Bis zum bitteren Tod (German Edition)
Tassen Tee zu holen.
Er wartete und hielt Ausschau nach dem Soldaten, der sich allein auf den Weg nach unten machen würde. Exakt eine Viertelstunde nach Beginn des Tattoo trafen sich die vier Wachen. Zwei, drei Minuten lang plauderten sie, dann drehte sich einer von ihnen um und begann den Hügel hinabzuschlendern in den mittlerweile dunkelsten Bereich des Castle.
Der Soldat summte zur Musik, als Ravi aus dem Schatten hervorbrach und von hinten links auf sein Opfer zustürzte. Er holte mit dem rechten Arm aus und ließ den Briefbeschwerer auf den Kopf des Soldaten niedergehen – genau auf das Nervenzentrum hinter dem Ohr.
Das schwere Glas zerschmetterte den Schädelknochen, der junge Mann, der erst gestern den Hamas-Chef darüber in Kenntnis gesetzt hatte, dass sein Gewehr wirklich scharf geladen sei, sackte zu Boden. Tot.
Ravi, der sich hier in völliger Dunkelheit befand, zog dem Mann die Kampfjacke aus, löste dessen Gürtel und streifte ihm die weite Hose ab. Er schnappte sich das Gewehr und die Wollmütze des Mannes, packte ihn unter den Achseln und hievte ihn über die Mauer. Fünfzehn Meter ging es an dieser Stelle hinab zu den Felsen und Büschen, die den Leichnam bis zum nächsten Morgen verbergen würden. Zweige brachen, als der tote Schotte in die Büsche rollte.
Ravi hastete zurück in den Schatten, zog seine neue Kampfmontur über die Zivilkleidung und achtete darauf, dass seine in einem örtlichen Militärladen erworbenen Kampfstiefel gut sichtbar waren.
Er streifte seine ledernen Autohandschuhe über und machte sich auf den 20-minütigen Weg hinunter zur Half-Moon Battery, wo die Marine-Commando ihre Seile befestigten, um sich von hier aus tollkühn zur Esplanade abzuseilen. Ravi gesellte sich nicht zu ihnen, er hielt sich abseits und hatte sein Gewehr über die Schulter geschlungen, als wäre er ein Trapper oder ein SAS-Offizier, der in den Kampf zog.
Die Minuten vergingen, immer wieder brandete begeisterter Applaus auf für die militärischen Darbietungen. Dann erklangen über Lautsprecher die Worte: Es folgt eine Vorführung der 42 Commando der Royal Marines, die uns ihre vielfältigen Künste bei der Erstürmung einer befestigten feindlichen Stellung zeigen werden … Ladies and Gentlemen – die Marines in Action!
Die Lichter in der Arena wurden gedimmt, die Scheinwerfer beleuchteten die hohen Wände am westlichen Ende der Esplanade. Alle Augen auf den Tribünen richteten sich auf die Brustwehr der Half-Moon Battery. Im Scheinwerferlicht waren die Seile zu erkennen, die sich über die Brustwehr schlängelten und über eine 20 Meter hohe, senkrechte Wand zu einem flachen Felsvorsprung hinunterliefen. Von dort führten weitere Seile nach unten, über verschiedene Gebäude hinweg zur Esplanade.
Ravi hielt sich im Schatten, als plötzlich Bewegung in die Gruppe kam. Die ersten vier Commandos rannten zur Brustwehr, ergriffen auf den Befehl ihres Kommandeurs die Seile, schwangen sich rückwärts nach draußen und setzten die Stiefel an die Wand. Dann ließen sie sich ins Seil fallen, stießen sich ab und glitten nach unten, stießen sich erneut ab, fielen, während das Seil geschickt durch ihre Handschuhe lief.
Es war eine atemberaubende Demonstration soldatischer Fertigkeiten. Immer vier Mann zugleich seilten sich ab, spurteten über den Felsvorsprung und ließen sich das letzte Stück zum Boden hinab. Ravi wartete oben. Die Formationen hatten sich mittlerweile etwas aufgelöst, nachdem einige Gruppen etwas schneller als die anderen gewesen waren und eine ungleiche Anzahl von Soldaten an den Seilen des Batteriewalls hing.
Oben in der Dunkelheit waren noch sechs Mann übrig. Plötzlich trat Ravi aus dem Schatten und rannte mit den anderen zur Brustwehr. Gleichzeitig mit zwei anderen erreichte er das von ihm anvisierte Seil.
»Gut, Kumpel, nach dir«, blaffte einer von ihnen, ohne den Hamas-Chef richtig anzusehen.
Ravi packte das Seil. Er hatte es Hunderte Male beim SAS gemacht und war darin wahrscheinlich wesentlich erfahrener als die jungen Commandos. Er schwang sich über die Brustwehr und seilte sich rückwärts ab, wie man es von einem durchtrainierten Offizier der Spezialkräfte erwarten konnte.
Sekunden später befand er sich auf dem Felsvorsprung, rannte zum letzten Abhang und ließ sich auf die Esplanade hinunter. Vor ihm sammelte sich die Truppe, die liegend in Position ging. Ravi drückte sich an die Wand. In zwei Dingen unterschied er sich von den anderen. Er lag nicht flach
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