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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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es viel besser! Die Hälfte hatte sie schon geschafft.
    »Halt!! Nein!!« schrie sie plötzlich, griff nach den Sandalen und kriegte noch eine zu fassen. Die andere schoß in Purzelbäumen abwärts und blieb auf der Felsplatte liegen direkt neben Brandts Badetasche.
    Tinchen heulte hemmungslos. Jetzt war sie beinahe oben gewesen, und nun das! Wenn sie sich nicht beeilte, schaffte sie es überhaupt nicht mehr. Die Dämmerung brach herein, und die dauerte hier unten nie sehr lange. Vorsichtig kletterte Tinchen wieder zurück. Es ging besser, als sie erwartet hatte. Bis auf den Riß im Saum, aber das Kleid war ja sowieso zu lang gewesen. Man soll doch zeigen, was man hat! Endlich hatte sie wieder die Plattform erreicht, hinkte zu ihrem Schuh und bekam Kulleraugen. Er war in der Mitte durchgebrochen und nur noch als Fischfutter zu gebrauchen, vorausgesetzt, die Viecher fraßen Schlangenleder. In hohem Bogen warf sie den Schuh ins Meer. Dafür nun die ganze halsbrecherische Kraxelei! Die hätte sie sich weiß Gott sparen können! Im Bus könnte sie jetzt schon sitzen, in einem schönen weichen Lederpolster … statt dessen hockte sie auf diesem dämlichen Felsen und hatte die ganze Ochsentour noch einmal vor sich! Sie tastete nach einem Handtuch und wischte sich über das tränenverschmierte Gesicht. Und alles bloß wegen dieses geschniegelten Affen, dieses Gigolos, dieses gewissenlosen … ihr fiel nichts Passendes mehr ein, mit dem sich die negativen Charakterzüge des betreffenden Herrn ausreichend definieren ließen, und so heulte sie erst mal wieder ein bißchen vor sich hin.
    »Das Tinchen saß auf einem Stein, einem Stein …«, klang es mehr laut als melodisch, aber Tinchen erschien es wie eine Opernarie.
    »Entschuldigen Sie, daß es so lange gedauert hat, aber da draußen hatte sich jemand zuviel zugemutet und schlappgemacht. Den mußte ich erst an Land bringen!« Brandt zog sich über die Klippe und griff nach seinem Handtuch.
    »Wie heroisch! Und wie passend, daß gerade heute ein geeignetes Objekt für Ihre humanitären Anwandlungen in greifbarer Nähe war! Kriegen Sie jetzt die Rettungsmedaille?«
    »Wofür denn? Ich war doch bloß so eine Art moralische Unterstützung. Als der Mann merkte, daß er nicht mehr allein war, konnte er wieder schwimmen. Ich bin lediglich neben ihm hergepaddelt, bis er Boden unter den Füßen hatte. Für eine Medaille reicht das nicht.«
    »Ihr Pech!«
    »Nö, gar nicht. So ein Ding muß man bloß regelmäßig putzen und auf Verlangen vorzeigen, wobei dann immer eine ausführliche Schilderung der Heldentat erwartet wird.«.
    »Diese Aussicht müßte Ihrem Hang zur Selbstdarstellung doch sehr entgegenkommen!«
    »Warum sind Sie plötzlich so kratzbürstig, Tina? Ich gebe ja zu, daß ich Sie eine ganze Weile alleingelassen habe, aber Sie haben fest geschlafen, zusammengerollt wie ein Embryo. Ich bin kein Maler, der stundenlang ein schönes Gesicht anstarren kann, und einseitige Unterhaltungen sind auf die Dauer so unergiebig. Also bin ich schwimmen gegangen. Sind Sie mir deshalb böse?« Prüfend sah er sie an. »Haben Sie etwa geweint?«
    »Weshalb sollte ich?« Tinchen war gar nicht wohl in ihrer Haut. Das alles hörte sich so logisch an, aber sie hatte gleich wieder das Schlimmste vermutet. »Mir ist vorhin eine Mücke ins Auge geflogen, die ging so schwer raus.«
    »Wahrscheinlich ist sie ertrunken! Sie müssen ja wahre Tränenbäche vergossen haben!« Er fing an, den herumliegenden Inhalt seiner Tasche zusammenzusuchen. »Wir sollten uns ein bißchen beeilen, es wird langsam kühl.« Suchend sah er sich um. »Wo ist eigentlich meine Hose?«
    »Im Wasser!« sagte Tinchen.
    »Verflixt!« Jetzt war es mit seinem Gleichmut vorbei. »Wie ist sie denn da hingekommen?«
    »Runtergefallen!«
    »Einfach so?«
    »Wie denn sonst?«
    »Das frage ich
Sie
ja!« Brandt beugte sich über die Klippe.
    »Nichts zu sehen.«
    »Vorhin war sie aber noch da!« Auf allen vieren kroch Tinchen über das Plateau und kniete sich neben ihn. »Verstehe ich nicht! Ich hatte nicht weit genug geworfen, und da war sie mit dem Gürtel an dem Stein da vorne hängenge …« Erschrocken hielt sie sich den Mund zu.
    Brandt stand auf und blickte finster auf sie herab. »Tina, beichte!«
    Das Du überhörte sie erst einmal. Jetzt sah sie sich in die Defensive gedrängt, und es wäre albern gewesen, auf Förmlichkeiten herumzureiten. »Als ich aufwachte, saß ich hier ganz allein, meine Handtasche war weg, und

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