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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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mich langsam zu Nummer eins hoch.«
    »Und das ist …?«
    »Citizen Kane.«
    Ich nickte. »Orson Welles. Natürlich.«
    »Gestern Abend habe ich mir Nummer 78 angesehen, Rocky . Heute Abend steht die 77 auf dem Programm, falls du mir Gesellschaft leisten willst.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch nichts vorhabe. Was ist denn die 77?«
    »American Graffiti.«
    »Es ist mindestens zwanzig Jahre her, seit ich den gesehen habe.«
    »Das ist ein Klassiker«, sagte sie. »Aber das könnte man natürlich von so ziemlich jedem Film auf der Liste sagen.«
    Engel aß langsam und passte genau auf, wie viel sie aß, während ich genau das Gegenteil tat. Mein Appetit schien sie zu amüsieren. Denn als ich meine Gabel schließlich beiseitelegte, fragte sie: »Kann ich dir noch irgendetwas anbieten? Eine Rinderhälfte vielleicht?«
    Ich lachte laut auf. »Nein, ich glaube, fürs Erste bin ich satt.«
    Sie grinste. »Dann geh doch schon mal zurück ins Wohnzimmer. Ich spüle nur rasch das Geschirr ab und komme dann nach.«
    »Ich kann dir helfen«, sagte ich.
    »Du solltest nicht so lange auf den Beinen sein. Außerdem habe ich das in fünf Minuten erledigt.«
    »Ich würde mich gern ein wenig nützlich machen.«
    »Ich mache dir einen Vorschlag: Sobald du einmal um den Block laufen kannst, kannst du hier arbeiten, bis du umfällst.«
    »Das ist ja ein schöner Ansporn«, sagte ich.
    »Ich bin eine hervorragende Motivationstrainerin«, erwiderte sie.
    Ich schaffte es, allein aufzustehen, auch wenn ich mich dabei auf dem Tisch aufstützen musste. Während Engel das Geschirr spülte, ging ich in mein Zimmer. Meine Verbände juckten ein bisschen, sodass ich einen davon abnahm, um die Wunde zu inspizieren. Sie war leicht gerötet um die Fäden, sah aber nicht infiziert aus. Genau in diesem Augenblick hörte ich die Stimmen von Kindern.
    »Süßes oder Saures!«
    Ich steckte den Kopf durch die Tür. »Klingt, als ob du Besuch hast.« Zu meiner Verblüffung ging Engel nicht an die Tür.
    Ich legte meinen Verband wieder um, dann schlurfte ich aus meinem Zimmer zurück zur Couch. Ein paar Minuten später kam Engel mit einer Schale Mini-Schokoriegel aus der Küche. Sie öffnete rasch die Wohnungstür, stellte die Schale hinaus und schloss die Tür wieder.
    »Du weißt aber schon, was jetzt passieren wird, oder?«, sagte ich.
    »Was denn?«
    »Irgendein Kind wird sich die ganze Schale schnappen.«
    »Hab doch ein bisschen Vertrauen«, sagte sie auf dem Weg zurück in die Küche.
    »Ich habe Vertrauen«, erwiderte ich. »Denn genau das hätte ich als Kind getan.«
    »Ich bin gleich fertig«, sagte sie, ohne auf meine Bemerkung einzugehen. »Ich muss nur noch ein bisschen Popcorn machen. Ohne Popcorn ist es einfach kein Kino.«
    Ein paar Minuten später kam sie mit einem Beutel Mikrowellen-Popcorn wieder. Sie legte eine DVD in ihren DVD-Player ein. »Wenn ich ein bisschen vorausschauender gewesen wäre, dann hätte ich für heute Abend Nummer 18 ausgeliehen.«
    »Was ist denn die 18?«
    »Alfred Hitchcock. Psycho .« Sie schaltete die Stehlampe aus, schnappte sich eines der Kissen von der Couch und machte es sich dann vor dem Sofa auf dem Boden bequem.
    »Warum sitzt du dort unten?«
    »Ich sitze gern auf dem Boden. Du kannst die Couch für dich haben.«
    Ich legte mich auf die Seite und drückte auf den Knopf, um den Film zu starten.
    Es war schon nach elf, als der Film zu Ende war. Engel stand auf und schaltete das Licht an. »Was für ein toller Film!«, sagte sie.
    »Ich hatte ganz vergessen, dass Richard Dreyfuss darin mitspielt«, sagte ich. »Ein sehr junger Richard Dreyfuss.«
    »Und Suzanne Somers und Cindy Williams. Dieser Film hat ein Dutzend Sitcoms nach sich gezogen.«
    »Was steht als Nächstes auf der Liste?«, fragte ich.
    »Ich glaube Lichter der Großstadt .«
    »Nie davon gehört.«
    »Das ist ein alter Charlie-Chaplin-Film.«
    »Ein Charlie-Chaplin-Film«, sagte ich und war erfreut, dass einer seiner Filme auf der Liste stand.
    »Er gilt als einer der letzten großen Stummfilme. Und ich kann dir sagen, es war nicht leicht, ihn aufzutreiben. Ich habe ihn online bestellt, aber er ist noch nicht gekommen.« Sie ging zur Wohnungstür und öffnete sie, dann bückte sie sich, um die Schale hereinzuholen. Es lagen noch immer ein paar Schokoriegel darin. »Du hattest unrecht. Es gibt noch Hoffnung für die nächste Generation. Nimm ein Milky Way.« Sie warf mir einen Mini-Riegel zu.
    »Das ist der neueste Trick«,

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