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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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schmerzte nicht ganz so sehr. Ich schmiedete schon wieder Pläne und freute mich auf weitere Halluzinationen, und das lenkte mich ab. Außerdem wusste ich, dass es mir am nächsten Tag, wenn ich wieder mit Jacob zusammen war, bessergehen würde. Das machte das Loch und den altbekannten Schmerz erträglicher; Besserung war in Sicht. Auch der Albtraum hatte ein wenig von seiner Macht verloren. Die Leere erschreckte mich noch immer, aber ich spürte auch eine seltsame Ungeduld, wenn ich auf den Moment wartete, da ich schreiend erwachte. Ich wusste, dass der Albtraum ein Ende hatte.
    Am Mittwoch darauf musste ich wieder einmal in die Notaufnahme. Ehe ich wieder zu Hause war, hatte Dr. Gerandy meinen Vater schon angerufen und ihn darauf vorbereitet, dass ich eine Gehirnerschütterung haben könnte. Er riet ihm, mich in der Nacht alle zwei Stunden zu wecken, um sicherzugehen, dass es nichts Ernstes war. Charlie guckte misstrauisch, offenbar nahm er mir meine faule Ausrede, ich sei schon wieder gestolpert, nicht so ganz ab.
    »Vielleicht ist es besser, du gehst gar nicht mehr in die Werkstatt, Bella«, sagte er an dem Abend beim Essen.
    Ich hatte schon Angst, Charlie würde mir La Push und damit das Motorrad ganz verbieten. Aber das würde ich auf keinen Fall aufgeben – gerade heute hatte ich die erstaunlichste Halluzination überhaupt gehabt. Fast fünf Minuten lang hatte mich die Samtstimme angeschrien, bevor ich zu abrupt gebremst und mich damit selbst gegen den Baum katapultiert hatte. Heute Nacht würde ich jeden Schmerz klaglos über mich ergehen lassen.
    »Das ist aber nicht in der Werkstatt passiert«, wandte ich schnell ein. »Wir sind gewandert, und dabei bin ich über einen Stein gestolpert.«
    »Seit wann wanderst du denn?«, fragte er ungläubig.
    »Irgendwann musste die Arbeit bei Newton’s ja mal abfärben«, sagte ich. »Wenn man tagein, tagaus die Vorzüge der Natur verkauft, wird man irgendwann neugierig.«
    Charlie sah nicht überzeugt aus.
    »Ich passe in Zukunft besser auf«, versprach ich und kreuzte heimlich die Finger unterm Tisch.
    »Ich hab nichts dagegen, wenn ihr in der Gegend um La Push wandert, aber bleibt in der Nähe der Stadt, ja?«
    »Wieso?«
    »In letzter Zeit wurden uns mehrere wilde Tiere gemeldet. Das Forstamt will der Sache nachgehen, aber vorerst …«
    »Ach so, der große Bär«, sagte ich, als ich begriff, wovon er sprach. »Ja, neulich bei Newton’s waren auch zwei Wanderer, die den gesehen hatten. Meinst du, da läuft echt irgendein mutierter Riesengrizzly rum?«
    Er legte die Stirn in Falten. »Irgendwas ist da. Bleibt nah an der Stadt, okay?«
    »Ja klar«, sagte ich schnell. Er sah nicht so aus, als wäre er restlos überzeugt.
    »Charlie wird langsam misstrauisch«, sagte ich zu Jacob, als ich ihn am Freitag nach der Schule abholte.
    »Vielleicht sollten wir mit den Motorrädern mal Schluss machen.« Er sah, dass ich nicht begeistert war, und fügte hinzu: »Wenigstens für eine Woche oder so. Eine Woche könntest du dem Krankenhaus doch mal fernbleiben, oder?«
    »Und was sollen wir dann machen?«, beschwerte ich mich.
    Er lächelte fröhlich. »Was du willst.«
    Ich dachte einen Augenblick darüber nach – darüber, was ich wollte.
    Es gefiel mir ganz und gar nicht, die kurzen Momente zu verlieren, in denen ich der Erinnerung nah war, ohne dass es wehtat – wenn sie von selbst kam und ich sie nicht bewusst herbeirief. Wenn wir nicht Motorrad fahren konnten, musste ich andere Wege suchen, mich in Gefahr zu bringen, und das erforderte einiges Nachdenken und Einfallsreichtum. Die Vorstellung, in der Zwischenzeit gar nichts zu machen, war nicht sehr verlockend. Womöglich verfiel ich dann wieder in Depressionen, trotz Jake. Ich musste etwas zu tun haben …
    Vielleicht gab es ja einen anderen Weg, ein anderes Rezept … einen anderen Ort.
    Das Haus war natürlich keine gute Idee gewesen. Aber irgendwo musste er doch gegenwärtig sein, irgendwo anders als nur in meinem Innern. Es musste einen Ort geben, an dem er greifbarer war als an den vielen vertrauten Stellen, die immer auch mit anderen Erinnerungen beladen waren.
    Mir fiel nur ein einziger Ort ein, der dafür in Frage kam. Ein Ort, der immer nur ihm und niemandem sonst gehören würde. Ein verzauberter Ort voller Licht. Die wunderschöne Lichtung, die ich nur einmal im Leben gesehen hatte, als sie von der Sonne und dem Glitzern seiner Haut erstrahlte.
    Wenn ich diese Idee in die Tat umsetzte, könnte das natürlich

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