Bissige Spiele (German Edition)
hatte nicht gemerkt wie sehr ich erkaltete. Hätte ich damals gewusst, was mir blühte, und dass es eine Möglichkeit gab, es aufzuhalten, ich wäre durch ganz London gejagt um meinen Blutsauger zu finden.
Aber nun war Sara die Einzige, die es rückgängig machen konnte, und sie würde ich sicher nicht aus den Augen lassen. Bis zum Schluss!
„Deine Gefühle! Sie schwinden von Tag zu Tag! Am Anfang wirst du nur ein wenig garstig und unterkühlt sein, aber nach und nach wirst du ein unglaublich unnachahmlicher Eisblock, Sara! Und das ist genau das, wovor ich eine verdammte Angst habe! Wahrscheinlich wirst du deine Kräfte irgendwann so genießen, dass du die Kälte in deinem Herzen nicht bemerkst oder sie als nebensächlich ansiehst. Einen Monat kann jeder ohne Liebe leben, vielleicht sogar ein Jahr. Ok! Sicher gibt es jede Menge Vampire oder auch Menschen, die ein ganzes Leben ohne Liebe leben können, ohne es zu bedauern. Aber es gibt auch andere, die es schnell bedauern und sich danach sehnen, Liebe zu empfinden.
Leider weiß ich nicht, zu welcher Kategorie du gehörst, Sara, und das macht mir Sorgen!“
Im Prinzip war ich mit meinen Erklärungen am Ende und das Thema hatte mich erschöpft, auch wenn dieses Wort normalerweise für mich keine Bedeutung hatte. Jetzt war ich erschöpft!
Eine befreiende Stille trat ein. Ähnlich wie in dem Augenblick, in dem Sara von meinem Vampirsein erfahren hatte. Auch jetzt empfand ich ein Gefühl der Erlösung und des Friedens.
Sara öffnete endlich ihre Augen und richtete sich auf.
„Wie bitte? Du weißt nicht, zu welcher KATEGORIE ich gehöre?“, fragte sie in einem Ton, der eindeutig vorwurfsvoll klang.
„Woher sollte ich, ich meine…“
Jetzt saß ich in der Patsche. Wie sollte ich da nur wieder herauskommen? Ich glaubte sie verletzt zu haben, denn wenn ich so recht darüber nachdachte, war es auch wirklich zu dumm von mir, an ihr zu zweifeln. Andererseits konnte ich mir einfach trotz ihrer Einmaligkeit nicht vorstellen, dass sie die einschleichende Kälte so sehr bemerken würde. Schließlich gab es ja noch die ganzen Vorzüge, die so überdeutlich zu spüren waren, dass sie von der Kälte ablenkten.
Woher zum Teufel sollte ich wissen, wie Sara reagieren würde?
„Du bist mir vielleicht ein Vampir! Und du behauptest, ich sei deine Zukunft? Wenn du so sehr davon überzeugt bist, dass nur ich dich wieder zum Leben erwecken kann, könnte ich dann nicht auch einer der Menschen sein, die merken, wenn ihr Herz erkaltet? Traust du mir denn nichts zu?“
Das war ein verdammter Schlag ins Gesicht und ich hatte ihn zu hundert Prozent verdient!
„Doch Sara. Mehr als du wahrscheinlich denkst und dennoch habe ich Angst. Kannst du das nicht verstehen?“
„Nein! Kann ich nicht! Du musst doch wissen, was hier eigentlich los ist! Wie kannst du nur an mir zweifeln, wo ich doch hier und jetzt neben dir sitze und bereit bin, dir dein Leben wieder zu geben. Koste es, was es wolle!“
Eine kurze Pause entstand und mit ihr eine bedrückende Stille.
„Wie kannst du nur an mir zweifeln? Weißt du denn nicht…“
Ein kurzes Stocken unterbrach ihren Redefluss, bevor sie anscheinend den Mut hatte weiter zu sprechen,
„…dass ich nur noch bei dir sein will, in deiner Nähe, solange ich lebe?“
Wieder hatte ich das Gefühl, gesündigt zu haben. Hörte das denn jemals auf?
Wusste ich das, was Sara behauptete? Konnte ich ihren Worten Glauben schenken? Was war es nur, das mich immer wieder von der augenscheinlichen Wahrheit ablenkte und Zweifel in mir hervorrief?
Sara war eine Vampirnärrin, so hatte ich sie kennen gelernt. Nüchtern und vielleicht auch ein wenig blutrünstig. Sie hatte keine Eltern mehr, ihr Vater, wie sie mir zwischenzeitlich erzählt hatte, hatte die Familie früh im Stich gelassen, und die Tatsache, dass ihre Mutter von einem Vampir getötet wurde, machte mir die Sache nicht einfacher. Ehrlich gesagt, war dies auch der springende Punkt!
Wir hatten noch nicht über ihre Mutter und den wahren Grund ihres Todes gesprochen. Ich war mir nicht sicher, ob sie, seitdem sie über meine Welt einiges erfahren hatte, ahnte, wer ihre Mutter auf dem Gewissen hatte.
Irgendwann mussten wir darüber sprechen, das war so sicher, wie das Amen in der Kirche, auch wenn dieser Vergleich an dieser Stelle definitiv hinkte.
Wenn Sara keine Ahnung davon hatte, dann konnte ich ihren Wunsch in meiner Nähe zu sein, verstehen. Sie hatte sich wahrscheinlich schlicht und ergreifend
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