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Bissige Gäste im Anflug

Bissige Gäste im Anflug

Titel: Bissige Gäste im Anflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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nichts gespürt. Er musste sogar an seinen ersten Schultag denken. An sein Federmäppchen mit den Bärchen drauf. Aber dann, beim H-I-J-K, war der Schmerz gekommen wie eine Welle kochend heißes Wasser. Beim L-M-N-O-P biss Dirk van Kombast noch die Zähne zusammen, doch dann, beim Q, hielt er es nicht mehr aus. Die Schmerzen hatten gewonnen. Er konnte sie nicht verarbeiten. Er wollte ihnen auch nicht begegnen. Er wollte sie herausschreien.
    Der Vampirjäger fand, das ›Q‹ eignete sich hervorragend als Schmerzlaut. Viel besser als ›Au‹ oder ›Ah‹ oder ›Ei‹. Ja, dieses schrille Q hatte ihm richtig gutgetan. Der Schmerz ließ bereits nach. Natürlich waren seine Tarnung und sein Versteck dahin. Er musste schleunigst zusehen, dass er vom Fenster wegkam. Was immer in dieser Lagerhalle vor sich ging – wer mit Backsteinen auf unbescholtene Bürger warf, der tat noch ganz andere Dinge. Es war besser, Abstand zum Geschehen zu gewinnen. So schnell wie möglich. Und so schnell es mit einer Beule am Kopf, einem Gipsbein und ohne Gehhilfe ging.

Die schrille Kuh
    A lle starrten zum Tor, durch das die Transgiganten auf ihren Riesenfledermäusen eben hinausgeflogen waren.
    »Schlotz zoppo, das war knapp«, flüsterte Daka. Sie stand neben ihrer Schwester auf dem Hallenboden, der von einem bunten Obst-Gemüse-Salat bedeckt war. In der Halle sah es aus, als wäre eine Bombe hochgegangen.
    Silvania zog sich eine Stange Spargel aus den Haaren und gleichzeitig ihre Schwester an sich. Ihr schlotterten noch zu sehr die Eckzähne, um etwas sagen zu können.
    Helene riss sich die Puddingschüssel vom Kopf, rannte auf die Vampirschwestern zu und umarmte sie beide.
    Elvira Tepes reichte ihrem Mann, der auf einem Kartoffelhaufen gelandet war, die Hand und zog ihn hoch.
    Kaum auf den Beinen, drückte Mihai Tepes seine Frau an sich und vergrub die Nase in ihren rotbraunen Haaren. Nichts beruhigte ihn so sehr wie der Geruch, der davon ausging.
    Helene war die Erste, die wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. »Wir müssen Ludo aus dem Kühlraum holen. Bevor er ein Eisklumpen wird.«
    »Zu spät.«
    Helene, Daka, Silvania, Herr und Frau Tepes drehten sich um und sahen in die Ecke, aus der die zwei Worte gekommen waren.
    »Ich meine, ich bin schon aus dem Kühlraum raus«, fügte Ludo hinzu.
    »LUDO!«, riefen alle im Chor.
    Helene lief auf Ludo zu, Daka flog zu Ludo und Silvania flopste sich kurzerhand zu ihm. Dann umarmten sie ihn alle gleichzeitig.
    Ludo schielte etwas benommen nach links und rechts. Er freute sich sehr, seine Freundinnen wiederzusehen. Aber von drei Mädchen gleichzeitig umarmt zu werden, war ein bisschen unheimlich.
    »Was haben die Transgiganten mit dir gemacht?«
    »War es sehr kalt?«
    »Wie bist du aus dem Kühlraum gekommen?«
    »Die Trans was?« Ludo sah seine Freundinnen an wie ein zermatschter Blumenkohl.
    »Die Transgiganten. Die Riesenvampire«, sagte Helene. »Sie haben dich vom Knochenhügel entführt, also, genau genommen ihre Haustiere, die Riesenfledermäuse, denen hatten sie den Auftrag gegeben, aber die haben es vermasselt, denn die hatten einen ganz anderen Auftrag, denn eigentlich sollten sie mich und nicht dich entführen, weil ...«
    »Haben sie dir jetzt etwas getan oder nicht?«, fuhr Silvania dazwischen.
    »Eine Riesenfledermaus hat mir ins Gesicht gepupst. Aber sonst war nichts.«
    Daka klopfte Ludo auf die schmalen Schultern. »Datiboi flatliac, keinem ist etwas passiert.«
    Herr Tepes, der mit seiner Frau zu den Kindern gegangen war, räusperte sich. »Nicht der Fledermaus sei Dank, sondern meiner einzigartigen, mutigen, außergewöhnlichen Frau!«
    Elvira Tepes sah ihren Mann an, als hätte sie statt eines Kompliments gerade ein rohes Ei an den Kopf bekommen.
    Herr Tepes ließ sich vom Gesichtsausdruck seiner Frau nicht aus der Fassung bringen. »Elvira haben wir es zu verdanken, dass wir alle noch hier und alle unversehrt sind. Samt Haut und Haaren, roten und weißen Blutkörperchen.«
    »Mir? Aber wieso denn?«, fragte Elvira Tepes.
    »Du musst nicht bescheiden sein. Wer fünf ausgewachsene Transgiganten und fünf Flatliac Kolossos in die Flucht schlägt, der kann sich vollkommen zu Recht als Held feiern lassen.« Herr Tepes hob seine Frau kurz hoch und drückte ihr einen kitzelnden Lakritzschnauzerkuss auf die Wange.
    Elvira strampelte, bis sie wieder auf dem Boden stand. »Aber ich war das nicht!«
    Herr Tepes zog die Augenbrauen hoch, grinste verschmitzt und zog mit Daumen

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