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Bisduvergisst

Bisduvergisst

Titel: Bisduvergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Paulaner-Sonnenschirm und sahen sich ungeduldig nach ihm um. In Neros Kopf blitzten Fragen über Fragen auf und verloschen, ein Sturm an Bedenken, Verdachtsmomenten, Ängsten.
    Wieder brach die Sonne durch. Es war schwül.
    Der Hauptkommissar bestellte Mineralwasser für alle. »Die Katzenbacherin kümmert sich um Julikas privates Umfeld«, sagte er. »Aber viel zu holen wird dort nicht sein. In Landshut hatte sie nur ihre Großmutter.«
    »Wie hat Irma auf die Nachricht reagiert?«, fragte Yoo Lim.
    Nero fand sie ebenso einfühlsam wie tatkräftig. Eine Kollegin, die ihren Weg machen würde, so viel war klar. Kea! Kea war in Landshut und hatte sich an der Isar mit einem Mann getroffen. Was lief da? Er nahm gierig sein Glas entgegen und trank es in einem Zug zur Hälfte leer.
    »Scheißwetter«, beschwerte sich Leitner. »Ich fürchte, Irma hat es nicht so ganz verstanden. Sie hat mich angesehen, ziemlich lange, ohne ein Wort zu sagen. Bin mir nicht sicher. Als wenn sie die Geschichte für sich geprüft und dann für falsch befunden hätte. Als wollte sie sie nicht glauben.«
    »Weil es zu grausam ist!«, erwiderte Yoo Lim. »Niemand will so etwas hören.«
    »Sie meinen, Irma Schwand schafft sich ihre eigene Realität?«, fragte Nero, um auch etwas beizutragen. Was bedeutete es schon, wenn Kea in Landshut einen Mann traf. Nur: So, wie vorhin, dort am Flussufer … die Eifersucht raste durch seinen Magen, der sich sofort zusammenkrampfte. Rasch trank Nero noch mehr Wasser und spürte, wie sich der Schmerz verstärkte. Er wollte mit ihr dort am Fluss sitzen und träumen. Wobei er nicht wirklich wusste, wie man das machte: tagträumen. Kea zog ihn damit auf, dass er sich nicht einfach treiben lassen, in den Tag hineinfallen konnte, dass er stets nach Aufgaben suchte, nach Dingen, die zu tun, zu erledigen waren. Nero war ein Mensch, der mit seinem Tag nur dann zufrieden war, wenn er abends etwas vorzuweisen hatte. Da schlug die alte Erziehung durch. Schaff was, Bub, stiehl dem Herrgott nicht den Tag. Kea konnte darüber nur lachen.
    »Ich kenne Irma sehr lange«, riss Leitner ihn aus seinen Gedanken. »Sie ist eine starke Persönlichkeit, die das Leben der Stadt Landshut seit ihrer Rückkehr aus den USA mitgeprägt hat wie keine zweite. Sie hat die Landshuter Hochzeit über Jahrzehnte begleitet und gestaltet. Der Irma nimmt so leicht niemand die Butter vom Brot. Aber seit ungefähr einem Jahr hat sie sich verändert. Sie ist zögerlich geworden. Redet manchmal blödes Zeug. Gut im Flunkern war sie immer, aber mit einem Mal sind ihre Sprüche sehr, wie soll ich sagen, unrealistisch geworden.«
    »Verstehe ich nicht«, gestand Nero und zwang sich mit aller Macht, jeden Gedanken an Kea abzuschalten. Nicht jetzt. Heute Abend kannst du an sie denken, sie anrufen, sie sehen, aber nicht jetzt. Jetzt ist Arbeit.
    »Sie fuhr bis vor einem Jahr noch Auto. Dann hatte sie einen seltsamen Unfall. Es war bei einem Fest in Iltisberg. Sie hatte dort geparkt, in der Nähe des Sportplatzes. Da waren die üblichen Wurstbuden aufgestellt, und es räucherte mächtig in den Nachthimmel. Als Irma aus ihrer Parklücke herausfuhr, rückwärts, rutschte ihr der Wagen in eine Baugrube.«
    »Kann passieren.«
    »Aber so weit hätte sie gar nicht zurückstoßen müssen, um aus der Parklücke herauszukommen und auf die Straße zu fahren. Das waren mindestens sieben, acht Meter, die sie rückwärts fuhr.«
    »Außerdem war die Baugrube abgesichert«, mischte Yoo Lim sich ein. »Mit Baken und einem rot-weißen Band. Sie hat alles umgemäht und das Heck in die Grube gesetzt.«
    »Das Befremdliche war nur«, machte Leitner weiter, »dass sie uns nachher, als wir sie rausschleppten, erzählte, die Bratwurstbuden hätten dermaßen geräuchert, dass sie nichts gesehen hätte.«
    Nero lachte.
    »Klingt lustig, oder?« Leitner nahm seine Haxe in Empfang. »Solches Zeug hat sie in letzter Zeit oft erzählt. Am Anfang haben wir darüber gelacht. Aber nach einer Weile merkt man, wo der Hase läuft. Da hätte schon ein Munitionsdepot auf der Festwiese abfackeln müssen, um den Parkplatz im Rauch abtauchen zu lassen.«
    »Zwischen den Wurstbuden und dem Parkplatz lagen mindestens 200 Meter«, bestätigte Yoo Lim. Ausgehungert stürzte sie sich auf ihre Forelle.
    Auch Nero hatte Fisch bestellt, aber das trübe Wetter, Keas Silhouette am anderen Isarufer und die Geschichten, die die beiden anderen ihm auftischten, schlugen ihm auf den Magen.
    »Nun essen Sie

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