Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
Vom Netzwerk:
als je. Man liebt den Verrat und haßt den Verräter, dies alte Lied lernten auch alle untreuen Bundesgenossen, die sich auf Deutschlands Kosten salvieren wollten.
    Die in Verbrecherkreisen so beliebten Spartakisten ohne Spartakus beriefen sich umsonst, wie Eisner auf »Freund Clemenceau«. Also verderb' ein Jeder, der ähnliche Werke vollführt hat! zitierte Scipio den Homer, die Entente aber schreibe sich den Schillervers ins Stammbuch: Das eben ist der Fluch der bösen Tat! Die Krokodilsträne über Vergewaltigung des Brester Friedens, obschon die Randstaaten nur unter deutschem Protektorat Lebensfähigkeit bekommen hätten, wich dem Wolfsgeheul der Schadenfreude, als der polnische Sklavenaufstand wie eine Hyäne den großen Scheintoten benagte. Noch war Polen nicht verloren, solange es ein ideales Schattendasein in den Köpfen romantischer Schwärmer lebte, jetzt wo es Schlangenblut trank, um Leben zu gewinnen, zeigte es seine wirkliche Gestalt. »Quand Auguste buvait, la Pologne etait ivre« heißt hier: Wenn Paris trinkt, ist Warschau besoffen, einst zerrieben zwischen gemeinsamem Zorn der Deutschen und Russen. Das hat mit ihrem Singen die Marianne getan, Frankreichs naive Sturmpolitik des illusionären Gernegroß mit Augenblickseffekten. Sein hemmungsloses Delirium macht Schule, es kurierte sogar Abällino und Mussolino von Barèrezahlung blinder Wälschgängerei. Es möchte kein Vasallenstaat der Angelsachsen sein und zerhaut daher den Ast, auf dem sein Kuckucksnest saß. Friedrich der Große klagte über unnatürliche Allianzen, die unnatürlichsten kannte er noch nicht. Wer den Bogen überspannt, zerbricht ihn. Die Nemesis lacht über die Hybris, wo sogar das geschlagene Italien Mussolinis in Imperialübermut stolziert. »Realpolitik?« Ja, am Piave!
    Joffre verschwatzte sich nachher bezüglich Verabredung mit der englischen Militärbehörde vor dem Kriege über Transport Frenchs nach Belgien. Doch die Enthüllung ging spurlos vorüber, denn der Chauvain glaubt wie ein hysterisches Frauenzimmer an die eigenen Lügen und beschwört feierlich, Frankreich sei das Opfer brutalen Überfalls, selber von Friedensbalsam überfließend. Die Völker sind noch so dumm, an ihre Mitwirkung bei Außenpolitik der Geheimdiplomatie zu glauben, und verwechseln ihre eigene natürliche Friedensliebe mit der allein maßgebenden Exekutive, die ihnen Brei ums Maul schmiert. Folgt eine Lüge auf die andere, holt man keine mehr ein, denn Lügen haben nicht kurze, sondern sehr lange Beine. Wo schon manch leichtgläubig Blindem in England halbwegs der Star gestochen und der Schleier zerronnen, auch der um kitschige Kitcheners gewobene, da glaubt der transatlantische Hinterwäldler noch inbrünstig an die von Wallstreet bezahlten Barnumspäße, die das Belgierkind mit abgehackten Händchen – ähnlich den Gespenstern, jeder hörte davon, keiner sah sie – mit Kirmesgebrüll ihrer ›Clowns‹ zur Schau stellen. Und was half es, daß »Bertourien« (Senator Graf Bonal) die Wahrheit auf dem Marsche sah (La verité) , daß in England sich Achtbare gegen die Pharisäerwirtschaft erhoben? Nicht mal heut nach Kriegsschluß dringen ihre Stimmen durch, die unbeschreiblich törichten französelnden Northcliffiten bis in die höchsten Deutschenfresserkreise bestehen noch heute auf ihren aufgeschwatzten Jingophrasen vom harmlosen Unschuldslamm Frankreich und dem bösen Wolf Deutschland, der ihm allezeit (durchschlagender Heiterkeitserfolg Clemenceaus) das Rheinwasser trübte. Umsonst beeiferte sich der arme Münsterberg in Harward, noch in seinem Sarg witterte man deutsche Bomben. »Deutsche mißverstehen stets fremde Mentalität?« Und wer versteht die deutsche allzu friedfertig versöhnungslustige? Umsonst erscheinen heute überm großen Wasser die vernünftigsten Bücher, die niemand liest außer den paar Gebildeten, was nicht zählt. Uncle Sam gähnt, man möge ihn ungeschoren lassen. Die schöne Sensations-Attraktion des Kreuzzuges gegen die Hunnen sei nun vorüber, fette Gebühren dafür bezahlt, und nun wolle man ihm hinterher sein Vergnügen rauben, daß er für Freiheit, Recht und Munitionsdividenden den blamierten Europäern die 14 Punkte Wilsons als Kanzeltraktätchen aufdrang? Larifari! Die Hunnen bleiben Hunnen, Belgier Märtyrer, Franzosen glorreiche Marseillaisesänger, der kaiserliche War-Lord (o Gott!) ein Attila und damit basta bis zum jüngsten Gericht!
    Diese Atmosphäre giftiger Verleumdung war der tödlichste Gasangriff,

Weitere Kostenlose Bücher