Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
Empfang.
    »Makt nix, ich sprechen deutsch.«
    Harbrecht bewaffnete sich mit zwei Koffern und marschierte zum Ausgang. »Ich bringe Sie erst einmal in Ihre Hotels. Beim Abendessen werden wir alles Notwendige durchsprechen, und dann müssen Sie sehen, wie Sie klarkommen. Morgen abend muß ich in Sizilien sein.«
    Er stellte das Gepäck neben einem Taxi ab und blickte belustigt in die entsetzten Gesichter seiner Begleiterinnen. »Aber ich denke, Sie bleiben noch mindestens eine Woche hier?« Tinchen schnappte hörbar nach Luft.
    »Impossibile. Unser Kollege in Taormina ist von irgendeinem Vieh gebissen worden, das es laut Prospekt dort gar nicht geben dürfte. Jedenfalls war es giftig, und nun liegt er im Krankenhaus. Kein Mensch ist da, der den Laden schmeißt. Dabei hat die Saison dort unten schon angefangen.«
    »Aber wir können doch nicht …«
    »Ihr könnt schon! Bekanntlich wächst der Mensch mit seinen Aufgaben!«
    »Und was ist, wenn jemand Wachstumsstörungen hat?« fragte Lilo.
    Luigi tauchte auf, begleitet von einem dienstbaren Geist, der die vorausgeschickten Koffer schleppte. »Gutt, daß ich habe großes Auto. Ist auch deutsch.«
    Ein Teil des Gepäcks verschwand im Kofferraum, der Rest auf dem Vordersitz.
    »Prima a Hotel Lido, Luigi, e poi a Buona Vista!«
    »Si, Signor!« Luigi klemmte sich hinters Steuer und trat das Gaspedal durch. Die Reifen quietschten, zwei Tauben ergriffen panisch die Flucht, ein entgegenkommender Wagen wich in ein Blumenbeet aus, ein zweiter schaffte es nicht mehr, und Luigi trat voll auf die Bremse. Die drei Insassen flogen halb über die vorderen Sitze.
    »Makt nix«, sagte Luigi, »Bremsen sind gutt!« Dann setzte er seine Fahrt in etwas gemäßigterem Tempo fort. Trotzdem konnte Tinchen nur einen flüchtigen Blick auf die palmenbestandene Promenade werfen, auf der reger Betrieb herrschte. Spaziergänger schlenderten zwischen Blumenrabatten, Kinder fütterten Tauben, bewacht von strickenden Großmüttern; vor den kleinen Bars saßen Müßiggänger, löffelten Eis und ließen sich von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne bescheinen. Wenn Luigi mal nicht den Finger auf der Hupe hatte, konnte man sogar das Meer rauschen hören.
    Die Promenade verjüngte sich zu einer schmalen Straße, die seitlich von einer niedrigen Steinmauer begrenzt wurde. Dahinter lag das Meer. Von Strand war nichts zu sehen. Faustgroße Steine, die bis zum Fuß der Mauer reichten, bedeckten den Boden.
    »Ist das hier die Badestelle für Fakire?« erkundigte sich Lilo.
    »Die Strandbäder liegen überwiegend hinter der Promenade. Dort gibt es auch Sand. Oder besser gesagt, die Steine sind mit Sand vermischt. Da vorne ist übrigens das Hotel Lido!« Harbrecht wies auf einen quadratischen Kasten, der etwas abseits der Straße stand. »War mal das erste Haus am Platze, aber inzwischen ist es von den modernen Betonburgen etwas in den Hintergrund gedrängt worden. Man wohnt hier sehr ruhig. Die Verpflegung ist erstklassig, und außerdem hat Fritz immer ein anständiges Bier im Kühlschrank. Trinken Sie Bier?«
    »Selten.« Tinchen beäugte etwas zweifelnd das Gemäuer, in dem sie während des nächsten halben Jahres zu Hause sein würde. Der ehemals weiße Anstrich war bestenfalls dunkelweiß zu nennen und blätterte an einigen Stellen schon ab. Dagegen waren die steinernen Blumenkästen neben dem Eingang frisch bepflanzt und leuchteten trotz der frühen Jahreszeit in allen Farben. An der Seitenfront rankte ein dekoratives Grüngewächs.
    Luigi kurvte schwungvoll in die Einfahrt, preßte den Finger auf die Hupe und den Fuß auf die Bremse. Kieselsteine spritzten zur Seite, aber der Wagen hielt genau vor dem Eingang.
    »Dieser verrückte Hund ruiniert mir noch den ganzen Weg!« Aus der Tür trat ein Riese, der in karierten Hosen steckte, ein gestreiftes Hemd trug und dazu eine Fliege mit gelben Punkten. Die fehlenden Kopfhaare wurden durch einen gewaltigen grauen Vollbart kompensiert.
    Harbrecht war ausgestiegen und half seinen Begleiterinnen aus dem Wagen.
    »Welche kriege ich denn?« Der Riese trat näher und streckte beide Hände aus. »Willkommen in Verenzi! Ich bin Fritz Schumann, und ich freue mich wirklich, daß Herr Dennhardt endlich vernünftig geworden ist. Junge Damen sind ein erfreulicherer Anblick als alte Männer. Oder solltest du anderer Meinung sein, Theo?«
    »Guck doch in den Spiegel, Rübezahl!«
    Luigi sortierte das Gepäck. »Sind Sie Signora Er-ne-stina?« buchstabierte er vom

Weitere Kostenlose Bücher