Bissige Spiele (German Edition)
das Schönste für sie wünschen.
Während wir uns in die wohltuenden Sonnenbetten eingruben, begann ein wohliger, blumiger Duft aus den Sonnenteilchen zu strömen. Erinnerungen an eine Reise in den Orient, den ich vor zweihundert Jahren getätigt hatte, krochen in meine Gedanken. Ein Innenhof, Säulen umrandet, in seiner Mitte ein mehrstöckiger Brunnen, mit reichen Mosaiken verziert und mit zahlreichen Rosenblüten gefüllt, auf die sanft die Wassertropfen fielen. Um ihn herum einladende, gemütliche Liegeflächen mit bunt verzierten Kissen und verzinkten Laternen, Windlichtern, Palmen und Dufthölzern. Beruhigend und aphrodisisch. Rosen, Hibisken und warmes Sandelholz. Das Zirpen der von der Sonne aufgeheizten Grillen in der Ferne.
Die Reise war eine Reise in eine andere Welt und niemals würde ich sie vergessen. Ob der Duft durch meine Erinnerung heraufbeschworen worden war, ähnlich wie der Ort der Verwandlung, konnte ich nicht sagen, dennoch, es war derselbe Geruch wie damals, und ich konnte mir nur noch mit Sara an meiner Seite ein atemberaubendes Gefühl vorstellen.
Saras zarte Hand griff nach meiner und ich wusste, dass damit der Beginn der Transfusion stattfinden würde. Ihre Finger verschmolzen mit meinen in der Unterlage, in die wir gebettet waren, ebenso wie unsere Körper. Etwas schien in uns einzudringen, wie Millionen von winzigen Haaren, die sich ihren Weg in meine Zellen bahnten, sie hielten, mich und Sara hielten. Ja, ich fühlte mich gehalten, geborgen und gebettet zugleich.
Langsam erhob sich mein Bereich des Sonnenmeeres. Die Waage hatte ihre Funktion aufgenommen und pendelte uns auf die momentane Literzahl unserer roten Körperflüssigkeit ein. Millimeter um Millimeter.
Kaum lag ich vollkommen entspannt, begann die Reise in mein Inneres. Wie ein Trancezustand fuhr mein Bewusstsein aus dem Außen in mein Inneres. In meinen Körper, und als hätten meine Augen ungehemmten Zugang zu jeder Faser meines Körpers, sah ich, wie sich winzige Sonnenschläuche an meine leeren Adern dockten und ihnen einen Zugang ermöglichten. Alles leuchtete in wunderbaren Gelb- Rot- und Goldtönen in den unterschiedlichsten Farbnuancen und ich sah mich als lebendiges Kunstwerk liegend inmitten eines Experimentes der Liebe oder des Todes.
Nichts tat weh. Im Gegenteil. Langsam trafen sie ein, jene ersehnten Bluttröpfchen, violettfarben, burgundrot. Blut, das schimmernd und glänzend auf meine Bahnen traf, tröpfchenweise meinen Körper befüllte, als würde tatsächlich jemand mitzählen, fielen sie einzeln aus dem Zugang in sein Endziel, flossen zum letzten Winkel meines Körpers, sackten dort zusammen, bildeten eine zusammenhängende Flüssigkeit und füllten nach und nach meinen Körper wie ein leeres Fass.
Mein Bett sank leicht hinab, vielleicht nur wenige Millimeter, was bedeuten musste, dass wir uns langsam anglichen und mein Körper die Bluttropfen gut aufnahm.
Sara wirkte starr und betäubt. Mir war es gegönnt, auch in ihren Körper zu sehen, und mein Herz schrie vor Liebe und Hoffnung, sie gesund wieder zu sehen. Doch kein Moment der Enttäuschung oder des Zweifels überkam mich während dieser Transfusion. Alles war richtig und alles war wunderschön. Wenn alles schief gehen würde und Sara sterben sollte, dann empfand ich es plötzlich als richtig. Nichts wollte ich mehr anzweifeln, nichts wollte ich mehr in der Evolution und in den Entscheidungen des Lebens in Frage stellen.
Ich vertraute. Auf die Antwort.
Plötzlich sah ich, dass Sara höher lag als ich. Ein heftiger Stoß durchzog meinen gesamten Körper. Wie ein Stromschlag hatten die Sonnenteilchen meinen Körper attackiert. Alles bäumte sich auf, alles zitterte, vibrierte, stach und biss in jede Zelle meines Körpers.
Ich meinte zu schreien. Vor Schmerz.
Meinte mich zu übergeben. Vor Übelkeit.
Meinte zu Ersticken. Vor Sauerstoffmangel.
Meine zu sterben. Weil alles so brannte, wie das Höllenfeuer.
Doch ich erkannte, dass jenes Vampirgift, welches mir einst meine Zellen mutiert und gelähmt hatte, von dem Stromschlag herausgeschleudert wurde, sich wie eine zähe, pechschwarze Glibbermasse langsam in meinem Körper verdichtete und wie lange Fäden von den Sonnenteilchen aus meinem Körper gesogen wurden, bis ich schließlich meinen Körper im gleichen Farbenlicht leuchten sah, wie ich zuvor Sara gesehen hatte.
Mein Körper war vom Gift befreit.
Zur gleichen Zeit konnte ich beobachten, wie sich durch einen ähnlichen Schlag Saras
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