Biss sagt mehr als tausend Worte
Duschwanne stieg.
Okata setzte sich, sank auf den kleinen Hocker beim Futon und sah sich an, wie sie die letzte Asche von ihrer Haut wusch und das Wasser über ihren Körper laufen ließ, bis die ganze Wohnung von Dampf, Taumel und Staunen erfüllt war.
Er hob seinen Skizzenblock vom Boden auf und fing an zu zeichnen.
Er beobachtete, wie sie sich bewegte, wie ein Geist im Wasserdampf, wie sie sich abtrocknete und dann mit den Fingern durch ihr Haar fuhr. Sie trat aus dem Dampf hervor, ließ das Handtuch neben seiner Werkbank auf den Boden fallen. Er wandte sich ab, als sie näher kam, niederkniete und sein Kinn mit ihren Fingern anhob, bis er ihr in die Augen sehen musste. Sie waren grün wie Jadeblumen.
»Okata«, sagte sie. »Ich danke dir.«
Dann küsste sie ihn auf die Stirn, dann auf die Lippen, und ganz sanft nahm sie ihm die Skizze weg, ließ sie fallen, dann drückte sie ihn auf den Futon, und während sie sein Hemd aufknöpfte, küsste sie ihn noch einmal.
»Okay«, sagte er.
21
Die Chroniken der Abby Normal:
Mickrige Monosexualität einer appetitlichen
Außenseiterleiche
So ähnlich wie dieser Typ in Hermann Hesses Buch Der Steppenwolf (das ja, wie man weiß, ursprünglich Der Steppende Wolf heißen sollte), der draußen vor dem Magischen Theater dieses »Eintritt nicht für Jedermann«-Schild liest, bin auch ich — wenn es um Romantik geht — definitiv nicht eingeladen. Einsamkeit ist mein ewiger Begleiter. Mein Bettgenosse ist die Bitternis.
Oh, es war schön, bei Sonnenuntergang aufzuwachen, beinah in den Armen meines Dunklen Lords, zusammengekuschelt in unserem Schuppen auf dem Dach. Vermutlich hätte ich es mir verkneifen sollen, diese Taube unter dem Dachgesims herauszufischen und an ihrer kleinen Kehle zu nuckeln, doch zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ist und ich seither allem Gefiederten abgeschworen habe, weil es unappetitlich ist. Dennoch glaube ich, Lord Flood hätte mir bestimmt verziehen, dass ich seine Leinenhose mit blutigen Federn vollgespuckt habe, wäre da nicht mein Schwanz gewesen, der unsere geplante Suche endgültig vereitelt hat.
Okay, jetzt wissen also alle Bescheid. Ich habe einen Schwanz. Was mehr oder weniger der Grund ist, wieso wir zum Liebesnest zurückkehren mussten, statt unsere Suche
nach der Gräfin fortzusetzen. Fu rief kurz vor Sonnenaufgang an, um mir zu erzählen, dass die Ratten alle tot waren.
Und ich so: »Soll mir das was sagen, Fu? Wenn du mich vermisst, könntest du dich auch einfach entschuldigen, kurz zu Kreuze kriechen, und Schwamm drüber.«
Und er so: »Nein, Abby, du verstehst nicht! Da ist etwas in ihrer DNA. Nach einer Woche ist ihre Vampirzeit abgelaufen.«
Und ich so: »Mein armer, trauriger Fu Dog. Bist du sicher, dass die Sache mit den toten Ratten nicht nur ein Hilferuf deiner Manntenne ist, weil sie Sehnsucht nach der Venusmuschel hat? Hmmm?«
Aber er voll so: »Nein, Abby, dein Vampirismus enthält Ratten-DNA, genau wie der von Chet Menschen-DNA enthält.«
Ich so: »Mh-hna!«
Und er voll so: »Du musst herkommen, Abby. Ich weiß, dass du einen Schwanz hast.«
Und ich so: »Kackmist«, und hab aufgelegt.
Und als Flood und ich im Schuppen auf dem Dach zu uns kommen, sag ich so: »Vielleicht sollten wir mal bei Fu reinschauen.«
Flood so: »Ruf ihn an und sag ihm, dass sich hier irgendwo alte Vampire herumtreiben, um aufzuräumen. Er soll sich bereithalten. Wir sind in ein paar Minuten da.«
Aber ich so: »Ich simse ihn an. Ich will ihn momentan nicht sprechen.«
Und dann hat mir Tommy beigebracht, dass man nicht zu schnell rennen darf, weil sonst jemand merken könnte,
dass was los ist. Man muss irgendwie so in Spurts rennen und darf nicht über Autos springen, weil man damit sofort verrät, dass man ein Nosferatu ist. Allerdings habe ich ein paar Touristen im Cable Car angeroooaaart, weil sie es brauchen konnten. Und würde man sie fragen, würden sie bestimmt sagen: »Sie war très mysteriös, und zu Hause in Cowfuck, Nebraska, wissen wir, dass ›roooaaar‹ voll typisch ist, denn bei uns haben wir noch Werte und so.«
Nachdem wir also drei Blocks weit gerannt waren, habe ich uns ein Taxi gerooaaart, das angesichts meiner staunenswerten dunklen Kräfte und des Hundert-Dollar-Scheins, mit dem ich winkte, stehen blieb, und wir fuhren zum Liebesnest, wo Jared uns die Tür aufmachte.
Und Jared voll so: »OMG, OMG, OMG, Abby, die Ratten sind tot!«
Und ich so:
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