Bis zur letzten Luge
liebe dich schon seit langer, langer Zeit. Ich werde dir dieses Haus nicht schenken. Aber wenn du hier mit mir zusammen leben willst, teile ich es gern mit dir.“
Sie seufzte tief.
Langsam zog er sie an sich. Als sie sich widersetzen wollte, verstärkte er behutsam seinen Griff. „Belinda …“ Er drehte ihren Kopf, damit sie ihn ansah. „Meine Sachen hängen in dem Schrank auf der anderen Seite vom Flur. Und ich möchte deine Kleider neben meine hängen. Wenn du nicht Ja sagst, fahre ich rüber in die Claiborne und klaue sie. Mitsamt den Bügeln.“
„Wie kommst du darauf, dass ich dich auch liebe? Wie kommst du darauf, dass ich mit dir hier leben und unser Kind großziehen will?“
„Es gibt Dinge, bei denen muss ein Mann einfach auf sein Gefühl vertrauen.“ Er neigte den Kopf und zog sie noch näher an sich. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis sie ihm entgegenkam. Zentimeter für Zentimeter näherten sich ihre Lippen seinem Mund. Stolz und entschlossen – sie war alles, was er in einer Frau gesucht hatte.
Sie fühlte sich genauso warm an wie in seiner Erinnerung. Und sie war genauso freigebig mit ihrem Körper, wie sie es stets mit ihrem Herzen gewesen war. Viele Wochen lang hatte er sich auf diesen Moment vorbereitet. Viele Wochen lang hatte er gegrübelt, ob es noch eine Chance für sie gab. Und in all dieser Zeit hatte er die Erinnerung daran, wie es war, sie in seinen Armen zu spüren, nicht zugelassen. Als es nun passierte,kam es ihm vor, als hätte er es nie vergessen.
Ohne sich von ihr zu lösen, führte er sie in den Flur. Schließlich griff er hinter sich, tastete nach einem Türknauf und zog sie mit sich in ihr Schlafzimmer.
„Willkommen zu Hause“, murmelte er, seine Lippen noch immer ganz nah an ihren. „Du kannst die Möbel für den Rest des Hauses aussuchen. Aber dieses Zimmer habe ich schon eingerichtet.“
Kurz ließ sie den Blick durch den Raum schweifen. Das breite Bett sah weich aus, doch ansonsten gab es nichts zu sehen.
Sie wandte sich ihm wieder zu. Allmählich breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. „Das müsste genügen …“
Es war bereits dunkel, als sie weiterredeten. Sie hatte sich an seine Brust gekuschelt, schmiegte den Kopf in die kleine Mulde unterhalb seiner Schulter. An seiner Hüfte spürte er die leichte Rundung ihres Bauches. „Da ist noch eine Geschichte, die ich dir unbedingt erzählen muss“, sagte er.
„Über Selma?“
„Davon erzähle ich dir später. Hier geht es um etwas anderes.“
„Ich höre dir zu“, erwiderte sie schläfrig.
„Es geht um mich. Es geht darum, wer ich bin.“
Eine ganze Weile später rührte sie sich sanft. Phillip hatte seinen Bericht beendet und danach geschwiegen. Sie hob den Kopf, sodass er ihr Gesicht im Mondlicht erkennen konnte. Ihr Blick verriet ihm, dass sie viel mehr verstanden hatte, als er in Worte hatte fassen können. „Wirst du es deiner Mutter sagen?“
„Ich denke schon. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.“
„Woher willst du wissen, wann es so weit ist?“
„Allein kann ich den richtigen Zeitpunkt nicht erkennen.
Ich hatte gehofft, du würdest mir dabei helfen.“
Sie sah ihn noch immer an. „Okay“, willigte sie schließlich ein. Sie legte den Kopf wieder an seine Schulter und streichelte mit einer Hand seine Brust. „Du weißt, dass ich gern helfe, wenn ich kann.“
Genauso stellte er sich die Ehe vor. Eng umschlungene Körper und miteinander geteilte Geheimnisse. Und eine große weite Welt da draußen, in die sie gemeinsam gehörten.
Er strich ihr übers Haar, bis sie beide eingeschlafen waren.
33. KAPITEL
R afe war in Gedanken bei Ihnen, als er gestorben ist“, sagte Phillip zu Aurore.
Sie wirkte an diesem Tag sehr viel zerbrechlicher auf ihn als bei ihrem letzten Treffen. Während er ihr die Geschichte von Rafes letzten Stunden erzählte hatte, war sie vollkommen still gewesen. Sie hatte auf einen Punkt gestarrt, der in unendlicher Ferne zu liegen schien.
„Er hat Nicky gesagt, sie sei das Beste von Ihnen beiden. Und das ist sie auch“, fügte er hinzu.
„Und von dort ist sie nach Paris gegangen.“ Aurores Worte klangen nicht wie eine Frage. Phillip nahm an, dass sie über den weiteren Verlauf genau Bescheid wusste. Dennoch schilderte er ihr kurz, was danach passiert war.
„Nach jener Nacht versteckte Clarence Valentine sie für fast einen Monat bei einem Freund, dann brachte er sie außer Landes. Man hatte ihm einen Job in Paris angeboten. Jazz war
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