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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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zustande. »Er funktioniert, ja, und durchaus gut. Sie dachten, daß ein vielbeschäftigter Empfangschef sich ein Gesicht weniger leicht merken kann als der Concierge, der einem den Zimmerschlüssel aushändigt und überdies für Witzbolde und deren Bubenstreiche kein Verständnis zeigt.«
    Er bedachte mich mit einem wohlwollenden Blick.
    »Nicht schlecht für eine Improvisation aus dem Stegreif, aber das reicht wohl nicht, oder? Anteil an verspäteter Einsicht viel zu hoch. Wenn Sie nie von Oberholzer und Kramer gehört hätten, warum sollte Ihnen dann die Möglichkeit, daß Ihnen jemand einen Streich spielen wollte, überhaupt in den Sinn kommen? Nein, Sie versäumten es, sich selbst zu fragen, warum ich zum Empfangschef gegangen war, weil die vordringlichste Frage, die Sie in genau diesem Augenblick beschäftigte, so lautete: Wer ist dieser Witzbold, was will er, und wie gefährlich kann er mir werden?«
    Ich nippte an meinem Whisky. Ich begann ihn zu brauchen. Als täte ich es Krom zuliebe, stellte ich die Frage:
    »Und warum haben Sie sich für den Empfangschef entschieden, um mir die Nachricht zukommen zu lassen?«
    Er belohnte mich mit einem Nicken für Wohlverhalten, aber nicht sogleich mit einer Antwort auf die Frage.
    »Obschon er einer der aktiveren Angehörigen Ihres privaten Spionagerings ist«, sagte er, »glaube ich über diesen Empfangschef mehr zu wissen als Sie. Natürlich interessiere ich mich schon seit geraumer Zeit für jeden, der bekanntermaßen zu Ihren Mitarbeitern zählt. Wenn irgend möglich, habe ich Dossiers über sie angelegt. Nachdem ich jedoch einmal beschlossen hatte, daß die Wiege unserer Zusammenarbeit hier in Brüssel stehen sollte, wurde die Betreuung aller Ihrer örtlichen Kontakte intensiviert.«
    Ein merkwürdiges Zucken seiner Gesichtsmuskeln setzte ein, als er hinzufügte: »Das Risiko einer Fehlgeburt war für diesen liebevollen Elternteil gänzlich untragbar.«
    Als das Zucken seines Gesichts nicht aufhörte und er mich gespannt ansah, wurde mir klar, daß er glaubte, etwas Witziges gesagt zu haben, und auf mein beifälliges Lachen wartete.
    Als er statt dessen nur einen ungerührten Blick erntete, hörte das Zucken auf, und er sagte großmütig: »Vielleicht wäre ein militärischer Vergleich eher nach Ihrem Geschmack.«
    »Vielleicht.«
    »Nun gut, dies war die Art Operation, bei der nur tadellose Vorbereitung den entsprechenden taktischen Überraschungseffekt zeitigt. Eine Botschaft, Ihnen aufs Zimmer geschickt oder hier unten in Ihren Briefkasten geworfen, hätte nichts bewirkt. Sie hätten Zeit zum Überlegen gehabt, Zeit, Erkundigungen einzuziehen und Defensivmaßnahmen zu treffen, möglicherweise auch Zeit, mir Ungelegenheiten zu bereiten. Oder sogar«, fügte er neckisch hinzu, »in Unkenntnis der Vorkehrungen, die ich zu meiner Sicherheit getroffen habe, Zeit, um meine Entfernung aus der Szene in die Wege zu leiten.«
    Ich blickte angemessen empört ob der Unterstellung drein. »Für einen Kriminologen haben Sie eine recht finstere Phantasie, Herr Professor.«
    »Das war nicht ganz ernst gemeint, Mr. Firman.« Die entblößten Raffzähne täuschten Jovialität vor, aber die Wachsamkeit in den blaßblauen Augen redete eine andere Sprache. Er hielt mich nicht nur für einen Kompetenten Kriminellen, sondern traute mir auch zu, einen Mord zu begehen. Ich merkte mir das und ließ ihn in dem Glauben, der mir vielleicht noch einmal gelegen kommen würde.
    »Aber in einer Hinsicht«, sagte er, »haben Sie recht.«
    »Gut.«
    »Der Concierge hätte, wie Sie sagen, die mündliche Benachrichtigung seltsam finden können. Daraus hätten sich mehrere mögliche Konsequenzen ergeben. Sie hätten, wie wir gesehen haben, irgendwie Lunte riechen und somit gewappnet sein können. Wichtiger noch, er hätte, ohne sich etwas dabei zu denken, reden, klatschen und damit die gesamte Organisation kompromittieren können. Mir war, müssen Sie wissen, längst klargeworden, daß absolute Geheimhaltung, sofern unsere Zusammenarbeit fruchtbar werden soll, besonders in den Anfangsstadien unerläßlich sein würde. Das ist der Grund, weswegen ich mich, was die Übermittlung meiner Nachricht betraf, für den Empfangschef entschied. Er wird, dessen kann ich Sie versichern, kein Wort davon oder über seine zweifellos anschließende Befragung durch Sie irgendwelchen Dritten gegenüber verlauten lassen. Dazu fürchtet mich der arme Kerl viel zu sehr.«
    »Ich habe bemerkt, daß er eingeschüchtert

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