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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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verletzt?«
    Aber ich hörte nicht zu.
    »Ich habe es dir ja gesagt«, murmelte die glasklare, traumhafte Stimme.
    »Bella?« Jacob rüttelte mich an der Schulter.
    »Alles in Ordnung«, murmelte ich benommen.
    Mehr als in Ordnung. Die Stimme in meinem Kopf war wieder da. Sie klang mir immer noch in den Ohren – ein sanftes, samtenes Echo.
    Schnell ging ich alle Möglichkeiten durch. Hier hatte es nichts Vertrautes gegeben – die Straße hatte ich noch nie gesehen, ich hatte etwas gemacht, was ich noch nie gemacht hatte –, kein Déjà-vu. Die Halluzinationen mussten also durch etwas anderes ausgelöst werden … Ich spürte das Adrenalin wieder durch die Adern rauschen und glaubte die Antwort zu kennen. Irgendeine Mischung aus Adrenalin und Gefahr oder vielleicht auch nur Dummheit …
    Jacob zog mich hoch.
    »Hast du dir den Kopf gestoßen?«, fragte er.
    »Ich glaub nicht.« Ich schüttelte den Kopf versuchsweise hin und her. »Ich hab das Motorrad doch nicht kaputt gemacht, oder?«, fragte ich besorgt. Ich wollte es sofort noch mal probieren. Waghalsigkeit lohnte sich mehr, als ich gedacht hatte. Dass ich mein Versprechen gebrochen hatte, war jetzt nebensächlich. Vielleicht hatte ich herausgefunden, wie ich die Halluzinationen hervorrufen konnte – das war viel wichtiger.
    »Nein. Du hast nur den Motor abgewürgt«, sagte Jacob in meine Spekulationen hinein. »Du hast die Kupplung zu schnell losgelassen.«
    Ich nickte. »Komm, wir versuchen es noch mal.«
    »Willst du wirklich?«, fragte Jacob.
    »Klar.«
    Diesmal versuchte ich den Kickstart selber. Das war verzwickt, ich musste leicht hochspringen, um das Pedal kräftig genug runterzutreten, und jedes Mal, wenn ich das versuchte, wollte das Motorrad mich umwerfen. Jacob ließ die Hand über dem Lenker schweben, damit er mich notfalls auffangen konnte.
    Ich machte ein paar gute und noch mehr schlechte Versuche, bevor der Motor ansprang und dröhnend loslegte. Ich konzentrierte mich darauf, die Handgranate festzuhalten, und drehte versuchsweise am Gas. Schon bei der leisesten Berührung knurrte das Ding. Jetzt lächelte ich genau wie Jacob.
    »Die Kupplung langsam loslassen«, erinnerte er mich.
    »Dann willst du dich also umbringen? Ist das der Sinn der Aktion?«, fragte die andere Stimme jetzt streng.
    Ich lächelte angestrengt – es funktionierte also noch – und ignorierte die Fragen. Jacob würde schon aufpassen, dass mir nichts Schlimmes zustieß.
    »Fahr nach Hause zu Charlie«, befahl die Stimme. Die bloße Schönheit ihres Klangs überraschte mich. Ich konnte nicht zulassen, dass sie aus meinem Gedächtnis verschwand, ganz egal, welchen Preis ich dafür zahlen musste.
    »Langsam kommen lassen«, sagte Jacob aufmunternd.
    »Mach ich«, sagte ich. Es ärgerte mich ein bisschen, als ich merkte, dass die Antwort für beide passte.
    Die Stimme in meinem Kopf knurrte gegen das röhrende Motorrad an.
    Diesmal versuchte ich mich zu konzentrieren und mich nicht von der Stimme ablenken zu lassen, als ich den Griff ganz allmählich lockerte. Plötzlich sprang der Gang rein und ich wurde nach vorn gerissen.
    Und ich flog.
    Da war Wind, der vorher nicht da gewesen war, er presste mir die Haut an den Schädel und blies meine Haare so kräftig nach hinten, dass es sich anfühlte, als würde jemand daran ziehen. Den Magen hatte ich beim Start zurückgelassen; das Adrenalin rauschte mir durch den Körper und prickelte in den Adern. Die Bäume rasten an mir vorbei und verschwammen zu einer grünen Wand.
    Und das war erst der erste Gang. Mein Fuß strebte schon zum Schaltpedal und ich gab mehr Gas.
    »Nein, Bella!«, rief mir die honigsüße Stimme wütend ins Ohr. »Pass auf!«
    Das lenkte mich von meinem Geschwindigkeitsrausch ab und ich merkte, dass die Straße hier eine Linkskurve machte. Ich fuhr immer noch geradeaus – wie man abbog, hatte Jacob mir nicht erklärt.
    »Bremsen, bremsen«, murmelte ich und trat automatisch mit dem rechten Fuß nach unten, wie ich es im Auto auch immer machte.
    Auf einmal hatte das Motorrad unter mir keinen festen Halt mehr, es schwankte erst zur einen Seite, dann zur anderen. Es zog mich zu der grünen Wand, und ich war zu schnell. Ich versuchte den Lenker in die andere Richtung zu drehen. Durch die plötzliche Gewichtsverlagerung wurde das Motorrad, das immer noch auf die Bäume zuraste, zu Boden gerissen.
    Wieder landete das Motorrad auf mir, es dröhnte laut und schleifte mich über die nasse Erde, bis es gegen etwas Hartes

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