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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Panik. Reine, nackte Panik angesichts der Vorstellung, Sean aufzugeben und allein zu sein. Denk nicht darüber nach, sagt eine zittrige Stimme in mir. In zwei Minuten stehst du im Rampenlicht. Denk an den Fall …
    Während ich bremse, in die Ausfahrt der Interstate einbiege und schließlich auf der St. Charles Avenue herauskomme, summt mein Mobiltelefon zu den Eingangsnoten von U2’s »Sunday, Bloody Sunday«. Ohne hinzusehen weiß ich, dass es Sean ist.
    »Wo bist du?«, fragt er.
    Ich bin noch gut fünfzehn Blocks von den stattlichen viktorianischen Häusern der Prytania Street entfernt, doch ich muss Sean beruhigen. »Bin nur noch einen Katzensprung vom Tatort entfernt.«
    »Gut. Kannst du deine Ausrüstung alleine tragen?«
    Mein Untersuchungskoffer wiegt voll beladen fast fünfzehn Kilo, und heute Nacht brauche ich außerdem meine Kameratasche und das Stativ. Vielleicht will Sean andeuten, dass ich ihn bitten soll, mir zu helfen. Es würde ihm Gelegenheit für ein paar private Worte geben, bevor wir uns umringt von anderen wiederfinden. Doch ein privates Gespräch ist heute Abend das Letzte, wonach mir der Sinn steht.
    »Ich komme zurecht«, sage ich. »Du klingst so eigenartig. Was ist los bei euch?«
    »Alle sind nervös. Du kennst die Geschichte.«
    Tue ich. Es hat drei Fälle von Serienmord in der Baton-Rouge-Gegend von New Orleans in genauso vielen Jahren gegeben, und bei allen dreien haben sich im Verlauf der Ermittlungen schwere Fehler ereignet.
    »Wir haben Detectives aus dem Sechsten Distrikt hier«, fährt Sean fort. »Aber die Sonderkommission hat vor Ort übernommen. Wir führen unsere Ermittlungen aus dem Hauptquartier, genau wie die anderen. Captain Piazza hat mich bereits bei den Eiern.«
    Carmen Piazza ist eine harte Italoamerikanerin um die fünfzig, die durch die Ränge des Detective Bureau marschiert ist und nun das Morddezernat leitet. Wenn irgendjemand Sean jemals wegen seiner Beziehung zu mir feuert, dann ist es Piazza. Sie ist zwar beeindruckt von Seans Verhaftungen, doch sie denkt, er wäre ein Cowboy. Und sie hat Recht. Sean ist ein hartgesottener, verteufelter irischer Cowboy.
    »Hat sie einen Verdacht, was uns angeht?«
    »Nein.«
    »Keine Gerüchte? Nichts?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Was ist mit Joey?«, frage ich in Anspielung auf Seans Partner, Detective Joey Guercio. »Hat er zu irgendjemandem geplappert?«
    Eine Millisekunde des Zögerns. »Bestimmt nicht. Hör mal, sei einfach cool, wie du’s immer warst, außer beim letztenMal. Meinst du, du schaffst das? Sind deine Nerven wieder in Ordnung?«
    Ich schließe die Augen. »Waren sie, bis du gefragt hast.«
    »Sorry. Beeil dich, okay? Ich gehe wieder rein.«
    Wie aus heiterem Himmel überkommt mich ein Anfall von Verlangen. »Kannst du nicht auf mich warten?«
    »Es ist wohl besser, wenn ich es nicht tue.«
    Besser für dich, ja. »Auch gut.«
    Konzentrier dich auf den Fall, sage ich mir und überprüfe die Hausnummern auf der Prytania, um mich zu orientieren. Sie erwarten von dir, dass du dich in deiner Materie auskennst.
    Die Fakten sind schnell erzählt. In den vergangenen dreißig Tagen wurden drei Männer mit der gleichen Waffe erschossen, von den gleichen Zähnen zerbissen und dabei – in zwei Fällen – mit dem Speichel eines Mannes benetzt, dessen dna mit siebenundachtzigprozentiger Wahrscheinlichkeit auf einen Weißen hindeutet. Das kriminaltechnische Labor des nopd hat die ballistischen Untersuchungen durchgeführt und die Identität der Waffe bestätigt, während das Labor der Staatspolizei die mitochondrische dna analysiert hat. Und ich habe die Bisswunden für identisch erklärt.
    Das ist sehr viel schwieriger, als es im Fernsehen erscheinen mag. Wenn ich einem Detective meine Arbeit erkläre, erzähle ich meist von dem forensischen Pathologen, der ein künstliches Gebiss benutzt hat bei dem Versuch, perfekt übereinstimmende Bisswunden auf einem Leichnam zu hinterlassen. Es gelang ihm nicht. Die Lektion ist klar, selbst für einen Streifenpolizisten: Wenn es schon schwierig ist, zwei Bisswunden in Einklang zu bringen, von denen man weiß, dass die gleichen Zähne sie verursacht haben, dann ist es nahezu unmöglich, Bisswunden zu vergleichen, die von Millionen verschiedener Menschen herrühren können. Selbst wenn man die Zahl der Verdächtigen auf eine kleine Gruppe eingeengt hat, ist es immer noch viel problematischer, als mancher Odontologe zuzugeben bereit ist.
    Speichel im Bissabdruck eines Killers kann die

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