in ihrem Sprechzimmer und arbeitete an einem Bericht, den sie der Krankenhausleitung für Ende der Woche versprochen hatte, als sie draußen vor der Tür tumultartige Geräusche vernahm.
"Sir, ich habe ihnen doch gesagt, dass sie hier nicht durch dürfen. Das ist der Privatbereich für unsere...." rief eine Schwester. Im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen und Charlie stand in ihrem Büro.
"Dr. Holloway, ich habe alles versucht, ihn aufzuhalten", sagte die pummelige Schwester, die schwer atmend nach Charlie das Büro stürmte. "Aber er ist einfach an mir vorbei und..." Schuldbewusst sah sie Scarlett an.
"Schon gut, Schwester Katelyn", sagte diese, "sie können wieder gehen!"
"Sie haben absolut kein Benehmen, Mister", fauchte Katleyn Charlie an, der mit weit aufgerissenen Augen vor Scarlett stand. Er war vor Panik fast in Ohnmacht gefallen, als er am morgen ihre SMS bekommen hatte und sie anschließend nicht mehr erreichen konnte.
"Kannst du nicht lesen", giftete Scarlett ihn an, nachdem Schwester Katelyn verschwunden war.
"Doch. Aber ich verstehe nicht, was du damit meinst. Ich meine...Scarlett..." Charlie wirkte aufgelöst und wusste nicht, was er sagen sollte. Dieser Auftritt passte so gar nicht in das Spiel, das er mit ihr spielte. Vielleicht war es aber auch nur ein weiterer Versuch, sie sich noch einmal zu angeln. Vermutlich wartete seine Freundin draußen im Auto und sie würden später gemeinsam über sie lachen, wenn er zurückkam und damit prahlte, dass sie ihm "verziehen" hatte.
"Du kannst also doch nicht lesen. Ich bin dir auf die Schliche gekommen, du Schlauberger.
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