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Bis zur letzten Luge

Bis zur letzten Luge

Titel: Bis zur letzten Luge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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hatte mit Sicherheit Millionen Dinge falsch gemacht, wenn es um diese Frau ging. Aber eine Sache hatte er richtig gemacht: Er hatte den richtigen Moment ausgewählt, um ihr dieses Haus zu zeigen. Die Sonne ging gerade unter, und die letzten Strahlen waren mit Farben durchtränkt – das leuchtende Violett und die Bronzefarbe erinnerten an den Mardi Gras. Das Haus war weiß gestrichen und wartete noch auf die letzte Farbschicht, doch das farbige Licht ließ es wie einen Regenbogen erleuchten. Die eisernen Ornamente hoben sich in ihrem schwarzen Glanz scharf davon ab.
    Er wandte sich Belinda zu und legte seine Hände auf ihre Schultern; dann drehte er sie zum Haus um. „Das ist meinHaus.“ Er ließ die Hände sinken und wartete.
    Sie starrte das Haus an und nahm jedes Detail in sich auf. Es würde sicher niemals zu den architektonischen Schönheiten der Stadt zählen. Es war nicht sehr groß, und es war nicht einmal ein besonders außergewöhnlicher Bau. Schließlich spiegelten ganze Häuserblocks in dieser Stadt die Launen und Visionen von Künstlern wider, sodass sie eine eigene märchenhafte Geschichte zu haben schienen. Das Haus stand an einer Straße, die kein Tourist je aufsuchen würde, umringt von schlichteren, schäbigeren Gebäuden. Aber an diesem Abend wirkte es wie ein Meisterwerk, das Hoffnung spendete.
    Sie betrachtete ihn. „Dein Haus?“
    „Ja. Gefällt dir, was ich bislang daraus gemacht habe?“ Sie antwortete nicht.
    „Komm, sieh es dir mal von innen an.“
    „Nein.“
    „Du hast mir versprochen mitzukommen. Und du bist keine Frau, die ihr Wort nicht hält.“
    „Hol dich der Teufel!“
    Sie hatte die Worte nur geflüstert. Dennoch trafen sie ihn tief. Er verschloss sich gegen den Schmerz. „Kommst du nun mit oder nicht?“
    Sie würde mitkommen, das konnte er in ihren Augen sehen. Er drehte sich um und lief auf die Pforte zu. Tatsächlich folgte sie ihm. Unterwegs erklärte er ihr alle Arbeiten, die er an dem Haus vorgenommen hatte. Dabei fiel ihm selbst auf, dass seine Stimme nicht wie seine eigene klang. Er schloss die Haustür auf und trat ein. Sie ging ihm hinterher.
    „Wo sind die Möbel?“
    „Ich habe noch nicht alles eingerichtet.“ Er führte sie durch verschiedene Zimmer und schaltete die Stehleuchten ein, die er sich extra für lange Arbeitsnächte von Nicky und Jake ausgeliehen hatte.
    „Es gibt drei Zimmer“, sagte er, als sie den ersten Stock erreichten. Er öffnete die nächste Tür. „Dies ist das kleinste davon.“ Wortlos bat er sie, einzutreten. Er selbst lehnte sich an den Türrahmen, damit sie nicht sofort wieder verschwand.
    Nur in diesem Raum hatte er die Maler bereits mehr als die bloße Grundierung auftragen lassen. Die Wände waren in einem sanften Butterblumengelb gestrichen, gelbgrüne Vorhänge umrahmten die Fenster. Zwischen den Fenstern stand eine Wiege.
    „Jede Nacht, bevor ich das Haus verlasse, komme ich hierher und stelle mir vor, dass unser Baby in dieser Wiege liegt. Morgens scheint die Sonne herein. Ich kann praktisch sehen, wie das Baby mit seinen kleinen Fingerchen nach den Sonnenstrahlen greift.“
    Sie durchquerte den Raum und blieb vor der Wiege stehen. Mit einem Finger strich sie über das Holz. „Weshalb hast du das alles getan, Phillip? Hast du geglaubt, es würde etwas ändern? Hast du geglaubt, ich würde denken, du hättest dich geändert?“
    „Du musst selbst entscheiden, was du glaubst.“
    Sie ging auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Er regte sich nicht. „Ich habe dir gesagt, dass ich nichts will. Ich will dieses Haus nicht.“
    „Ich biete es dir nicht an.“
    Beinahe majestätisch zog sie eine Braue hoch.
    „Das ist mein Haus“, erklärte er. „Und ich überlasse es niemandem, auch nicht dir. Ich wohne hier. Und nachdem ich endlich ein Zuhause für mich gefunden habe, möchte ich es viele Jahre lang genießen.“
    Sie lachte trocken auf. „Nicht dein Zuhause und nicht deine Stadt. Erinnerst du dich?“
    „Als ich das gesagt habe, war es vielleicht auch noch so. Aber nun stimmt beides.“
    „Warum? Aus Schuldgefühlen? Du hast ein Kind mit mirgezeugt, und jetzt sitzt du in der Falle?“
    „Ich habe ein Kind mit dir gezeugt, und jetzt bin ich ein Vater. Und es ist keine Schuld, die ich empfinde.“ Er legte eine Hand auf ihre Wange. Als sie den Kopf abwenden wollte, folgte er ihrer Bewegung, ohne sie loszulassen. „Ich liebe dich, Belinda. Ich bin nur zu dumm gewesen, um meine Gefühle für dich zu verstehen. Aber ich

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