Biss sagt mehr als tausend Worte
Kaiser auf eine der Kassen, und Troy Lee gab ihm eine Flasche Wasser. »Ganz ruhig, Majestät, das hatten wir doch schon mal.«
»So nicht. So nicht…«, sagte der Kaiser. »Es ist ein wahrer Sturm des Bösen! Verriegelt die Türen!«
Lash verdrehte die Augen. Das hatten sie doch nun wirklich schon gehabt. Und wenn der alte Mann tatsächlich von einem Vampir verfolgt wurde, war es sowieso unerheblich, ob sie die Tür verriegelten oder nicht.
»Wir stehen Euch zur Seite, Hoheit«, sagte Lash.
»Verriegelt die Tür!« Der Kaiser stöhnte und deutete auf die große Fensterscheibe. Eine Nebelbank schob sich über den Parkplatz, zielstrebiger, als man es für gewöhnlich von einer Nebelbank erwarten würde. Ein hohes Heulen und Kreischen schien aus dem Nebel zu dringen wie gesampelt, verstärkt und tausendfach multipliziert.
Die Barbaren traten an die Scheibe.
»Schließ die Tür ab, Lash! «, sagte Clint. Clint gab sonst nie Befehle.
Der Rand der Nebelbank brodelte nur so vor Leibern, Krallen, Ohren, Augen, Zähnen, Schwänzen – Katzen aus Nebel wogten durcheinander, wobei sich manche materialisierten,
nur um sich gleich wieder aufzulösen und mit der Woge zu verschmelzen, und ihre roten Augen schwebten in der Wolke wie glühende Kohlen in einem Feuersturm.
»Holla«, sagte Drew.
»Holla«, wiederholten die anderen.
»Okay, das ist jetzt echt was anderes«, sagte Troy Lee.
»Überall in der Stadt verschwinden meine Freunde«, sagte der Kaiser. »Obdachlose. Sie sind einfach weg. Nur ihre Kleider und grauer Staub bleiben übrig. Die Katzen töten alles, was sich ihnen in den Weg stellt.«
»Das ist voll für’n Arsch«, sagte Jeff.
»Absolut total voll für’n Arsch«, sagte Barry, nahm einen der schweren Warentrenner vom Rollband der Kasse und schwenkte ihn wie einen Knüppel.
»Schließ die verdammte Tür ab, Lash! «, schrie Clint.
»Jesus mag es nicht, wenn du fluchst«, warf Gustavo ein, der mexikanische Putzmann, der katholisch war und Clint gern darauf aufmerksam machte, wenn ihm sein Jesus zu entgleiten drohte.
Der Nebel prallte gegen die Scheibe, und sofort zerkratzten Krallen das Plexiglas, sodass es milchig wurde wie sandgestrahlt. Es klang wie – nun – wie tausend Vampirkatzen, die Plexiglas zerkratzten. Die Zähne taten einem davon weh.
»Hat einer von euch ’ne Waffe dabei?«, fragte Troy Lee.
»Ich hab Gras dabei«, sagte Drew.
Eine nebelhafte Katzenkralle schob sich unter der Tür hindurch und harkte über die Spitze von Lashs Turnschuh. Er schloss die Tür ab, nahm den Schlüssel und wich zurück.
»Okay, kurze Pause«, sagte er. »Krisensitzung im Kühlraum.«
Jared
Auf der anderen Seite der Stadt, im Schlafzimmer eines smarten Lofts im smarten SOMA-Viertel, blickte Jared Whitewolf von seinem wunden Knöchel auf und sah eine Rothaarige splitternackt durchs Zimmer laufen. Ihr Haar reichte bis zur Hüfte wie ein gelockter Poncho, umrahmte ihren Körper, der makellos und weiß wie Marmor war. In der Rechten hielt sie Jareds Dolch.
Jared verzog sich im Krebsgang rückwärts zum Bett. »Ich, ich, ich, es, es, es… Abby hat mich gezwungen…«
»Ganz ruhig, Edward mit den Scherenhänden«, sagte Jody. »Du solltest lieber schnell ein paar von Steves Blutbeuteln auftreiben, wenn du die Highschool nicht als öliger Staub beenden möchtest. Die Gräfin ist durstig.«
8
Die Chroniken der Abby Normal:
Schiefer der Haussegen nie hing
Wissen die Verdammten der Hölle um die Qualen eines ganzen Tages Mutterschelte, die ich wie dampfende Haufen Fledermausguano auf meine stachlig rote Kappe nehme? (Ich habe mich für rote Stacheln mit leuchtend violetten Spitzen entschieden, um meiner Empörung darüber Ausdruck zu verleihen, dass man mich verschleppt und mit dem Muttertier und meiner scheißigen Schwester Ronnie eingesperrt hat.) Offenbar findet meine Mutter, dass wir zu jung sind, um schon nach einer Woche zusammenzuziehen, in ein fremdes Apartment, das unvorstellbar reichen Untoten gehört. Zwar weiß sie nichts von den Untoten und dem vielen Geld, aber ihren Standpunkt hat sie klargemacht.
Okay, also, ich hatte mein rot kariertes Hochzeitskleid mit dem schwarzen Schleier angezogen und mich für ganztägiges Power-Schmollen entschieden, aus dem ich nur auftauchte, um Fu in meiner Pein zu simsen, dass er mir fehlte, und um umzuschalten oder irgendwas, als Jared vom Liebesnest aus anrief. Ich so: »Sprich, Leichenlutscher!«
Und Jared voll so: »OMFG! Die Gräfin ist raus,
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