Bismarck 03
die weiße Flagge hißte, gab es nicht nur Marschkreuzung mit den Sachsen, sondern Irrung bei Besetzung der Stadt, wobei Bülow und Baumgarten sich widersprechen. Tatsächlich beschoß sächsische Artillerie die Forts und hatte nicht unerheblichen Verlust. 2. G. D. schob sich vor Emmichs Linke, es scheint uns ausgeschlossen, daß 77., 79., 91. und 92. anders als mit ein paar Vorhutbataillonen die Kampfzone erreichten, wir finden ihr Gros noch bei Beine südlich Reims. Emmichs Rechte schob sich vor Hülsens R. K., das nach Bülows ausdrücklichem Zeugnis an der Wesle ausruhte. Obschon er nach seiner üblichen Gewohnheit das »10. R. K.« in der Schlacht nennt, wie alle übrigen Autoren, entschlüpft ihm das Geständnis »Teile der 19. R. D.« In der Tat nur 10 Batl. ohne Artillerie, von Emmich höchstens 15 Batl. und 3 Art. Rgt. Von Einem nur 25 Brig. und 4 Batl. der 14. D. als Lückenfüllung bei Joches, die erst bei begonnenem Rückzug etwas fochten, im ganzen 10 Batl. und 2 Art. Rgt., so daß von verfügbaren 99 Batl. und 14 Art. Rgt. Bülows nur 61 und 9 mitwirkten, dazu Gardefußartillerie. Der Zustand Klucks füllt ein besonderes Kapitel. Östlich Meaux focht vollzählig nur 17. D. mit Teilen der 18. D., deren 9. Artillerie bezeichnenderweise bei Chateau-Thierry hängen blieb, wo sie einen Major und einige Mannschaft verlor nebst einigen Pionieren, so daß die allgemeine Angabe, der Übergang sei dort trotz der sehr verteidigungsfähigen Ufer »kampflos« erfolgt, wieder mal falsch ist. Die Pioniere verloren 90 Mann, werden also wohl am Morin geschanzt haben. Im ganzen etwa 18 Batl. und 3 Art. Rgt. Die deutsche Hauptmasse stand am 5. noch 100 km östlich Paris, viel zu eng beieinander, es hätte also allgemeiner Rechtsschwenkung bedurft, um eine passende Linie festzustellen, da eine weite Lücke zwischen Montmirail und Meaux klaffte. Das Ergebnis der allgemeinen Verwirrung summiert sich also dahin, daß zwischen Revigny und Morin, wo Richthofen und Marrwitz mit 4 Kav. D. aufritten und 4 Jägerbatl. bei sich hatten, höchstens 180 Batl. und 26 Feldartillerieregimenter wirtlich ins Feuer kamen von verfügbaren 330 und 40, während ihnen 37 alliierte Divisionen entgegenstanden. Da kann man sich über nichts mehr wundern.
Allerdings hatten die Alliierten sehr schwer gelitten, ihre Bataillonsstärke sank oft auf die Hälfte, so daß einiger Ausgleich stattfand, auch mögen beim Rückzug noch manche entlaufen sein. Am 3. warf ein Algirierbataillon beim ersten Kanonenschuß die Waffen weg, die Nachhut des bretonischen Korps ließ sich bloß vom 1. G. Ul. aus der Vorstadt Ch. Thierrys vertreiben, hinter Laon soll eine Brigade Esperets vor Vorhut Hülsens davongelaufen sein. Überhaupt sah es bei der franz. 5. A. so übel aus, daß Esperet seine Algirer und R. Divisionen nicht zu verwenden wagte, so daß von obiger Gesamtziffer gleich 82 Batl. abgehen. Bei der früheren Armee Langle, jetzt Langle und Foch, war die Haltung besser, doch entwirft Foch auch hiervon eine abschreckende Schilderung. Weilhin bedeckten Wagentrümmer und verlassenes Heermaterial die Rückzugsstraßen. Räumung des umfangreichen Fortsystems an der Wesle, schien ein Zeichen großer Entmutigung und man darf psychologisch entschuldigen, daß ungesäumtes Nachstoßen wünschenswert schien. Man verletzte dadurch aber allzusehr die übliche Methodik, den durch starke Märsche und Gefechte abgehetzten Truppen konnten die Proviantkolonnen nicht folgen, Mangel und Übermüdung stellten sich ein. Ob die Frontstärken durch Marodeabgang arg schmolzen, steht dahin. Kluck stellt dies für sein mit am meisten marschierendes Heer in Abrede, Baumgartens Ziffern für 3. A. sind offenbar aus der Luft gegriffen. Hier hatte nur 100. Leibgrenadiere im August über 1000 Mann verloren, selbst bei ihnen widerlegte aber ihr späterer Septemberverlust vollständig, daß sie in der Marneschlacht angeblich nur 500 pro Bataillon hatten, bei allen anderen sächsischen Regimentern ist so etwas unmöglich. Um solche irreführende Behauptung auch auf andere Heere zu übertragen, beruft sich Baumgarten auf eine spätere Äußerung des Kronprinzen nach der Marneschlacht, daß nur Mudra noch 14 000 Gewehre zähle, seine andern Korps nur 10 000. Dies beweist zunächst wieder mal, wie richtig unsere Darstellung von geringer Mitwirkung Mudras im August, da er also auch jetzt viel größeren Mannschaftsbestand hatte, obwohl er diesmal bis 12. Sept. schwer litt. Ferner zeigt der
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