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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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»Richtig gut.«
    Ich glaube, mit gut war gemeint, dass ich nicht hinfiel.
    Engels Wohnung lag im ersten Stock ganz am Ende des Flurs. Sie nahm den Schlüssel aus ihrer Handtasche, sperrte die Tür auf und hielt sie mir dann auf. »Willkommen in meiner bescheidenen Hütte«, sagte sie.
    Das Erste, was mir auffiel, war ein köstlicher Essensgeruch, und ich fragte mich, wie das sein konnte, wo sie doch den ganzen Tag arbeiten gewesen war. »Irgendetwas riecht hier sehr gut.«
    »Das Abendessen steht auf dem Herd«, erwiderte sie.
    Das Wohnzimmer war größer, als ich erwartet hatte. Es besaß ein riesiges Panoramafenster, das auf den Hintergarten hinausging. Vor einem Fernseher in einem Holzfurnierschrank stand eine Couch mit einem rechteckigen Couchtisch. Das Zimmer wirkte aufgeräumt und nüchtern und schien nur mit dem Nötigsten ausgestattet.
    Irgendetwas an dem Zimmer war anders. Irgendetwas fehlte, ohne dass ich sagen konnte, was.
    Am Ende der Diele war eine kleine Küche mit einem winzigen Resopaltisch. In der Küche herrschte Chaos.
    In der Diele, zwischen dem Wohnzimmer und der Küche, befanden sich drei Türen. »Das hier ist dein Zimmer.« Sie drückte eine Tür auf und ging hinein. Ich folgte ihr. Ein extragroßes Himmelbett stand ganz in der Ecke, sodass es zwei Wände berührte und vorn und an der Seite noch etwa ein Meter Platz war. Außerdem gab es einen kleinen Kleiderschrank und eine Kommode.
    »Ich hoffe, es ist okay.«
    »Es ist mehr als okay«, sagte ich.
    »Nach dem Essen können wir deine Bilder von Key West aufhängen.« Sie ging zurück in die Diele. »Mein Zimmer ist gleich hier gegenüber. Mach’s dir einfach gemütlich. Ich koche uns was Schönes zur Feier deiner Entlassung aus dem Krankenhaus. Ich hoffe, du magst italienisches Essen.«
    »Ich liebe italienisches Essen.«
    »Es gibt Hühnchen Cacciatore mit gegrillten Gemüse-Ravioli.«
    »Du bist ja eine richtige Köchin.«
    »Ich koche sehr gern«, räumte sie ein. »Aber da ich allein lebe, koche ich nur selten. Ich brauche noch etwa eine halbe Stunde. Möchtest du so lange vielleicht etwas lesen oder fernsehen?«
    »Irgendetwas Geistloses.«
    »Also fernsehen. Wo ist denn die Fernbedienung?«
    Ich schlurfte ins Wohnzimmer und setzte mich aufs Sofa, das tiefer und weicher war, als ich erwartet hatte. Ich sank in die Kissen ein wie in Treibsand. Ich wusste, dass ich ohne Hilfe nicht wieder aufstehen können würde.
    Engel fand die Fernbedienung neben dem Fernseher auf dem Boden und brachte sie mir. »Ich muss noch deinen Rucksack aus dem Auto holen.« Sie ging zur Tür hinaus, ließ sie leicht angelehnt und kam ein paar Minuten später mit meinem Rucksack über der Schulter wieder zurück. Sie keuchte ein bisschen. »Ich stelle ihn einfach in dein Zimmer.«
    »Grazie.«
    »Keine Ursache.« Sie stellte den Rucksack in meinem Zimmer ab und verschwand dann in der Küche. Ich ging die Programme durch, bis ich auf einem öffentlichen Sender bei einer Spartacus -Wiederholung hängen blieb.
    Etwa eine Dreiviertelstunde später kam Engel mich holen. »Das Essen ist fertig«, sagte sie. Sie half mir von der Couch hoch. In der Küche war der Tisch mit Porzellangeschirr gedeckt, und eine flackernde, schmale weiße Kerze stand in der Mitte des Tischs.
    »Du hast dir viel Mühe gemacht«, sagte ich.
    »Keine Mühe, es gibt etwas zu feiern.«
    Sie schob meinen Stuhl zurück, und ich ließ mich vorsichtig darauf sinken. Dann nahm sie mir gegenüber Platz.
    »Buon appetito« , sagte sie.
    »Gleichfalls«, erwiderte ich. »Kannst du mit Diabetes denn Pasta essen?«
    »Die Kohlehydrate sind nicht so gut, aber ich esse einfach nicht so viel.« Sie hielt einen kleinen, zylinderförmigen Gegenstand hoch. »Und ich spritze natürlich nach.«
    Die Mahlzeit gehörte mit zum Besten, was ich gegessen hatte, seit ich Seattle verlassen hatte, und das sagte ich ihr auch. Engel schien sich sehr zu freuen, mich so zufrieden zu sehen.
    »Es macht Spaß, für jemanden zu kochen, der es zu schätzen weiß.«
    »Und wenn du nicht arbeitest oder dich um Pflegebedürftige kümmerst, was tust du dann zu deinem Vergnügen?«
    »Vergnügen?«, wiederholte sie, als hätte sie das Wort schon eine ganze Weile nicht mehr gehört. »Na ja, in den letzten Wochen hatte ich nicht allzu viel Freizeit, aber ich habe angefangen, mir die Liste der hundert besten Filme des Amerikanischen Filminstituts vorzunehmen, die ich mir alle ansehen möchte. Ich habe mit der 100 angefangen und arbeite

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