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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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unkommentiert, dass dieser Brief ganz anders war als die Briefe, die sie in den letzten Monaten von mir bekommen hatte. Selbst an meinen Brief von letzter Woche konnte ich mich kaum erinnern; bestimmt war ich darin nicht großartig auf sie eingegangen. Je mehr ich darüber nachdachte, desto größer wurden meine Schuldgefühle; sicher hatte sie sich Sorgen um mich gemacht.
    Ich blieb besonders lange auf und machte mehr Hausaufgaben als eigentlich nötig. Doch weder Schlafentzug noch die Zeit mit Jacob, in der ich auf eine leichte, oberflächliche Art fast glücklich gewesen war, konnten den Traum zwei Nächte hintereinander fernhalten.
    Zitternd wachte ich auf, mein Schrei wurde vom Kopfkissen gedämpft.
    Als das dämmrige Morgenlicht durch den Nebel vor meinem Fenster drang, lag ich immer noch im Bett und versuchte den Traum abzuschütteln. Etwas war anders gewesen als sonst, und ich versuchte, mich darauf zu konzentrieren.
    Ich war diesmal nicht allein im Wald gewesen. Sam Uley war dabei, der Mann, der mich in jener Nacht, an die ich die Erinnerung nicht ertrug, aus dem Wald geholt hatte. Das war eine merkwürdige, unerwartete Veränderung. Sams dunkle Augen waren erstaunlich unfreundlich gewesen, irgendein Geheimnis lag darin, über das er nicht sprechen wollte. Ich starrte ihn so oft an, wie meine panische Suche es zuließ; seine Gegenwart bereitete mir ein Unbehagen, das zu der üblichen Angst dazukam. Vielleicht lag es daran, dass seine Gestalt, sobald ich ihn nicht mehr direkt ansah, zitterte und sich veränderte. Ansonsten tat er nichts, er stand nur da und schaute mich an. Anders als damals im Wald bot er mir im Traum keine Hilfe an.
    Beim Frühstück starrte Charlie mich an und ich versuchte nicht darauf zu achten. Ich wusste, dass es mir ganz recht geschah. Ich konnte nicht verlangen, dass er sich keine Sorgen mehr machte. Wahrscheinlich würde es noch Wochen dauern, bis er nicht mehr auf die Rückkehr des Zombies wartete, und ich musste einfach versuchen, es gelassen hinzunehmen. Schließlich wartete ich selbst immer noch auf die Rückkehr des Zombies. Nach nur zwei Tagen konnte man mich wohl kaum als geheilt bezeichnen.
    In der Schule war es genau umgekehrt. Jetzt, da ich wieder auf die anderen achtete, fiel mir auf, dass alle mich ignorierten.
    Ich dachte an meinen ersten Tag auf der Highschool in Forks zurück – wie gern ich mich da in etwas Graues verwandelt hätte und wie ein überdimensionales Chamäleon im nassen Zement des Gehwegs verschwunden wäre. Jetzt schien sich dieser Wunsch mit einem Jahr Verspätung zu erfüllen.
    Es war so, als ob ich gar nicht da wäre. Selbst die Lehrer ließen den Blick über meinen Platz gleiten, als säße dort niemand.
    An diesem Vormittag hörte ich hauptsächlich zu, jetzt, wo ich plötzlich wieder die Stimmen der Leute um mich herum hörte. Ich versuchte mitzubekommen, worum es ging, aber die Gespräche waren für mich so unzusammenhängend, dass ich aufgab.
    Als ich mich in Mathe neben Jessica setzte, schaute sie nicht auf.
    »Hallo, Jess«, sagte ich möglichst ungezwungen. »Hattest du noch ein schönes Wochenende?«
    Sie sah mich misstrauisch an. Ob sie immer noch sauer war? Oder fehlte ihr einfach die Geduld, sich mit einer Verrückten abzugeben?
    »Super«, sagte sie und schaute wieder in ihr Buch.
    »Schön«, murmelte ich.
    Die Redensart von der kalten Schulter schien einen wahren Kern zu haben. Obwohl ich spürte, wie die Wärme aus der Heizung strömte, war mir kalt. Ich nahm meine Jacke von der Stuhllehne und zog sie wieder über.
    Der Kurs, den ich in der vierten Stunde hatte, war heute später aus, und als ich in die Pause kam, war mein Tisch schon fast voll besetzt. Mike war da, Jessica und Angela, Conner, Tyler, Eric und Lauren. Katie Webber, die Rothaarige, die eine Jahrgangsstufe unter mir war und bei uns um die Ecke wohnte, saß mit Eric zusammen, und neben ihr saß Austin Marks, der große Bruder des Jungen mit den Motorrädern. Ich überlegte, wie lange sie wohl schon an unserem Tisch saßen. Ich konnte mich nicht erinnern, ob es heute das erste Mal war oder ob sie immer dort saßen.
    Allmählich ärgerte ich mich über mich selbst. Es war, als wäre ich das letzte Halbjahr in Watte verpackt gewesen.
    Niemand blickte auf, als ich mich neben Mike setzte, obwohl mein Stuhl, den ich über das Linoleum zog, durchdringend quietschte.
    Ich versuchte der Unterhaltung zu folgen.
    Mike und Conner redeten über Sport, da gab ich sofort auf.
    Lauren

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