Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot
ein paar Wochen schien sie sich dort sogar ganz wohl zu fühlen. Dem Charme der Cullens konnte man sich kaum entziehen – wenn man ihnen erst mal Gelegenheit gab, charmant zu sein.
»Und außerhalb der Schule?«, fragte Charlie in meine Gedanken hinein.
»Außerhalb der Schule hab ich mich mit niemandem getroffen, Dad. Ich hab Hausarrest, hast du das vergessen? Und außerdem hat Angela auch einen Freund. Sie ist immer mit Ben zusammen. Wenn ich jetzt wirklich frei bin«, fügte ich mit zweifelndem Unterton hinzu, »können wir ja vielleicht mal zu viert ausgehen.«
»Okay. Aber …« Er zögerte. »Du und Jake, ihr wart doch früher unzertrennlich, und jetzt …«
Ich fiel ihm ins Wort. »Komm mal zur Sache, Dad. Was genau ist deine Bedingung?«
»Ich finde es nicht gut, dass du alle anderen links liegenlässt, nur weil du einen Freund hast«, sagte er streng. »Das ist nicht nett, und ich glaube, dein Leben wäre ausgeglichener, wenn noch ein paar andere Leute darin vorkämen. Was letzten September passiert ist …«
Ich zuckte zusammen.
»Na ja«, sagte er abwehrend. »Wenn es neben Edward Cullen noch etwas anderes in deinem Leben gegeben hätte, wäre es vielleicht nicht so schlimm gewesen.«
»Es wär genauso schlimm gewesen«, murmelte ich.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
»Wolltest du nicht zur Sache kommen?«, erinnerte ich ihn.
»Nutz deine neue Freiheit, um dich auch mit deinen anderen Freunden zu treffen. Ein bisschen Ausgewogenheit.«
Ich nickte langsam. »Ausgewogenheit ist immer gut. Muss ich da bestimmte Quoten erfüllen?«
Er verzog das Gesicht, schüttelte jedoch den Kopf. »Ich will es nicht zu kompliziert machen. Du sollst nur deine Freunde nicht vergessen …«
Dieses Dilemma beschäftigte mich schon seit einiger Zeit. Meine Freunde. Menschen, die ich zu ihrem eigenen Besten nach dem Schulabschluss nie wiedersehen durfte.
Sollte ich mich also mit ihnen treffen, solange es noch ging? Oder sollte ich mich lieber jetzt schon zurückziehen, damit es nachher nicht so plötzlich kam? Beim Gedanken an die zweite Möglichkeit wurde mir ganz elend.
»… vor allem Jacob«, fügte Charlie hinzu, noch ehe ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte.
Womit das Dilemma noch größer wurde. Ich suchte einen Moment nach den richtigen Worten. »Das mit Jacob … könnte schwierig werden.«
»Die Blacks gehören praktisch zur Familie«, sagte er, streng und väterlich zugleich. »Und Jacob war ein sehr, sehr guter Freund für dich.«
»Ich weiß.«
»Fehlt er dir denn gar nicht?«, fragte Charlie frustriert.
Plötzlich hatte ich einen Kloß im Hals, ich musste mich zweimal räuspern, bevor ich antworten konnte. »Doch, er fehlt mir«, gab ich mit gesenktem Blick zu. »Sehr sogar.«
»Wo ist dann das Problem?«
Das konnte ich nicht so einfach erklären. Es verstieß gegen die Regeln, dass normale Leute – Menschen wie Charlie und ich – über die Welt voller Mythen und Monster Bescheid wussten, die im Verborgenen um uns herum existiert. Ich wusste alles über diese Welt – und das hatte mich ganz schön in Schwierigkeiten gebracht. Ich wollte nicht, dass Charlie ähnliche Schwierigkeiten bekam.
»Mit Jacob gibt es einen … Konflikt«, sagte ich langsam. »Was unsere Freundschaft angeht. Freundschaft ist für Jake nicht immer genug.« Das stimmte zwar, war jedoch völlig unbedeutend im Vergleich zu der Tatsache, dass Jacobs Werwolfrudel Edwards Vampirfamilie zutiefst verabscheute – und damit auch mich, da ich fest vorhatte, Teil dieser Familie zu werden. Dieses Problem konnten wir nicht mit Briefen klären, und Jacob weigerte sich, am Telefon mit mir zu sprechen. Mein Plan, dem Werwolf höchstpersönlich gegenüberzutreten, kam wiederum bei den Vampiren gar nicht gut an.
»Kann Edward nicht ein bisschen Konkurrenz vertragen?«, sagte Charlie sarkastisch.
Ich warf ihm einen finsteren Blick zu. »Es gibt keine Konkurrenz.«
»Du verletzt Jake, wenn du ihm so aus dem Weg gehst. Er wäre bestimmt lieber nur mit dir befreundet als gar nichts.«
Aha, jetzt ging ich ihm auf einmal aus dem Weg?
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass Jake nicht mit mir befreundet sein will.« Die Worte brannten in meinem Mund. »Wie kommst du überhaupt darauf?«
Jetzt blickte Charlie verlegen drein. »Kann sein, dass Billy und ich heute darauf zu sprechen kamen …«
»Du und Billy, ihr seid richtige Klatschtanten«, sagte ich und stach mit der Gabel wütend in den Spaghettikloß auf meinem
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