Bis zum bitteren Tod (German Edition)
abgeben wollte.
An beiden Enden der Sitzreihen wären Polizei- oder Militärkräfte postiert. Dass jemand an ihnen vorbei ein Gewehr hereinschmuggeln könnte, schien ihm so gut wie ausgeschlossen.
Wollte ein Attentäter dagegen auf den höher gelegenen Wällen den Admiral anvisieren, dürfte er, so Ricks Meinung, zu weit im Dunkeln sein, egal, wie hell die königliche Loge beleuchtet war. Außerdem wimmelte es nur so von Militärwachen, die alle 50 Meter auf den Wällen und überall im Castle Posten bezogen hatten. Er konnte sie sogar von hier aus sehen.
Er stieg die linke Tribüne bis ganz nach oben, um zu sehen, ob sie bis zur Abschlussmauer der Esplanade reichte. Sie tat es nicht. Im Durchgang zwischen der letzten Sitzreihe und der Mauer kontrollierten zwei Militärpolizisten die Tickets der Zuschauer, die auf die Tribüne wollten.
Es war ihm nahezu unmöglich, außerhalb der Esplanade und der Tribünen eine Stelle zu entdecken, von der man ein Gewehr abfeuern könnte. Abgesehen davon, dass es überhaupt schwierig war, ein Gewehr ins Castle zu schmuggeln, ohne nicht innerhalb von Minuten verhaftet zu werden.
Er kehrte zur königlichen Loge zurück, setzte sich in die erste Reihe und sah zur Menge, die ihre Plätze in der Arena einnahm. Die VIPs trafen bereits ein, unter ihnen zwei hochrangige Generäle sowie der Erste Seelord der Royal Navy, der heute Abend die Parade abnehmen würde.
Das Tattoo begann mit einem Stück der Royal-Navy-Band: »Fanfare for the First Sea Lord.« Dann führten die Dudelsackspieler und Trommler der schottischen Regimenter die riesige Parade durch den Eingang zur Esplanade. Auf die Guards , die Highlander und die Borderer folgten die Bands der Irish Guards , der Royal Gurkha Rifles und der Rats of Tobruk .
Die Klänge der schottischen Märsche erhoben sich in den Nachthimmel über der Hauptstadt. Die eingängige Melodie von »The Campbells Are Coming« rief die Erinnerung an die Belagerung von Lakhnau 1857 wach, als General Sir Colin Campbell an der Spitze von 4500 schottischen Soldaten über den Pandschab marschiert war, um 60 000 indische Aufständische zu besiegen, die die britische Garnison belagert hatten.
Es war ein wunderbarer militärischer Festzug. Rick versuchte seine Nervosität zu verdrängen, als sich am Ende der Vorstellung der Erste Seelord von seinem Platz erhob, um die Parade abzunehmen. Auch Rick erhob sich mit allen anderen, fiel in den Applaus mit ein und verspürte genau wie jeder Schotte in der Arena großen Stolz auf die glorreiche militärische Vergangenheit.
Ein fabelhaftes Schauspiel. Der US-Navy-Commander konnte sich sogar entspannen, als die Royal Marines der 42 Commando mit ihrer Vorführung begannen, sich von den Wällen abseilten, Aufstellung nahmen und ihre Gewehre in die Luft abfeuerten, um damit anzudeuten, dass ihr Angriff auf den befestigten Stützpunkt geglückt sei. Rick hatte sich bereits erkundigt. Sie hatten nur Platzpatronen geladen.
Er blieb bis zum Ende, applaudierte der Russian Cossack State Dance Company , den Bands der Royal Marines mit ihrer »Celebration of Trafalgar« und den 600 Mann starken Militärbands mit Dudelsäcken und Trommeln, die die weltbekannten »Mull of Kintyre« und »Caledonia« spielten.
Zum Finale, vor einer Ehrenwache der Royal Navy, spielten sämtliche Musiker »Auld Lang Syne«, und nachdem diese heilige schottische Melodie verklungen war, erschien hoch oben auf den Wällen der Dudelsackspieler der Lone Scots Guards und spielte eine Pibroch-Wehklage, ein langsames, melancholisches Stück klassischer Dudelsackmusik.
Das Publikum war begeistert. Rick stand auf, jubelte und war wie verzaubert, als ein mächtiger Trommelwirbel den Abmarsch der Musiker und Soldaten ankündigte, die zu den Trommeln und Dudelsacktönen von »Scotland the Brave« in strenger Formation, mit schwingenden Kilts die Bühne verließen.
Commander Richard Hunter, ein Karriereoffizier, hatte nie zuvor in seinem Leben etwas so Perfektes, Bewegendes und Beeindruckendes erlebt. Fast hätte er vergessen, warum er hier war, fast hätte er die Polizeiuniform vergessen, die er trug, oder die Gefahr, in der der große Amerikaner schwebte, den er zu beschützen geschworen hatte.
Er ließ den Blick über die glückliche Menge schweifen, die die Arena verließ, und mischte sich dann unter sie, ging über die Esplanade zum Haupteingang und durch die Lücke zwischen der linken Tribüne und der Wand. Wenn ich soeben Admiral Morgan erschossen hätte,
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