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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Man verliebt sich nicht in jemanden, den man erst zweimal gesehen hat! Dazu ist es viel zu früh! Auch wenn man jetzt in Italien lebt, wo die Sonne scheint und die Wellen glucksen und überhaupt alles ganz anders und viel, viel schöner ist.
    Brandt schraubte die Flasche zu. »Es wird ja immer behauptet, daß die Liebe vom Wandel der Zeit unberührt bleibt. Ich stelle mir aber gerade vor, wie Hero und Leander am Strand sitzen und sich gegenseitig mit Lichtschutzfaktor sechs einreiben!«
    »Hatten die ja noch gar nicht«, murmelte Tinchen und war auch schon eingeschlafen.
    Eiskalte Wasserspritzer weckten sie wieder auf. Neben ihr stand ein triefender Brandt und schüttelte sich wie ein nasser Hund. »Los, Tina, kommen Sie mit! Das Wasser ist ganz warm!«
    »Will nicht. Wenn die Sonne wirklich so viel Energie abstrahlt, weshalb macht dann ein Sonnenbad so faul?« Sie blinzelte zu ihm hoch.
    »Außerdem bin ich keine Sardine!«
    »Was soll das heißen?«
    »Sehen Sie sich doch mal an!« Sie deutete auf die klebrigen schwarzen Flecken, mit denen Brandts Beine bedeckt waren. Abfallprodukte der Zivilisation. »Das ist doch Teer, oder?«
    »Wahrscheinlich. Dagegen hilft nur Petroleum.« Er wühlte in seiner Tasche und brachte ein kleines Fläschchen zum Vorschein. »Der kluge Mann baut vor! Angeblich soll ja das Meer die große Energiequelle der Zukunft sein. Mir wäre fürs erste schon damit gedient, wenn wir das hineingelaufene Öl wieder herausholen könnten!«
    Die Teerflecken waren notdürftig beseitigt. »Wie wäre es mit einer kleinen Erfrischung? Nicht der Durst macht uns zu schaffen, sondern daß man nichts zu trinken kriegt!« Bäuchlings robbte er zum Rand der Klippe und zog an einer dort befestigten Schnur. »Ich weiß, daß Rotwein Zimmertemperatur haben soll, aber der hier stand schon kurz vor dem Siedepunkt!«
    Er entkorkte die tropfende Flasche und reichte sie Tinchen. »Sie können ihn ruhig trinken! Ist ein ganz leichter Landwein. Gläser müssen auch irgendwo sein.« Wieder kramte er in seiner unergründlichen Tasche.
    »Geht auch Pappe?«
    Der zerbeulte Becher war offenbar schon häufiger benutzt worden. Tinchen winkte dankbar ab. »Sie verwöhnen mich zu sehr!« Sie setzte die Flasche an, nahm einen kräftigen Schluck und hustete los. »Was ist denn das?« keuchte sie, »Rostschutzfarbe?« An ihrer Hand zeigten sich rötliche Spuren.
    »Um Himmels willen, jetzt habe ich den Metaxa erwischt!« Brandt riß ihr die Flasche: aus der Hand. »Den hat mir mal ein Freund aus Griechenland mitgebracht, und neulich habe ich das Zeug in eine Korbflasche umgefüllt, weil ich die Originalpulle als Blumenvase brauchte. Sie hat einen so schönen langen Hals.«
    »Den habe ich auch!« kicherte Tinchen. Der scharfe Schnaps war ihr zu Kopf gestiegen und hatte dort einiges Unheil angerichtet. Das kommt davon, wenn man mit nichts im Magen griechisch trinkt! Wieso überhaupt griechisch? War sie nicht in bella Italia? Und wieso hatte der Adonis da drüben einen Bruder bekommen? Zwei Adonisse? Oder war einer davon Apoll? Römischer Liebesgott mit vier Buchstaben, kam in jedem Kreuzworträtsel vor. Quatsch, der heißt doch Eros! Alles, was mit -os oder -is endet, ist griechisch! Bloß, wie kam der griechische Eros hierher? Sie gab es auf, die Geheimnisse des Olymps zu enträtseln, rollte sich zusammen und schlief kurzerhand wieder ein.
    Laute Stimmen schreckten sie auf. »Kiek mal, Bruno, ’ne Robinsine!«
    »Laß ma mit deine ewije Fische in Ruhe, ick hab’ ja doch keene Ahnung, wie die Biester alle heeßen!«
    Auf dem Wasser schaukelte ein Tretboot, besetzt mit zwei Männern, von denen der eine die Küste mit einem Feldstecher abgraste.
    »Ick rede nich von Fische, ick meene den weiblichen Robinson da oben uff’n Felsen. Oder sollte ick besser Loreley sagen?«
    »Jib ma die Kieke!«
    Das Glas wechselte den Besitzer. »Nee, Loreley is det nich, die war blond.«
    »Woher weeßte det?«
    »Weil Joethe von det joldene Haar jeschwärmt hat.«
    »Dez war aba nich Joethe, det waren andrer!«
    »Na, denn war et Schiller, eener von beeden isset ja imma!« Er schwenkte seinen Strohhut. »Soll’n wa ruffkommen, Kleene?«
    »Nein, ich will gerade gehen!« Eilends zog Tinchen ihr Kleid über den Kopf und rollte das Handtuch zusammen. Zwischendurch warf sie einen vorsichtigen Blick zum Boot hinunter. Aber das hatte sich schon wieder in Bewegung gesetzt. »Na, vielleicht een andret Mal!« winkte Bruno.
    Erleichtert setzte sich Tinchen

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