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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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gleichfalls sich in Dunst auflöst. Sogar die Vorhut der 4. Kav. D. streifte erst am 3. bis Pontoise 30 km von Paris, man kann sich denken, wie weit dann noch das Fußvoll zurück war. Es liegt auf der Hand und der Karte, daß Kluck bestimmt nicht am 5. Meaux erreichen, geschweige denn jenseits südlich des Gr. Morin aufmarschieren konnte. Geradezu ergötzlich ist die Vorstellung, daß Korps Armin am 5. die Stadt Provins nördlich der Seine erreichte! Aus diesem groben Unfug amtlicher Angabe wucherte das Unkraut der Legende fort. 0b am Dorf Les Provins zwei Tagemärsche davon möglichenfalls II/27. angelangt sein mag, dessen Umkehr zum Ourcq gemütlich aufs ganze Korps übertragen wurde? Vielleicht verwechselte man auch Marwitz ' 4. Jäger bei Rebais mit 4. K. Nur ein naivster Laie hält für möglich, daß man, so weit südlich vorgeprallt, also zweifellos in heftiger Verschlingung mit dem Feind, sich sofort loslöste und an Frenchs Front vorbei am 7. den Ourcqkampf speiste nach einem Marsch von 50 km mit zwei Flußübergängen! Das schönste ist aber, daß Hauptteile Armins schon am 6. am Ourcq fochten, sie müßten also förmlich durch die Luft geflogen sein. Weiß doch auch keine Verlustliste vom Handgemeinwerden Linsingens mit French bei Saignets, was sich schon dadurch erledigt, daß Frenchs Nachhut bereits auf Haute Maison und Choisy weit südlicher zurückwich. Nur II/14. der Bromberger 4. D. erreichte am 5. Meaux und die Bromberger erschienen am 6. und 7. nach und nach in der Ourcqlinie bei Azy, übrigens nicht vollständig. Von der 3. D. langte 42. an, alles übrige später bataillonsweise; 2. Rgt. verlor 23 Mann, Kluck bestätigt, daß es nie eintraf. Das Rätsel löst sich aber sehr einfach, 4. K. und 3. D. lagerten südlich Compiegne, 4. D. war im Vorrücken zum 4. R. K., das weit voraus stand. Von Armin erreichte nur 93. bei Lizy das Weichbild von Paris, der ganze Vorbeimarsch an Paris ist Sage. Daß der Kanonendonner vom Ourcq her die Luft erschütterte, ist nicht verwunderlich. Hörte man doch später jahrelang das Geschützgetöse aus Noyon in Paris . –
    Ob Joffre sogar bis Morvan–Dijon–Besancon südöstlich retirieren wollte (Le Gros), sei dahingestellt. Schon Zurückfallen zur Linie Bar le Duc–Brienne bedeutete Aufgeben Verduns. Jedenfalls überwog Defensivtendenz. Daß der Rückgang unmittelbar vor entbrannter Marneschlacht gestoppt wurde, entsprang schwankender Beirrung durch Gallienis Hilferufe für Paris und der Hoffnung auf entlastende russische Erfolge, gestützt auf falsche Mitteilung, daß große deutsche Massen aus Belgien nach Ostpreußen verladen seien. Ob die furchtbare Niederlage bei Tannenberg , den deutschen Truppen schon früh bekannt und ihren Mut hebend, Joffre erst spät zu Ohren kam? Tatsächlich befand sich aber Rennenkampf auch schon im Rückzug während der Haupttage der Marneschlacht. Wir kennen in der Kriegsgeschichte keine mißlichere Lage und beklommenere Stimmung als die der Alliierten vor dem neuen teils unvermuteten, teils improvisierten Zusammenstoß längs der ganzen Linie Verdun – Paris .
    Die 6. A. bereitete sich auf ihre »entscheidende« Rolle damit vor, daß sie das bis Versailles geflohene C. C. Sordet auf 18 Esk. herabsetzen mußte (von 54). Es wimmelte von Nachzüglern, Drückebergern, Verratschreiern besonders bei 5. A., sie befand sich in unbeschreiblicher Unordnung und Erschöpfung mit bewegungsunfähigen Trains. »Viele Soldaten verließen die Fahne«; Laurezac erklärt geradezu, noch nie sei ein Heer in solcher elenden Verfassung gewesen. French schrieb früher, Dorien sei ruiniert, jetzt nannte er auch Haigh höchst »beunruhigend«. Obschon 9. und 4. A. nicht ein so krasses Bild boten, hatten doch auch sie schwierigen Rückzug hinter sich mit allen Folgeerscheinungen. Demgegenüber blickten die Deutschen zwar auf übermäßige Märsche, doch lauter Siege zurück und erstrebten erfolgsicher eine hoffnungsvolle Entscheidung. Man findet in der Geschichte kaum ein Beispiel, wie das Schicksal eine scheinbar unumstößliche Kausalität vorliegender Chancen ins Gegenteil verkehrte. Muß da nicht jeder Vernünftige von vornherein annehmen, daß nur unglaubliche Schwächen deutscher Heerführung etwas so Unglaubliches herbeiführten? Joffres »Anweisung 5« und Depesche an den Kriegsminister trösteten sich damit, die strategische Lage sei ausgezeichnet; doch beim Scheitern dieses letzten Versuchs ständen die schwersten Folgen bevor, darüber macht

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