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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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Worte von einem Mann zu hören, der seine berufliche Laufbahn damit verbracht hatte, andere Leute zu beraten, wie sie ihr Geld am besten zusammenhalten. Ich wusste nicht, ob mein Vater sich verändert hatte oder ob ich diese Seite an ihm einfach noch nie gesehen hatte. Vermutlich beides.
    Wir aßen unsere Pfannkuchen auf, dann fuhr mein Vater mich zurück zu Nicoles Haus. Als der Wagen an der Bordsteinkante stand, fragte er mich auf seine unverblümte, pragmatische Art: »Gibt es sonst noch irgendetwas, worüber wir reden müssen?«
    »Nein.«
    »Dann fahre ich morgen nach Hause.«
    »Okay«, sagte ich.
    »Dann ist das geklärt«, sagte er.
    Ich stieg aus. Als ich den Weg hochgehen wollte, kurbelte er das Fenster herunter. »Mein Sohn.«
    Ich wandte mich um. »Ja?«
    »Ich liebe dich.«
    Ich sah ihn an, dann sagte ich: »Ich weiß. Ich liebe dich auch.«
    Er legte den Gang ein und fuhr weg.

Sechsundzwanzigstes Kapitel
    Komisch, dass es uns nichts ausmacht, so viele Jahre darauf zu warten, so wenige Worte zu hören.
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Bevor er abreiste, kam mein Vater noch einmal vorbei, um sich zu verabschieden. Er trug wieder seine Lakers-Windjacke und diesmal auch eine Lakers-Mütze. Er kam nicht herein, sondern blieb vor der Wohnungstür stehen.
    »Es war schön, dich zu sehen, mein Sohn.«
    »Danke fürs Kommen.«
    »Wo ist Engel? Ich würde mich gern von ihr verabschieden.«
    »Nicole«, berichtigte ich ihn. »Sie ist drinnen.« Ich rief Nicole, und sie kam zur Tür.
    »Ich möchte mich gern bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie sich um meinen Sohn kümmern«, sagte er.
    »Gern geschehen. Und danke für die ganzen Reparaturen, die Sie hier erledigt haben.«
    »Ich werkele gern ein bisschen herum. Falls ich irgendwann wieder einmal etwas für Sie tun kann, rufen Sie mich einfach an.«
    »Danke«, sagte sie.
    Sie sahen sich noch einen Augenblick lang an, dann streckte Nicole die Hand aus. »Gute Heimreise.«
    »Danke.«
    Er legte mir eine Hand auf die Schulter. »Komm doch bitte noch mit zum Wagen.«
    Ich folgte ihm nach draußen. Als wir am Straßenrand standen, sagte mein Vater: »Ich wollte dich um drei Dinge bitten. Erstens möchte ich, dass du das hier nimmst.« Er reichte mir ein kleines Handy. Es war eines von diesen billigen, die man bekommt, wenn man einen neuen Handyvertrag abschließt. »Nur für den Notfall«, sagte er. »Niemand muss die Nummer wissen, und du kannst es ausgeschaltet lassen. Ich werde dich nicht anrufen, aber ruf du ab und zu mal an. Du musst dich nicht täglich melden, aber alle paar Wochen vielleicht, damit ich weiß, dass es dir gut geht. Zweitens möchte ich, dass du zu mir kommst, wenn du Hilfe brauchst. Ich will, dass du mir das versprichst.«
    »Versprochen«, sagte ich, und ich meinte es ernst.
    »Gut, gut. Drittens habe ich hier das Aufladegerät für dein Handy.« Er holte eine kleine Tüte aus dem Kofferraum des Wagens. »Und hier ist noch etwas, das du brauchen wirst.«
    Ich betrachtet erstaunt den Gegenstand, den er mir reichte. »Eine Pistole?«
    »Neun Millimeter. Sie ist gesichert, der Ladestreifen ist leer.«
    Ich gab sie ihm wieder zurück. »Ich will mit Waffen nichts zu tun haben.«
    »Wenn du vorhast, auf der Straße zu leben, solltest du besser eine Waffe haben. Du bist nicht einmal aus Washington herausgekommen, ohne um ein Haar dein Leben zu verlieren. Du hast noch tausende von Meilen vor dir, und ich möchte wetten, du wirst noch über weitaus härteres Pflaster laufen als das von Spokane.«
    Ich betrachtete die Waffe skeptisch. »Ich weiß nicht.«
    »Wenn du es nicht für dich selbst tun willst, dann tu es für mich. Für meinen Seelenfrieden.«
    »Ist das überhaupt legal?«
    »Sie ist auf meinen Namen zugelassen. Aber ich nehme an, dem nächsten Straßenräuber, der dich überfällt, ist das egal.«
    Ich nahm die Waffe, wog sie in der Hand und dachte kurz nach. Dann sagte ich: »Na schön.«
    »Gut. Vergiss die Patronen nicht. Eine Schachtel dürfte mehr als genug sein.« Er drückte mir die Schachtel in die Hand. »Kommst du zufällig durch Colorado?«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden.«
    »Falls ja, dann schau bei den Laidlaws vorbei. Ich habe sie seit Jahren nicht gesehen.«
    »Wenn ich in der Gegend bin, werde ich dran denken.«
    Er trat einen Schritt auf mich zu und umarmte mich. »Pass auf dich auf. Ich bin froh, dass du mein Junge bist.«
    Ich wusste nicht mehr zu sagen als »Danke«. Ich hatte mich so lange danach gesehnt, diese

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