Bissige Spiele (German Edition)
eklig wirkte wie auf mich, wies ich auf meinen durchlässigen Körper.
„Das ist mein Körper!“
Einen kleinen Hoffnungsschimmer hatte ich in diesem Moment, ihr einen weiteren Beweis meines Monsterseins zu offenbaren. Aber Sara war alles andere als abgeschreckt. Sie atmete nicht mehr heftig und ihr Blut schoss auch nicht mehr wie zuvor in heftigen Schüben durch ihren Körper. Der Moment kam mir vor wie eine Ewigkeit doch anstatt angewidert von meiner Seite zu weichen, griff sie nach meiner Schlangengrube, ruhig und gelassen.
„Nicht gerade wunderschön, aber wie du schon sagtest, das ist eben dein Körper!“
Ich konnte es nicht glauben!
Musste ich ihr noch eine Kostprobe geben, damit sie endlich begriff, was ich war, was ich ihr antun konnte?
„Das ist der Körper eines Mörders, Sara.“
Ich ging aus der Sonnenbank wieder heraus auf die andere Seite einer angrenzenden Steinwand der Ruine. Zurück in den Schatten.
Ich zog die Ärmel meines Trenchcoats wieder hinunter, die ich zuvor für die kleine Sonneneinlage nach oben geschoben hatte. Es war mir ohnehin schon unangenehm genug, dass ich dies alles über mich ergehen lassen musste, um die Liebe meines Lebens vor ihrer hirnlosen Idee zu bewahren, mit einem ehemaligen Vampir ihr Leben zu verbringen.
„Ich bin einer von denen, die deine Mutter auf dem Gewissen haben, Sara!“, versuchte ich es noch einmal.
„Na und!“ Sie klang so sicher!
Aber ich wusste den Grund besser, warum das keiner glaubte.
„Weil du geblendet wirst, geblendet von meiner Erscheinung, Sara!“
Ich lief entlang der Steinwände. Sara blieb regungslos auf der Mauer sitzen.
Eine blitzschnelle Drehung und ich sah ihr in die Augen. Ich versuchte drohend zu wirken, aber es schien als ob alles an Sara abprallte.
Sara wirkte völlig unbeeindruckt. Es half alles nichts. Meine Drohung war noch nicht zu Ende, und ich musste Sara zeigen, welches Monster vor ihr stand. Worte halfen anscheinend nicht. Jetzt würden Taten folgen. Ich sprang mit einer Leichtigkeit innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde auf den hohen Turm vor uns und schrie sie an.
„Die Menschen sind uns ausgeliefert!“
Ich sprang hinunter, hob einen riesigen Stein von einer der Mauern hoch und warf ihn mit einer Leichtigkeit gegen die Ruine, die unter dem Schlag zusammenbrach.
„Ich ernähre mich von Menschen!“
„Ist mir egal.“
Sara war verrückt!
„Sara, ich lebe nur von Blut! Und das nicht zu knapp, das habe ich dir doch schon gesagt! Es gibt nicht immer nur Konserven!“
„Für mich ist das nicht entscheidend.“
Wie konnte sie nur so etwas sagen. Ich selbst konnte mit dieser Tatsache seit meiner Vampirgeburt so schlecht umgehen.
Sicher hatte sie Mitleid mit mir. Das war doch völlig absurd. Ein Vampir bekam Mitleid von einem Menschen.
Resigniert setzte ich mich neben sie auf die Mauer, auf der wir anfänglich zusammen gesessen hatten.
„Warum, Sara?“
Ich schaute ihr in die Augen, die mich immer noch unberührt ansahen.
„Kennst du Romeo und Julia?“
Sollte das ein Scherz von ihr sein?
„Ich war bei der Uraufführung!“, protzte ich und erzählte weiter.
„Obwohl damals ein Mann die Julia gespielt hat, war es einfach unglaublich romantisch und einzigartig. Fast allen liefen die Tränen, und wem sie nicht liefen, war ein Vampir!“
„Dann kennst du sicher die Stelle, in der es heißt: ´Ich sah zu früh, den ich zu spät erkannt. Dass es das Schicksal so übel mit mir meint, dass ich muss lieben den verhassten Feind!` So ungefähr geht es mir, David! Ich weiß, was du bist, aber als ich erkannt habe, dass du ein Mörder bist, war es schon zu spät. Und jetzt, jetzt ist es unwichtig geworden. Nur noch
du
zählst! Nichts weiter!“
Am liebsten hätte ich das Gleiche gemacht, wie vor einigen Minuten, sie an mich gezogen und sie geküsst, aber ich war so beschämt von ihrer Liebe, ich wagte es nicht.
Für mich stand die Frage im Raum, ob ich ihr die gleiche Liebe entgegenbringen würde, wenn mein Herz wieder in der Lage war, Gefühle zu entwickeln. Ob ich ihren Gefühlen gerecht werden würde?
Noch wusste ich ja nicht, was mich erwartete.
Noch ahnte ich nur, dass aus der Dankbarkeit und der Gewissheit, dass es nur in ihrer Macht lag, meinem leblosen Körper wieder Lebensenergie einzuhauchen, einmal die größte Liebe werden würde.
Wissen konnte ich es nicht. Es war nur eine innere Gewissheit, von der ich mich nun jedoch fragte, ob sie tatsächlich ausreichte.
Für Sara gab es
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