Bissige Spiele (German Edition)
sein, das sogar nicht davor zurückschreckte, seine leibhaftige Chance, sein Leben zurück zu bekommen, lediglich als Nahrung anzusehen.
Oder war es doch vielleicht etwas anderes, was ich da tat? Normalerweise fiel es mir mehr als schwer, während einer Nahrungsaufnahme zu denken und nun tat ich es unaufhörlich. Meine Gedanken liefen wie eine Videokamera ab, die unentwegt meine Taten filmten und versuchten sie zu erklären.
Plötzlich hatte ich gar nicht mehr das Bedürfnis an ihrem Blut zu saugen, vielmehr empfand ich es als Teil meines Kusses, auf den ich schon so lange sehnlichst gewartet hatte. Es war eine Spielerei! Eine gefährliche, aber dennoch hatte sie auch ihren Reiz gehabt, auch wenn Sara mich zuvor gewarnt hatte, sie nicht zu beißen. Allerdings konnte man das Aufschlitzen der Wunde nicht gerade als Biss bezeichnen und die Tatsache, dass sie mich die ganze Zeit über festgehalten hatte, war wie ein Motor gewesen, der mich angetrieben und belebt hatte.
Mit meinem Speichel fuhr ich ihr über den Riss und schloss meine zwar immer noch hungrigen, aber ein wenig besänftigten Lippen, während ihre offen blieben und ein sanftes Keuchen hinterließ.
Saras Augen waren geschlossen, seitdem ich an die Wunde gekommen war und auch jetzt rührten sie sich nicht. Noch immer hielt sie meinen Nacken fest, in der Hoffnung, das Gefühl dadurch weiter bewahren zu können. Auch ihr Keuchen war weiterhin zu hören und ihre Brust hob und senkte sich gierig und ungestillt.
„Muss ich dann auch darauf verzichten, wenn du wieder ein Mensch bist?“, hauchte sie mir entgegen.
„Ich denke, dass ich ebenso gierig nach dir sein werde wie jetzt. Aber meine Gier wird für dich keine Gefahr mehr darstellen, und ich glaube, dass dies noch schöner sein wird.“, entgegnete ich ihr, nicht ohne ein Lächeln dabei zu bekunden.
Saras Griff in meinem Nacken ließ nach und ebenso die Aufregung in ihrer Brust.
Sie öffnete ihre bezaubernden Augen, die mir wässrig und leuchtend entgegenblickten.
„Das ist gut. Meinst du es war bei meiner Mutter auch so?“
Mit einem unsanften Stoß hatte ich Sara ohne zu wollen von der Mauer geschubst, und sie fiel unsacht auf die Steine.
„Au! Was soll das? Bist du verrückt geworden?“, schrie sich mich mit vollem Recht an.
Schnell sprang ich auf, griff nach ihrem Arm und zog sie wieder hoch.
„Entschuldige, aber du hast mich erschreckt. Ich wusste nicht, ob du…“ Wo sollte ich nur anfangen. Wieder fühlte ich mich wie ein Kind, das gerade laufen lernt.
„Du wusstest die ganze Zeit über Bescheid und bist trotzdem bereit, mit mir zusammen zu sein, und mir sogar zu helfen?“, fragte ich völlig verständnislos.
„Ja!“ Sara klang so überzeugt, dass ich mir fast dumm vorkam, aus allem so eine Szene gemacht zu haben.
Meine Unsicherheit, die Zweifel, dieser Ort! Alles, nur um sie behutsam auf den Tod ihrer Mutter anzusprechen, und nun das! Eine überzeugte, vor nichts zurückschreckende Sara, die nicht gerade den Mörder ihrer Mutter liebte, aber einen ähnlichen Massenmörder.
„Sara, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Ich dachte nicht, dass du weißt, wer deine Mutter getötet hat.“
„Nun, nachdem uns Catherine von der Frau im Zug erzählte und du dann noch die Wunde von ihr bearbeitet hast, musste ich schließlich nur noch die Puzzleteile zusammenlegen. Es waren die gleichen Anzeichen. Oder hältst du mich für einfältig?“
„Nein, tue ich nicht. Aber wie kannst du nur mit mir deine Zukunft verbringen wollen, wenn einer von uns deine Mutter auf dem Gewissen hat? Wie kannst du nur?“
Auch wenn es mir immer noch schwer fiel darüber zu sprechen, musste jetzt einfach alles auf den Tisch.
„Es ist mir egal was du bist!“, entgegnete sie mir, und ich sah sie weiterhin ungläubig an.
Die Sonne kam mir in diesem Moment zu Hilfe, denn ich hoffte, Sara plötzlich davon abbringen zu können, ihr Leben an mich zu vergeuden. Jetzt ging es mir nur noch darum, dass Sara es niemals bereute, und ich war mir nicht sicher, ob sie es nicht doch eines Tages tun würde. Vielleicht kam ihre Wut doch noch irgendwann in ihr hoch und sie verabscheute mich. Was sollte ich mit einem Leben ohne Sara? Wenn ich leben wollte, dann doch nur wegen ihr!
Meine Schlangengrube wurde wieder sichtbar und auf der Mauer, auf der wir wieder Platz genommen hatte, sah es beinahe so aus, als wären es echte Schlangen, die sich auf den warmen Steinen sonnten.
In der Hoffnung, dass es auf Sara ebenso
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