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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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bedeutet mir mehr, als ich dir je sagen könnte. Gott behüte dich.«
    »Gott behüte dich, Bill. Und frohe Weihnachten. Denk an unseren Brunch morgen. Wir holen dich gegen elf ab.«
    »Ich werde vorher keinen Bissen essen.«
    »Und vergiss nicht unsere wilde Silvesterparty. Ich rechne fest damit zu sehen, wie du dir einen Lampenschirm aufsetzt, bevor die Nacht vorbei ist.«
    Er kicherte herzlich. »Oh, das wäre vielleicht ein Anblick. Ich komme, natürlich, es sei denn, ich bin zu erschöpft. Ihr jungen Leute haltet mich zu lange auf den Beinen. So lange bin ich seit Jahren nicht mehr aufgeblieben.«
    »Es tut dir gut«, sagte Nicole.
    »Da hast du völlig recht.« Er beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. »Gute Nacht, meine Liebe.«
    Als er wegfuhr, ergriff Nicole meine Hand. »Er ist ein süßer alter Mann.«
    »Ich glaube, du hast keine Ahnung, wie viel du ihm bedeutest«, sagte ich.
    »Das beruht ganz auf Gegenseitigkeit«, lächelte sie. Sie nahm meine Hand. »Ich habe ein Geschenk für dich.«
    »Du hast mir doch schon ein Geschenk gemacht.«
    »Nein, das war etwas Nützliches.«
    Als wir wieder im Haus waren, bat sie mich, auf der Couch Platz zu nehmen, während sie rasch in ihr Schlafzimmer ging. Die synkopisch blinkenden Lichter des Weihnachtsbaums erhellten das Wohnzimmer.
    Ein paar Sekunden später kam sie mit einem Päckchen wieder. »Für dich etwas zu kaufen, ist leicht und schwer zugleich. Denn was schenkt man einem Mann, der nichts hat?«
    »Irgendetwas«, sagte ich.
    »Genau. Aber was schenkt man einem Mann, der sein Zuhause auf dem Rücken trägt?« Sie sah mich mit sanften Augen an: »Oder dem Mann, der einem das Leben gerettet hat?« Sie reichte mir das Päckchen. »Wie auch immer, ich hoffe, es gefällt dir.«
    Nachdem ich das Papier entfernt hatte, kam eine zerdrückte samtene Schmuckschatulle zum Vorschein. Ich klappte den Deckel auf. Darin lag ein St.-Christophorus-Medaillon.
    »Der heilige Christophorus ist der Schutzpatron der Reisenden«, erklärte sie. »Gefällt es dir?«
    Ich hob das weißgoldene Medaillon an dem Kettchen hoch. »Es ist wunderschön.« Ich öffnete den Verschluss und hängte mir das Kettchen um den Hals. Der Anhänger ruhte auf meiner Brust.
    »Ich hoffe, du wirst jedes Mal an mich denken, wenn du es auf deiner Haut spürst.«
    Ich beugte mich vor und küsste sie auf die Wange.
    Plötzlich sagte sie: »Wie wär’s mit einem Eierflip?«
    »Du willst allen Ernstes ein Glas mit mir trinken?«
    »Nein, aber ich werde dir dabei zusehen.«
    Ich lachte. »Auch das weiß ich zu schätzen.«

Neunundzwanzigstes Kapitel
    Das größte Geschenk, das ich dieses Jahr zu Weihnachten bekam, war Frieden.
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Der Weihnachtsfeiertag verlief fröhlich und entspannt. Um kurz vor Mittag holten wir Bill ab, dann fuhren wir in die Innenstadt zum Weihnachtsbrunch im Davenport, wo Bill darauf bestand, die Rechnung zu übernehmen. »Ich fühle mich sonst allmählich wie ein Sozialfall«, sagte er.
    Nach dem Essen fuhren wir zurück in die Wohnung und verbrachten den restlichen Nachmittag mit Kartenspielen, bis Bill schließlich müde wurde. Wir fuhren ihn nach Hause.
    Auf dem Heimweg fragte Nicole: »Wie war dein Weihnachten?«
    »Es war wundervoll.« Ich lächelte sie an. »Das ist erstaunlich, nicht wahr? Ich dachte, an Weihnachten würde mir am ehesten nach Selbstmord sein. Aber stattdessen empfinde ich Frieden.«
    Sie dachte über meine Worte nach, bis sich schließlich ein Grinsen über ihrem Gesicht ausbreitete. »Darf ich dir etwas furchtbar Scheußliches sagen?«
    Ich sah sie neugierig an. »Was denn?«
    »Ich bin froh, dass du überfallen wurdest.« Sie hielt sich eine Hand vor den Mund.
    Ich sah sie nur an, dann prustete ich lauthals los. »Ich auch.«
    Am nächsten Morgen musste Nicole wieder zur Arbeit, und ich nahm mein Gehtraining wieder auf, das ich über die Feiertage vernachlässigt hatte. Ich lief sieben Meilen, was ich anschließend deutlich in den Beinen spürte. Nach meiner Rückkehr duschte ich und verbrachte dann die nächsten Stunden damit, zu Hause auf Falene zu warten.
    Gegen halb drei hielt ein feuerroter BMW vor dem Haus, und Falene stieg aus. Sie trug eine Chanel-Sonnenbrille und ein eng anliegendes, einteiliges Pulloverkleid. Ich lief hinaus, um sie zu begrüßen.
    »Alan«, rief sie.
    »Hey.«
    Sie sprang den Weg zu mir hoch, und wir umarmten uns.
    »Es tut so gut, dich zu sehen«, sagte sie und küsste mich auf die Wange.

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