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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Teenageralter und eine Mutter, die Diätrezepte sammelt. Bisher bin ich mit allen mühelos fertiggeworden. Was sind dagegen schon Hotelbesitzer oder schlechtgelaunte Touristen?« Dann erkundigte sie sich noch vorsichtig: »Gehört Buchhaltung auch in mein eventuelles Ressort?«.
    »Nein, ganz bestimmt nicht«, versicherte Dennhardt, dem es sichtbar schwerfiel, ernst zu bleiben. »Die Abrechnungen werden von hier aus erledigt. Sie bekommen nur jede Woche die Buchungsunterlagen, also wie viele Personen insgesamt wie viele Zimmer brauchen, und die müssen Sie dann in unseren Vertragshotels reservieren. Praktisch ist das reine Routinearbeit, die bloß ein paar Telefongespräche erfordert. Sie haben natürlich ein eigenes Büro, in dem Sie zu bestimmten Zeiten erreichbar sein sollten. Zwei bis drei Stunden pro Tag genügen. Ab und zu müßten Sie sich auch in den einzelnen Hotels sehen lassen, damit Sie eventuelle Beschwerden entgegennehmen und möglichst sofort ausbügeln können. Am besten machen Sie die Besuchsrunden zu den Fütterungszeiten, weil die meisten Gäste dann im Speisesaal zu finden sind. Das hat auch noch einen weiteren Vorteil, denn ein satter Gast ist fast immer auch ein zufriedener Gast – mit leerem Magen meckert es sich viel leichter.«
    Tinchen nickte. »Das klingt einleuchtend. Aber nun möchte ich doch noch gern wissen, wo der Pferdefuß bei der ganzen Sache steckt?«
    Dennhardt sah sie fragend an. »Welcher Pferdefuß? Was meinen Sie damit?«
    »Weil das, was Sie als mein künftiges Aufgabengebiet umrissen haben, höchstens ein paar Stunden täglich in Anspruch nimmt. Was mache ich nachmittags?«
    »Sie werden sich wundern, wieviel Zeit Sie mit Kleinkram vertrödeln müssen. Es passiert immer mal etwas Unvorhersehbares, und deshalb brauchen wir ja auch Mitarbeiter, die flexibel genug sind, auch mit außergewöhnlichen Situationen fertig zu werden.«
    »Aha«, sagte Tinchen, »also doch ein Pferdefuß. Mit welchen Situationen wäre denn beispielsweise zu rechnen?«
    »Du lieber Himmel, was erwarten Sie eigentlich? Wir vermitteln doch keine Callgirls! Was ich meine sind Streiks, Erdbeben, Trauerfall oder weiß der Kuckuck, was sonst noch eintreten kann. Überschwemmung habe ich noch vergessen!«
    »Ich habe den Freischwimmer!«
    »Im übrigen, liebes, verehrtes Fräulein Ernestine Pabst, möchten wir unseren Mitarbeitern auch ein bißchen Freizeit gönnen, denn überarbeitete Reiseleiter mit blassen Gesichtern sind eine miserable Reklame. Eine geregelte Arbeitszeit mit ausnahmslos freiem Wochenende haben Sie sowieso nicht, das ist bei dieser Art Job nicht drin. Wir sind keine Beamten.«
    »Das habe ich heute schon einmal gehört!«
    »Um so besser. Dann wissen Sie auch, daß Sie bei uns weder Pensionsansprüche noch turnusmäßige Beförderungen zu erwarten haben. Wir würden Sie zunächst für eine Saison verpflichten, also vom 1. April bis zum 30. September. Bei beiderseitiger Zufriedenheit läßt sich später auch über den Einsatz in einem Wintersportort reden. Können Sie skilaufen?«
    »Nein, nur rodeln.«
    »Ist auch ungefährlicher. – Also, was ist, Fräulein Pabst, haben Sie Lust, ein Schmetterling zu werden?«
    »Wenn ich nicht auch noch Fliegen lernen muß …« Tinchen sah ihr Gegenüber mit einem fröhlichen Lachen an. Dann gab sie sich einen Ruck. »Eigentlich würde ich noch ganz gern wissen, ob man bei Ihnen auch etwas verdienen kann.«
    Scheinbar betrübt schüttelte Dennhardt den Kopf. »Da biete ich Ihnen nun Sonne, Meer, Strand und ein ganz kleines bißchen Arbeit, und Sie reden von Geld.« Ein Blick in Tinchens Gesicht ließ ihn aber schnell fortfahren: »Wir zahlen Ihnen für den Anfang zwölfhundert Mark netto bei freier Verpflegung und Unterkunft in einem unserer besten Hotels. Das ist zwar kein fürstliches Gehalt, aber es dürfte als Taschengeld ausreichen.«
    »Einverstanden!« sagte Tinchen. »Nun müßten Sie mir nur noch verraten, wohin Sie mich schicken wollen.«
    »In Anbetracht Ihrer offensichtlichen Vorliebe für Italien und nicht zuletzt Ihrer perfekten italienischen Sprachkenntnisse wegen« – er blätterte noch einmal in den Unterlagen – »würde ich sagen, wir beordern Sie in die germanische Hochburg.«
    Ich habe es ja geahnt, dachte Tinchen, nie ist ein Mensch so vollkommen wie in seinen Bewerbungsschreiben. Wenn der jetzt auf die Idee kommt, meine sogenannten Sprachkenntnisse unter die Lupe zu nehmen …?
    Im Augenblick schien das nicht der Fall

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