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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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oder vielleicht sollte ich lieber von einer Wahnidee sprechen.
    Ich hoffte, dass der Schlüssel im Déjà-vu lag. Deshalb fuhr ich zu seinem Haus, wo ich seit meiner unglückseligen Geburtstagsparty nicht mehr gewesen war.
    Dichtes, dschungelartiges Gestrüpp strich an den Scheiben des Transporters entlang. Die Zufahrt nahm kein Ende. Vor lauter Ungeduld fuhr ich schneller. Wie lange war ich schon unterwegs? Müsste ich nicht längst bei dem Haus angekommen sein? Der Weg war so überwuchert, dass ich ihn gar nicht wiedererkannte.
    Und wenn ich es nicht fand? Ich zitterte. Wenn es nun gar keinen greifbaren Beweis gab?
    Dann kam die Lichtung, nach der ich gesucht hatte, nur war sie nicht so deutlich zu erkennen wie früher. Hier dauerte es nicht lange, bis sich die Natur ein Stück Land, um das sich niemand kümmerte, zurückerobert hatte. Die Wiese um das Haus herum war von hohem Farn durchsetzt; er wuchs bis an die Stämme der Zedern und sogar an die große Veranda. Es sah aus, als wäre der Rasen hüfthoch von grünen, federartigen Wellen überflutet worden.
    Und das Haus stand zwar da, aber es war nicht mehr dasselbe. Obwohl sich äußerlich nichts verändert hatte, schrie die Leere aus den nackten Fensterhöhlen. Es war gespenstisch. Zum ersten Mal, seit ich das schöne Haus gesehen hatte, wirkte es als Domizil für Vampire sehr passend.
    Ich trat auf die Bremse und wandte den Blick ab. Ich traute mich nicht weiterzufahren.
    Doch nichts geschah. Keine Stimme war in meinem Kopf zu hören.
    Also ließ ich den Motor laufen und sprang hinaus in das Farnmeer. Vielleicht, wenn ich weiterging, wie Freitagabend …
    Langsam näherte ich mich der leblosen, verlassenen Fassade, während der Transporter hinter mir tröstlich vor sich hin röhrte. An der Treppe zur Veranda machte ich Halt, denn hier war nichts. Kein Überbleibsel ihrer Gegenwart … seiner Gegenwart. Das Haus stand da, aber das hatte kaum etwas zu bedeuten. Seine greifbare Realität wirkte dem Nichts meiner Albträume nicht entgegen.
    Ich ging nicht weiter. Ich wollte nicht durch die Fenster schauen. Ich wusste nicht, was schwerer zu ertragen wäre. Bestimmt würde es wehtun, wenn die Zimmer kahl wären und vom Boden bis zur Decke leer hallen würden. Unwillkürlich dachte ich an die Beerdigung meiner Großmutter, als meine Mutter nicht zulassen wollte, dass ich sie noch einmal sah. Sie sagte, ich bräuchte Oma so nicht zu sehen, ich sollte sie lieber in Erinnerung behalten, wie sie zu Lebzeiten aussah.
    Aber wäre es nicht noch schlimmer, wenn sich nichts verändert hätte? Die Sofas noch wie beim letzten Mal, die Bilder an den Wänden und, noch schlimmer, der Flügel auf dem niedrigen Podest? Nur ein komplettes Verschwinden des Hauses wäre schlimmer, als zu sehen, dass kein materieller Besitz sie halten konnte. Dass alles unberührt und vergessen hinter ihnen zurückblieb.
    Genau wie ich.
    Ich kehrte der gähnenden Leere den Rücken und ging schnell zurück zu meinem Wagen. Ich rannte fast. Ich wollte so schnell wie möglich weg, zurück in die menschliche Welt. Ich fühlte mich entsetzlich leer, und ich wollte Jacob sehen. Vielleicht entwickelte ich eine neue Krankheit, eine neue Sucht, wie die Taubheit zuvor. Aber das war mir egal. So schnell es mit dem Transporter eben ging, fuhr ich meiner Droge entgegen.
    Jacob wartete schon auf mich. Sobald ich ihn sah, entspannte sich meine Brust und ich konnte leichter atmen.
    »Hallo, Bella«, rief er.
    Ich lächelte erleichtert. »Hallo, Jacob.« Ich winkte Billy zu, der aus dem Fenster schaute.
    »Komm, wir machen uns gleich an die Arbeit«, sagte Jacob leise, aber voller Ungeduld.
    Irgendwie brachte ich ein Lachen zu Stande. »Hast du mich immer noch nicht über?«, fragte ich. Allmählich musste er doch denken, dass ich ziemlich verzweifelt Anschluss suchte.
    Jacob ging mir voraus ums Haus herum zur Werkstatt.
    »Nö. Bis jetzt noch nicht.«
    »Sag’s mir bitte, wenn ich dir auf den Geist gehe. Ich will keine Nervensäge sein.«
    »Okay.« Er lachte ein kehliges Lachen. »Aber ich glaub, da kannst du lange warten.«
    Als ich in die Werkstatt kam, fiel ich aus allen Wolken. Da stand das rote Motorrad und sah aus wie ein richtiges Fahrzeug, nicht mehr wie ein Haufen Schrottteile.
    »Jake, du bist unglaublich«, flüsterte ich.
    Er lachte wieder. »Wenn ich mir einmal etwas vornehme, lässt es mich nicht mehr los.« Er zuckte die Achseln. »Wenn ich schlau wäre, würde ich die Sache ein wenig

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