Bis zum letzten Mann
Familie wegen nichts anhaben konnte. Alexia fand, er hätte besorgter darüber sein sollen, dass ihn Jaseks Vater als Hindernis betrachtete, das aus dem Weg geräumt gehörte.
Und ohne Zweifel sah er ihre Augenbraue zucken, als Jasek davon sprach, nach Anastasia Kerensky und ihren Stahlwölfen zu suchen. Dann kehrte das Gespräch zu Jaseks Idee zurück, sich an das Lyranische Commonwealth zu wenden.
»Lieber würde ich Skye um mich herum in Flammen aufgehen sehen«, knurrte der Lordgouverneur.
»Wenn es dazu kommt, dass du dich zwischen der Steinerfaust und den Krallen der Jadefalken entscheiden musst, unter wessen Herrschaft würdest du lieber leben?«
Stille folgte auf Jaseks Frage. Alexia bezweifelte, einer der zwei Männer unter ihr könnte sich bewusst sein, dass sie in diesem Augenblick beide unter dem Steiner-Banner standen, das unter dem Oberlicht des Saals hing.
Alexia war die geballte Steiner-Faust aus ihrer Zeit in der Wolf-Enklave auf Arc-Royal wohl bekannt, aber sie hatte ihr nie sonderliche Bedeutung zugemessen, bis Jasek ihr diese gegeben hatte. Deshalb war sie zu ihm gestoßen, war ihm nach Nusakan und jetzt auch zurück nach Skye gefolgt. Jasek war ein geborener Anführer, und über die zweite Chance auf eine Kriegerlaufbahn hinaus gab er ihrem Leben eine Richtung. Als sie auf Arc-Royal den Positionstest nicht geschafft hatte, hatte dies daran gelegen, dass sie es für ausreichend hielt, eine Kriegerin zu sein. Für den Sinn ihres Lebens.
Es war ein rebellischer Adliger der Republik nötig gewesen, um ihr das Gefühl für einen wirklichen Lebenszweck zu vermitteln. Vielleicht nicht für ihren eigenen, noch nicht. Aber es war ein Anfang.
Endlich antwortete ihm Jaseks Vater. »Ich nehme deine Bedingungen nicht an. Es muss auch die Möglichkeit bestehen, unter dem Banner der Republik zu bleiben.«
»Die Republik hat dir eine durch die Mangel gedrehte Kampfeinheit und einen in Ungnade gefallenen Paladin geschickt. Das inspiriert nicht gerade sonderliches Vertrauen in die Möglichkeiten des Exarchen, seine Getreuen zu beschützen.«
»Du unterschätzt die Countess gewaltig.«
»Ganz und gar nicht«, widersprach Jasek. Alexia sah vor sich, wie er den Kopf entschieden schüttelte. »Tara Campbell hat wahre Wunder bewirkt. Das bestreite ich gar nicht. Aber selbst sie kann nicht alles allein wettmachen. Das weiß sie selbst am besten.«
In Jaseks Stimme lag etwas, wenn er von Tara Campbell sprach, das Alexia zu schaffen machte. Ein Maß an Respekt und Bewunderung, das sie nie zuvor bemerkt hatte, nicht einmal, als er den Sturmhammer lobte. Sie tat es als eine Begegnung ebenbürtiger Kommandeure ab - zwei Anführer mit echtem Respekt vor den Stärken und Fähigkeiten des anderen. Nichts weiter, beruhigte sie sich selbst.
Eifersucht war ebenfalls ein Konzept der Inneren Sphäre. Das hatte nichts mit ihr zu tun.
»Du scheinst dich zu einer Autorität über das entwickelt zu haben, was andere glauben und wissen. Möchtest du hören, was ich denke, Jasek? Dass du deiner Kinderfantasie von romantischem Heldentum und der lyranischen Größe so lange hinterhergehe-chelt bist, dass du Skye lieber in den Händen eines wahren Feindes sähest, wenn du sie nicht verwirklichen kannst. Sonst nämlich müsstest du dich den Fehlschlägen stellen, die du hinter dir aufgetürmt hast. Dass du deine Jünger im Stich gelassen hast. Die Republik. Unser Volk. Mich und deine Mutter.«
»Lass Mutter aus dem Spiel.«
»Du hast sie aufs Tapet gebracht, Junge. Du solltest dir deine Schlachtfelder in Zukunft überlegter aussuchen. Tatsache ist, dass du mit Privilegien geboren wurdest - und die bringen eine gewisse Verantwortung mit sich. Zuerst dem Volk zu dienen, und dann erst dir selbst. Die Familienlinie zu ehren und weiterzuführen. Aber nicht einmal darum hast du dich gekümmert, oder? Du hast jede mögliche Braut verworfen, die wir dir vorgeschlagen haben. Keine Frau. Kein Erbe. Keine Zukunft!«
Diese Art von Streit war keine Hilfe. Am Vorabend der Schlacht sorgte er sich um Nachkommen? Alexia war eine Freigeborene, aber wieder erkannte sie die Überlegenheit des Clansystems, das sich schon vor langer Zeit von der Notwendigkeit verabschiedet hatte, durch Fortpflanzung für die eigene Unsterblichkeit zu sorgen. ClanKrieger zeichneten sich vor allem durch Pflichterfüllung und Ruhm aus. Und selbst wenn sie starben, führte das Zuchtprogramm ihre Linie weiter.
»Die Zukunft kann sich um sich selbst kümmern.« Jetzt
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