Biss sagt mehr als tausend Worte
die Castro Street rauf und gehe zu ACE EISENWAREN. Und ich spür total die Antipathie von diesem
Bob-der-Baumeister-Typen mit der roten Weste, und ich so: »Was ist? Noch nie ein Hochzeitskleid gesehen?«
Und er so: »Nein, ich mag das Kleid, die Jacke, das ganze Ensemble ist ohnegleichen.«
Und ich so: »Echt? Danke. Dein Kittel rockt aber auch. Ich brauch ’ne Metallsäge und ’ne Bohrmaschine.«
Und er so: »Was willst du damit?«
Und ich so: »Brauch ich dafür ’ne Unterschrift von meiner Mom? Metallsäge und Bohrmaschine! Ich hab noch was vor.«
Und er so: »Ich habe nur gefragt, weil wir über dreißig verschiedene Typen von Bohrmaschinen haben.«
Und ich so: »Oh, ich brauch sie, um meinen dunklen Lord aus der Bronze zu befreien, in die ich ihn gegossen habe.«
Und er so: »Oh, das hättest du gleich sagen sollen.« Und er führt mich in den Bohrmaschinensalon, und ich suche mir eine rot-schwarze aus, die zu meinem Kleid passt, und Bob bringt mir eine Metallsäge, die sich völlig damit beißt, aber ich will ihn nicht verletzen, also sage ich, sie ist très beau , was französisch ist und »allerliebst« heißt.
Okay, also, während ich das Zeug bezahle, meine ich: »Und wieso habt ihr um Mitternacht noch auf?«
Und Bob meint: »Du weißt ja, wie das ist: Man weiß nie, wann jemand mitten in der Nacht seinen dunklen Lord befreien… oder fesseln muss.«
Ich voll so: »Kotz.« Denn für den Scheiß hab ich nichts übrig. Ich steh nur auf S&M und Bondage, solange es um Klamotten geht. Ich hab versucht, mich zu ritzen, um meinem Schmerz Ausdruck zu verleihen, nachdem Tommy (Lord Flood) mich zurückgewiesen hatte, aber OMFG, das tut echt
scheiße weh. Ich meine, ich steh genauso auf Selbstverstümmelung wie alle anderen auch. Ich hab acht Piercings und fünf Tätowierungen, von denen manche superscheiße wehgetan haben, aber die waren von Profis, und da kann man jemandem die Schuld geben. Ich kenn sogar jemanden in Haight Ashbury, der Mädchen umsonst tätowiert, wenn man die ganze Zeit schreit, was, wie sich herausstellte, gar nicht so schwerfällt, wenn dich jemand mit einer elektrischen Nadel piekt. Als er mir meine Fledermausflügel gestochen hat, habe ich so laut geschrien, dass ich zwei Tage keine Stimme hatte.
Okay, also, ich bin mit der Linie F quer durch die Stadt und die drei Blocks von der Market Street bis zum Loft gefahren, hab aber den Schalter an meiner Sonnenwarzenjacke festgehalten, für den Fall, dass Chet und seine Vampirkitties mich überfallen wollten, denn in meinem Hochzeitskleid kann ich nicht rennen, weil die Schnallen an den Moto-Cross-Plateaus sich im Saum verfangen, und deshalb hieß es: Wehrt euch oder krepiert, ihr blöden Viecher! Aber es kamen keine Vampirkatzen.
Jedenfalls schaffe ich es bis zum Loft und geh rein, voll so: »Hey, Gräfin, hier ist Euer Bohrer!« Keck wie ein Teddy auf Crack, obwohl das vielleicht ein Fehler war, denn es ist bewiesen, dass die Kecken leichter zu killen sind. Und dann ich voll so: WTF , Vampirella? Denn sie ist irgendwie nicht sie selbst – nicht bleich wie ein Bluter, sondern weiß wie Druckerpapier. Und ich ignoriere also den Umstand, dass sie, ohne zu fragen, einen meiner langen Röcke und mein schwarzes Bustier trägt, das sie auch noch mehr bustiert als mich, was irgendwie voll dreist ist. Und ich so: »Gräfin, alles okay? Ihr seht blass aus.«
Und Jared voll so: »Du hättest sie sehen sollen, bevor sie die Blutbeutel getrunken hat.«
Und plötzlich fühl ich mich wie der allerletzte Haufen Hundescheiße, denn mir wird klar, dass sie nur so schneeballesk aussieht, weil sie ohne Nahrung eingesperrt war. Also ich so: »’tschuldigung. Ich wollte doch nur, dass Ihr zwei bis in alle Ewigkeit zusammen seid, und es sah nicht danach aus, als würde das von selbst passieren.«
Und sie so: »Später, Abby.« Und sie nimmt mir das Werkzeug ab, geht rüber zu der Statue und fängt an zu bohren und zu sägen und was weiß ich noch alles.
Ich so: »Wie seid Ihr rausgekommen?«
Und sie so: »Rat Boy hat getanzt und die Bronze mit seinem Dolch angeritzt.«
Und Jared voll so: »Ich hab nicht getanzt. Ich hab ein bisschen Espresso getrunken und ihnen meinen Roman erzählt. Und dann hab ich auf deinen blöden Stiefeln das Gleichgewicht verloren.«
Und ich so: »Man darf ihm einfach kein Koffein geben, Gräfin! Seine Tante hat ihm zu Weihnachten einen Hundert-Dollar-Starbucks-Gutschein geschenkt, und am Ende mussten wir mit ihm zum
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