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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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uns.«
    Sie lächelte. »Auf jeden Fall.«

Fünfundzwanzigstes Kapitel
    Es gibt zwei Arten von Leuten: diejenigen, die auf Berge steigen, und diejenigen, die im Schatten der Berge sitzen und die Bergsteiger kritisieren.
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Wie es seine Art war, klingelte mein Vater am nächsten Tag genau fünf Minuten vor zwölf an Nicoles Haustür. »Wenn man nicht fünf Minuten zu früh kommt, kommt man zu spät«, sagte er immer. Er war übrigens ebenso pünktlich wie sparsam – was Sie beeindrucken würde, wenn Sie wüssten, wie viel er gespart hatte.
    Obwohl es Mittag war, fuhren wir zum International House of Pancakes, um Pfannkuchen zu essen. Mit dem IHOP verband ich eine Tradition. Jedes Mal, wenn wir in der Agentur bis in die Nacht gearbeitet hatten, waren wir irgendwann, manchmal um drei Uhr morgens, im IHOP gelandet.
    Wir bestellten beide einen großen Stapel Pfannkuchen – er Buchweizen, ich Blaubeere. Als wir unser Essen bekommen hatten, fragte er: »Wie kommst du mit McKales Tod klar?«
    »Ich habe so meine Momente.«
    Er sah mich wissend an. »Weißt du, nachdem deine Mutter gestorben war, haben ein paar meiner Kollegen versucht, mich zu überreden, mich wieder mit Frauen zu treffen, aber ich habe es nicht getan. Das war ein Fehler.«
    »Im Augenblick bin ich nicht daran interessiert, mich mit Frauen zu treffen«, bemerkte ich.
    »Ich sage ja nicht, dass du daran interessiert sein sollst, dafür ist es noch zu früh. Aber ich hoffe, dass du es eines Tages vielleicht in Erwägung ziehen wirst.«
    »Warum hast du es denn nicht getan?«
    »Na ja, es gibt die Lügen, die wir uns selbst auftischen, und es gibt die Wahrheit. Ich habe mir gesagt, dass ich dich nicht verwirren wollte, indem ich eine fremde Frau mit nach Hause bringe. Aber die Wahrheit war, dass ich Angst davor hatte, noch einmal einen Anlauf zu wagen. Ich war immer schüchtern gewesen, und deine Mutter war die einzige Frau, mit der ich je ausgegangen war. Ich hatte Glück mit ihr. Ich dachte, ein Mann könne nicht darauf hoffen, zweimal im Leben so viel Glück zu haben.« Mein Vater goss ein wenig Ahornsirup über seine Pfannkuchen. »Ich will nur sagen: Sei kein solcher Feigling wie ich. Das Leben ist kurz. Du solltest offen sein für die Liebe, wann immer und wo immer du sie findest.«
    Ich war überrascht, dass er so etwas sagte. »Du bist doch kein Feigling.«
    »Und ob ich einer bin. Feiglinge verstecken sich immer hinter Draufgängertum oder Stoizismus. Es erfordert Mut, seine Gefühle zu zeigen.« Er nahm einen Bissen von seinem Pfannkuchen. »Wie dem auch sei, ich habe viel über deinen Weg nachgedacht. Wie bist du überhaupt auf dieses Ziel gekommen?«
    »Es war der am weitesten entfernte Punkt auf der Karte.«
    Er nickte, als würde er es verstehen. »Warst du je in Key West?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht«, sagte er. »Aber ich bin nicht mehr dagegen, dass du da hingehst.«
    »Du hast deine Meinung geändert?«
    »Ich nehme an, so fest stand sie nie. Als ich das erste Mal davon hörte, wusste ich nicht, weshalb du etwas so Verrücktes tun wolltest, aber je länger ich darüber nachdachte, desto logischer erschien es mir. Ich glaube, ich weiß jetzt, warum du diesen Weg gehen musst.«
    Ich war gespannt auf seine Erklärung, vor allem da ich mir selbst nicht so sicher war, warum ich es tat. »Warum denn?«
    »Als ich in meinen Zwanzigern war, habe ich ein Buch eines deutschen Psychiaters gelesen. Er war ein Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz.
    Dieses Buch hat mich tief beeindruckt. Etwas, das er schrieb, hat sich mir für immer eingeprägt. Vielleicht ist es nur meine Interpretation, aber im Wesentlichen sagte er, dass ein Mann stirbt, wenn er seine Vision der Zukunft verliert.
    Heutzutage wird viel davon geredet, im Jetzt zu leben, aber wenn man keine Zukunft hat, dann gibt es auch kein Jetzt. Man sieht es doch ständig. Männer gehen in Rente, und ein paar Monate später bringen die Zeitungen ihren Nachruf.
    Ich will ganz ehrlich zu dir sein. Als ich deine Mutter verloren hatte, da gab es Tage, da wollte ich mir am liebsten eine Pistole an den Kopf halten. Aber ich hatte immer noch dich. Und ich hatte meinen Job und meine Kumpel im Rotary. All das hat verhindert, dass ich völlig aus der Bahn geworfen wurde.
    Aber du hattest nicht so viel Glück. Du hast alles verloren. Unter solchen Umständen haben schon geringere Männer aufgegeben. Aber du hast etwas gefunden, was dir Halt gegeben hat. Ich finde,

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