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Bis zur letzten Luge

Bis zur letzten Luge

Titel: Bis zur letzten Luge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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verschwinden. Ich denke, dass eine gewisse Kindergärtnerin meinen kleinen Jungen am Haken hat. Und jedes Mal, wenn er sich zur Wehr setzt, holt sie die Schnur ein Stückchen weiter ein.“
    Widerwillig musste er lachen. „Mach dir keine falschen Hoffnungen! Belinda ist unabhängiger als ich.“
    „Das hältst du für möglich?“
    Phillip beugte sich vor und küsste seine Mutter auf die Wange. „Kannst du über diese Gerritsen-Sache nachdenken? Und mir Bescheid sagen, wenn dir etwas einfällt?“
    „Geh, schreib, und mach mich stolz.“
    „Du bist doch schon stolz.“
    „Dann eben noch stolzer.“
    Er schenkte ihr ein Lächeln, das ihm schon so manche Tür geöffnet hatte, die den meisten Schwarzen verschlossen geblieben war. Dieses Lächeln war beifällig, geduldig und unaufdringlich. Die meisten Leute verfielen Phillips Lächeln,ehe ihnen auffiel, dass in seinen Augen das Bewusstsein stand, dass dieses Leben voller Ironie war.
    Nicky war unbeschreiblich stolz auf ihren Sohn. Aber sie hatte aufgehört, ihm das zu sagen, seit sie festgestellt hatte, dass er selbst stolz auf sich war – keine leichte Aufgabe für einen schwarzen Mann in den Sechzigerjahren. Sie stand an der Eingangstür und sah zu, wie er ging. Am Ende des Blocks drehte er sich noch einmal um und winkte ihr zu, bevor er um die Ecke verschwand.
    An der Straße standen riesige Magnolien, Blatt an Blatt, wie eine Girlande botanischer Papierpüppchen. Jede Woche drohte Jake mindestens einmal, die Bäume vor dem Club Valentine abzuschlagen. Und jede Woche erwiderte Nicky darauf, dass sie ihn verlassen würde, wenn er das wagen sollte. Die Magnolien blockierten teilweise die Sicht auf die Straße, und Jake wollte sehen, wer vorbeifuhr und mit welcher Geschwindigkeit. Nicky wollte dagegen nicht einmal wissen, dass es eine Straße gab.
    Das Geräusch eines Wagens drang durch das Blätterwerk der Magnolien. Dann wurde es von dem Geräusch eines anderen Autos abgelöst. Sie wusste, dass Jake angekommen war, denn der scheppernde Motor seines Thunderbirds brauchte dringend eine Reparatur. Und er würde sie auch weiterhin brauchen, bis er irgendwann mitten auf der Straße absterben würde und abgeschleppt werden müsste.
    Mit gesenktem Kopf kam Jake den Weg hinauf und betrachtete die Blumenbeete im Vorgarten. Seine Miene glich der seines Vaters, wenn er durch seine Felder im Norden Louisianas streifte und sich sorgte, ob es zu viel oder zu wenig Regen für die Baumwolle und den Gemüsegarten gab, der die große Familie ernährte.
    „Heute Abend soll es regnen“, versicherte sie ihm.
    Jake blickte auf. Sein Lächeln begann immer in seinen Augen,ehe es auf seinen Lippen ankam. Das war das Erste, was ihr an ihm aufgefallen war. Alles andere war bedeutungslos gewesen. „Ich schicke dich raus zum Sprengen, wenn es keinen Regen geben sollte“, erwiderte er.
    „Das möchte ich mal erleben.“ Sie wartete, bis er fast bei der Tür war, bevor sie zu ihm ging. Selbst jetzt, nach zwanzig Jahren Ehe, erwartete sie Jakes Kuss voller Vorfreude.
    Jake war groß, breitschultrig und muskulös, ein stattlicher, starker Mann – auch wenn ihn seine Rückenschmerzen manchmal dazu zwangen, einen Tag im Bett zu verbringen. Sein Haar wurde langsam grau, war aber immer noch voll und dicht. Sie ließ sich von ihm umarmen und lauschte dem Donnergrollen in der Ferne.
    „Phillip hat gesagt, dass er möglicherweise eine Weile in der Stadt bleibt“, sagte er.
    Nicky fragte sich, wie Phillip es geschafft hatte, ihn das wissen zu lassen. „Hat er das? Hat er dir auch erzählt, warum?“
    „Dazu blieb nicht mehr die Gelegenheit. Hinter mir war ein anderer Wagen, und ich musste weiterfahren.“
    Sie löste sich von ihm und lehnte sich in seinen Armen etwas zurück, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. „Aurore Gerritsen hat ihn gebeten, ihre Biografie zu schreiben.“
    „Aurore Gerritsen von Gulf Coast Shipping?“
    „Genau die.“
    „Und hat er vor, es zu tun?“
    „Er wird morgen anfangen.“
    Jake zog sie wieder an sich, und sie widerstand nur einen Moment lang. „Ich dachte, du würdest vor Freude einen Luftsprung machen, wenn Phillip eine Weile in der Stadt bleibt.“
    „Diese Leute sind ganz anders als wir, Jake.“
    „Ja, das stimmt. Soweit mir bekannt ist, sind sie weißer als weiß.“
    Sie zog sich aus seiner Umarmung zurück, hielt jedochnoch immer seine Hand fest. „Ferris Gerritsen ist ein Rassist von der schlimmste Sorte.“
    „Und wie ist diese

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