Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot
angelangt, als Charlie sich räusperte und die Zeitung auf den Boden warf.
»Du hast Recht«, sagte Charlie. »Es gibt einen Grund für das hier.« Er zeigte mit der Gabel auf die Nudelpampe. »Ich wollte mit dir reden.«
Ich legte das Buch beiseite; es war so zerlesen, dass der Einband gar nicht mehr richtig hielt. »Das hättest du mir doch einfach sagen können.«
Er nickte und zog die Augenbrauen zusammen. »Ja. Ich werd’s mir fürs nächste Mal merken. Ich dachte mir, es stimmt dich milde, wenn ich dir das Kochen abnehme.«
Ich lachte. »Das hast du geschafft – dank deiner Kochkünste bin ich jetzt so mild wie der Winter in Kalifornien. Was gibt’s, Dad?«
»Also, es geht um Jacob.«
Ich merkte, wie meine Miene hart wurde. »Was ist mit ihm?«, fragte ich mit steifen Lippen.
»Immer mit der Ruhe, Bella. Ich weiß, dass du sauer bist, weil er dich verraten hat, aber da hatte er Recht. Er hat verantwortungsvoll gehandelt.«
»Verantwortungsvoll«, sagte ich abfällig. »Ah ja. Also, was ist mit Jacob?«
Die Frage hallte in meinem Kopf wider, sie war gar nicht so banal, wie es schien. Was war mit ihm? Mit meinem ehemaligen besten Freund, der jetzt mein … was war er eigentlich? Mein Feind? Bei dem Gedanken erschrak ich.
Charlie war plötzlich auf der Hut. »Nicht sauer werden, ja?«
»Sauer?«
»Na ja, es hat auch mit Edward zu tun.«
Ich kniff die Augen zusammen.
Charlie klang jetzt angriffslustiger. »Ich lasse ihn doch ins Haus, oder?«
»Ja«, gab ich zu. »Für kurze Zeit. Du könntest mich natürlich auch ab und zu mal kurz raus lassen«, fügte ich hinzu – nur im Spaß, denn ich wusste, dass der Hausarrest bis zum Ende des Schuljahrs galt. »In letzter Zeit war ich doch ziemlich brav.«
»Tja, also, genau darauf wollte ich hinaus …« Und plötzlich verzog Charlie das Gesicht zu einem Grinsen. Mit den Lachfältchen sah er zwanzig Jahre jünger aus.
Das Grinsen machte mir ein wenig Hoffnung, aber ich wollte mich nicht zu früh freuen. »Jetzt versteh ich nichts mehr, Dad. Reden wir jetzt über Jacob, über Edward oder über meinen Hausarrest?«
Wieder blitzte das Grinsen auf. »Gewissermaßen über alles drei.«
»Und wo ist der Zusammenhang?«, fragte ich vorsichtig.
»Also gut.« Er seufzte und hob die Hände, als wollte er sich ergeben. »Ich dachte mir, du hast vielleicht eine Strafmilderung wegen guter Führung verdient. Für dein Alter bist du erstaunlich hart im Nehmen.«
Ich zog die Augenbrauen hoch und sagte schnell: »Im Ernst? Dann bin ich also frei?«
Wie kam das so plötzlich? Ich war mir sicher gewesen, dass ich Hausarrest haben würde, bis ich endgültig auszog, und Edward hatte nichts in Charlies Gedanken gelesen, was auf einen Wandel hindeutete …
Charlie hob einen Finger. »Unter einer Bedingung.«
Meine Begeisterung verpuffte. »Na super«, stöhnte ich.
»Bella, das ist kein Befehl, sondern eine Bitte, ja? Du bist frei. Aber ich hoffe, dass du mit dieser Freiheit … vernünftig umgehst.«
»Was soll das heißen?«
Er seufzte wieder. »Ich weiß, dass du nichts lieber willst, als deine gesamte Zeit mit Edward zu verbringen …«
»Mit Alice verbringe ich auch Zeit«, wandte ich ein. Für Edwards Schwester galten keine besonderen Besuchszeiten, sie konnte kommen und gehen, wie es ihr passte. Charlie fraß ihr aus der Hand.
»Das stimmt«, sagte er. »Aber du hast noch andere Freunde außer den Cullens, Bella. Jedenfalls war das einmal so.«
Wir sahen uns lange an.
»Wann hast du das letzte Mal mit Angela Weber gesprochen?«, fragte er.
»Freitag beim Mittagessen«, sagte ich, ohne zu zögern.
Bevor Edward zurückgekehrt war, hatten sich meine Schulfreunde in zwei Gruppen gespalten. Ich teilte diese Gruppen gern in Gut und Böse ein. Wir und die anderen war eine andere mögliche Bezeichnung. Die Guten waren Angela, ihr Freund Ben Cheney und Mike Newton; alle drei hatten mir großzügig verziehen, dass ich durchgedreht war, als Edward mich verlassen hatte. Lauren Mallory war die Wortführerin der anderen, und alle Übrigen, darunter Jessica Stanley, meine erste Freundin in Forks, gehörten zu ihrer Anti-Bella-Fraktion.
Seit Edward wieder an der Schule war, waren die Fronten noch klarer.
Edwards Rückkehr hatte mich Mikes Freundschaft gekostet, aber Angela blieb treu an meiner Seite, und auch auf Ben konnte ich zählen. Während die meisten Leute die Cullens instinktiv ablehnten, saß Angela beim Mittagessen jeden Tag tapfer neben Alice. Nach
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